„Die Wormser Hütte ist das höchste Haus in Worms mit dem schönsten Balkon“

Schruns Die Wormser Hütte liegt auf 2307 m im Verwallgebiet und dem DAV Worms gehört, sucht ab nächstem Jahr einen neuen Pächter.
Werner Fleisch (78) war von 1977 bis 2005 Hüttenwirt auf der Wormser Hütte. Heute sitzt er mit seiner Frau Irma in der gemütlichen Stube, blättert im Album und erzählt von seinen Erlebnissen. „Am Anfang war es nicht mein Beruf, aber es wurde meine Leidenschaft“, erinnert er sich. Als er die Hütte 1977 übernahm, befand sie sich in einem einfachen Zustand und war nur im Sommer bewirtschaftet. Erst mit der Erschließung des Skigebietes Grasjoch 1980/81 war dies erstmals auch im Winter möglich. Gas gab es nur zum Kochen und Beleuchten.
Der schmale Fußweg von der Bergstation Sennigrat zur Hütte wurde erst im Herbst 1977 von Werner in mühsamer Arbeit so ausgebaut, dass der Transport mit seinem Schmalspurfahrzeug möglich wurde. Das war schon fortschrittlicher als bei seinem Vorgänger, der nur ein Maultier hatte, das leider einmal beim Transport abstürzte. Auch die Wasserversorgung war sehr problematisch und im Winter oft eingefroren. Erst als das Wasser aus dem tiefer gelegenen Herzsee gepumpt wurde, gab es weniger kritische Situationen. Ab 1981 gab es Strom, es war alles frostfrei und die eingebaute Heizung machte erstmals Übernachtungen im Winter möglich. In der Zwischenzeit hat der DAV immer wieder modernisiert und erweitert.
Beliebtes Ausflugsziel
Die Wormser Hütte mit der atemberaubenden Aussicht war immer gut besucht, von Einheimischen und Gästen. Ein absolutes Highlight war damals, dass in der Wintersaison immer am Samstagabend Livemusik für die Hausgäste gab. Wenn Werner mit Gitarre und Harmonika aufspielte, war es mit der Hüttenruhe vorbei. Die Küche wurde über die Grenzen hinaus gelobt, vor allem die Hausmannskost, der ausgezogene Apfelstrudel mit ganzen Walnüssen und der Kaiserschmarren. “Besonders lobe ich mein Personal, das mir jahrzehntelang die Treue gehalten hat”, sagt Fleisch. Und natürlich meine Frau Irma, die nur kurze Zeit auf der Hütte arbeiten konnte. Schließlich war sie für Kinder und Familie zuständig und führte auch das Gästehaus Rundblick am Ziegerberg“. „Bergunfälle gab es immer, aber viel weniger als heute“, erinnert er sich. Die Bergrettung hat immer gute Arbeit geleistet“, sagt Fleisch. Insgesamt war Werner Fleisch 35 Jahre lang leidenschaftlicher Hüttenwirt. Neben der Wormser bewirtschaftete er zehn Jahre lang auch die Pallüdhütte.
Pächterwechsel
Nach 28 Jahren auf der Wormser Hütte ging Werner Fleisch 2005 in den Ruhestand und übergab die Hütte an Manfred Zwischenbrugger ab. „Die Erfahrungen als Hüttenwirt möchte ich nicht missen. Jetzt bin ich im Ruhestand und freue mich mit meiner Frau in unserem Altersruhesitz im Haus Irma arbeiten zu können. Von hier aus blicken wir gerne auf die Wormser Hütte, was mir immer gute Gedanken bringt“, so der pensionierte Hüttenwirt.
Manfred Zwischenbrugger ist seit 2005 Hüttenwirt mit Passion. „Ich könnte mir keinen anderen Beruf vorstellen, aber nächstes Jahr gehe ich auch in Pension“, sagt der Chef, der sich dann aufs Reisen freut. Geöffnet ist die Hütte von Weihnachten bis April und von Mitte Juni bis Anfang Oktober. “Wir sind von der Bergstation Sennigrat aus gut erreichbar“.
In die 1907 erbaute Hütte wurde viel investiert. Der Transport erfolgt heute im Sommer mit einem Aebi, im Winter mit der Pistenraupe. Die Küche wurde modernisiert, die Schlafräume vergrößert. Ein Kneipp-Becken steht allen zur Verfügung. “Unsere Mitarbeiter können kneippen, auch die Gäste nach dem Skifahren. Wir haben keinen Personalmangel, unser Team besteht aus zehn engagierten Mitarbeitern“, sagt Manfred, der sich auch gerne mit den Gästen zusammensetzt und bei einem Schnapserl plaudert. Ab 7 Uhr wird individuell gefrühstückt, ab 23 Uhr ist Nachtruhe und bei Schlechtwetter macht man es sich in der Hütte gemütlich. „Unser Highlight für die Mitarbeiter im Winter ist die Hochjochtotale, also die erste Abfahrt bei Pulverschnee und traumhafter Kulisse, das sind zwölf Kilometer“. Der Schnee ist ein weißer Teppich, frisch gewalzt, ein unvergessliches Erlebnis. Ab 8.15 Uhr fahren die Gäste ins Tal. Esther und Ali aus Zürich feiern ihren ersten Hochzeitstag „Ihr seid so gastfreundlich hier“, sagen sie einstimmig, Ein Team der Sektion Worms hat es sich vor der Hütte gemütlich gemacht „Die Wormser Hütte ist das höchste Haus in Worms mit dem schönsten Balkon“, sagt Gerhard Muth, der derzeitige Vorsitzende der Sektion Worms. „Sie ist unser Heimathaus und wir machen gerade ein paar kleine Handwerksarbeiten.“
Von der Wormser Hütte aus gibt es viele Wanderwege. Die Menschen kommen auch, um den Sonnenuntergang oder -aufgang zu erleben, nachts die Sterne zu beobachten oder einfach nur, um zu genießen. Beliebt sind immer noch Werners Apfelstrudel, der Kaiserschmarren und die Hausmannskost.
Bergunfälle kommen immer wieder vor
„Wenn man bedenkt, wie viele Menschen in den Bergen unterwegs sind, passiert wenig. Oft ist es mangelnde Ausrüstung, Unwissenheit, Selbstüberschätzung, manchmal auch Leichtsinn. Wir warnen die Leute, wenn das Wetter nicht mitspielt, wenn ein Gewitter aufzieht, wenn es hagelt oder schneit. Wir haben auch schon Leute aus dem Nebel geholt, die sich verirrt hatten. Ansonsten ist im Sommer wie im Winter die Rettungskette zuständig, und die funktioniert bestens“, sagt der Hüttenwirt.
Im Wohnzimmer der Tiere
Beruflich ist Manfred Zwischenbrugger voll ausgelastet. „Um fit zu bleiben, stehe ich um 5.30 Uhr auf und gehe wandern. Dabei begegne ich meinen Haustieren wie Steinböcken, Gämsen, Füchsen und anderem Wild. Ich bewege mich im Wohnzimmer dieser Tiere, was ich sehr schätze“, fügt er hinzu. Für den 61-jährigen Hüttenwirt aus Hohenems ist damit ein Berufswunsch in Erfüllung gegangen. Bleibt zu hoffen, dass die Wormser Hütte wieder einen Hüttenwirt mit Herz bekommt. EST