Bauherr:innenpreis für vorbildliche Zentrumsentwicklung in Hohenems

Hohenems. Eine der begehrtesten Würdigungen in der Architekturbranche geht nach Vorarlberg: Den Bauherr:innenpreis hat die Zentralvereinigung der Architekt:innen Österreichs (ZV) der Schadenbauer Projekt- und Quartierentwicklungs GmbH für das Projekt „Wiederbelebung Altstadt Hohenems“ zuerkannt. Österreichweit ist es zudem der einzige Preis in der Kategorie „herausragende Bauten, Freiraumgestaltungen sowie städtebauliche Lösungen der letzten drei Jahre“, den die ZV in diesem Jahr vergeben hat. Insgesamt wurden 110 Projekte eingereicht, aus denen in einem zweistufigen Verfahren 25 Nominierungen und schließlich insgesamt drei Preisträger:innen ausgewählt wurden.
„Jedes Haus erstrahlt in altem Glanz oder neuer Schönheit und fügt sich doch in erster Linie in das Ensemble. Kein eitler Architekturzoo, sondern Bausteine für ein lebendiges und spürbar wertbeständiges Stück Stadt. Die Ortskernbelebung in Hohenems stemmt sich erfolgreich gegen Flächenverbrauch und Bodenversiegelung. Architektur und Städtebau schreiten Hand in Hand in eine nachhaltige Zukunft. Möge diese Strategie noch viele Erweiterungen in Hohenems und Nachahmungen allerorts finden“, schrieb Angelika Fitz, Jurorin und Direktorin Architekturzentrum Wien, in der Jurybegründung.
Besondere Bedeutung
Projektentwickler Markus Schadenbauer freut sich über den Preis, der am Freitagabend, 13. Oktober, im Festspielhaus Bregenz, verliehen wurde. Für ihn hat er eine besondere Bedeutung: „Der Bauherr:innenpreis hat auch eine historische Perspektive: Jede Zeit hat ihre eigene Ausdrucksform – in der Architektur, der Freiraumgestaltung und den städtebaulichen Lösungen. Durch die behutsame Sanierung machen wir die Identität der Stadt erlebbar.“
Markus Schadenbauer und sein Team schufen in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Hohenems, den Hauseigentümer:innen, Bewohner:innen, Geschäftstreibenden und namhaften Architekt:innen einen lebendigen Stadtkern. Dazu wurden Häuser der Marktstraße und Harrachgasse, die einst von Handwerk und Handel geprägt und zuletzt in desolatem Zustand waren, revitalisiert und qualitätsvoll nachverdichtet. „Die historischen Qualitäten der Innenstadt wiederzugewinnen, wurde durch die Verkehrsentlastung der Stadtspange ermöglicht“, erklärt der Projektentwickler.
Historie sanft ins Heute übertragen
Die Geschichte der Stadt spiegelt sich nun in den einzelnen Häusern wider. Um ihren individuellen Charakter zu bewahren, arbeitet das Büro Schadenbauer mit verschiedenen Planungsbüros und Handwerksbetrieben zusammen, die über viel Erfahrung im Umgang mit denkmalgeschützten Gebäuden verfügen. Markus Schadenbauer: „Geschichte ist das Fundament eines Ortes. Gleichzeitig planen wir zukunftsgerichtet, mit dem Anspruch, eine Architektur zu schaffen, die ebenso schützenswert ist wie die der 500 Jahre alten Häuser.“
Denkmalschutzgerecht und hochwertig saniert sowie maßvoll nachverdichtet – diese Formel ist aufgegangen: In der ersten Bautiefe fanden eigentümergeführte Geschäfte und Dienstleistungen ein neues Zuhause. Die zweite besticht durch freigespielte Innenhöfe mit Cafés und Plätzen – ein Gewinn für die öffentliche Aufenthaltsqualität. Auch in der dritten Bautiefe gelang es, die geschichtlichen Stärken in die Gegenwart zu übertragen. „Die einmaligen, geschlossenen Häuserzeilen stammen meist aus der Zeit des 17. Jahrhunderts. Sie ins Heute zu transformieren und zukunftsfähig zu machen, ist eine reizvolle und anspruchsvolle Aufgabe“, so Schadenbauer.
Prozess mit Vorbildwirkung
Entstanden ist ein Stadtkern mit Vorbildwirkung, der durch das Nutzungskonzept lebendig wird: Alle Geschäftslokale sind inhabergeführt. Einzelhändler:innen, Handwerker:innen und Dienstleister:innen machen Hohenems zum individuellen, nachhaltigen Erlebnis zum Einkaufen und Verweilen. 42 neue Betriebe wurden in den vergangenen zehn Jahren angesiedelt, u. a. ein Bioladen mit Café, eine Goldschmiedin, Floristin oder ein Schreib- und Spielwarenladen. Bekannte Handelsketten gibt es nicht. Das Konzept, das zunächst auf Vorbehalte stieß, kommt heute gut an: Sowohl Bewohner:innen als auch Besucher:innen von auswärts schätzen die Vielfalt.
Die Vorbildwirkung der Entwicklung findet österreichweit und über die Landesgrenzen hinaus Anerkennung: Der Projektentwickler ist gefragter Referent und Impulsgeber für andere Gemeinden, Institutionen und Eigentümer:innen, die eine Weiterentwicklung nach dem Vorbild Hohenems‘ anstreben. Das Bundesdenkmalamt zeichnete Markus Schadenbauer zuletzt für sein langjähriges Engagement in Hohenems mit der Denkmalschutzmedaille 2022 aus. Über das wachsende Netzwerk zeigt sich Markus Schadenbauer erfreut: „Neben guter Architektur und Umsetzung ist es primär der Mensch, der unsere Entwicklungen erfolgreich macht.“
Weitere Schritte
In Hohenems arbeiten Markus Schadenbauer und sein Team bereits an nächsten Projekten. Neben dem entstehenden RathausQuartier am nördlichen Eingang der Stadt liegt aktuell ein besonderes Augenmerk auf dem Innenstadtquartier „Alt Ems“. „Beim denkmalgeschützten alten Rathaus oberhalb des Torbogens, am Emsbach, liegt der geschichtlich älteste Teil von Hohenems, stark geprägt durch die ehemalige Vielzahl an Sägen und Mühlen“, erklärt Markus Schadenbauer. Die Gebäudekerne in „Alt Ems“ stammen teils aus dem 13. Jahrhundert. „Wie in den anderen Quartieren sollen sich auch hier Alt und Neu in einem Dialog auf Augenhöhe wiederfinden und einen weiteren Impuls zur Stärkung, Revitalisierung und Begegnung in Hohenems schaffen.“
Bauherr:innenpreis für „Wiederbelebung Altstadt Hohenems“
Projektentwickler
Schadenbauer Projekt- und Quartierentwicklungs GmbH (Bauherrenvertreter) / Stadt Hohenems
Architektur
Architekten Nägele Waibel
Bernardo Bader Architekten
Georg Bechter Architektur + Design
HEIN architekten
Imgang Architekten
ma.lo architectural office zusammen mit DI Michael Egger
Freiraumplanung
lohrer.hochrein.landschaftsarchitekten und stadtplaner (Begegnungszone)
Stadtland Büro für Raum- u. Landschaftsplanung (private Freiraumplanung)
Jury Vorarlberg: Nominierungen
Heike Pohl (Meran)
Andreas Reinhardt (Winterthur)
Bernd Vlay (Wien)
Jury österreichweit: Hauptpreis
Angelika Fitz (Direktorin Az W - Architekturzentrum Wien)
Regula Harder (Architektin, Zürich)
Florian Nagler (Architekt, München)