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Ackerbauer-Warnung vor wachsender Importabhängigkeit

Ackerbauern warnen vor steigender Importabhängigkeit.
Ackerbauern warnen vor steigender Importabhängigkeit. ©Canva (Symbolbild)
Agrarier des Obst-, Gemüse- und Gartenbaues haben am Freitag vor einer wachsenden Importabhängigkeit aufgrund eines Verordnungsvorschlags der EU-Kommission gewarnt.

Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger kritisiert "fantasielose, pauschale oder gar ideologisch motivierte Minderungsziele", die sich in der Verordnung fänden. In einem offenen Brief fordert er Brüssel auf, Bedenken der Bauern ernst zu nehmen. Kartoffelbauern warnten indes vor einem Mangel an Austro-Pommes.

Warnung von Kartoffelbauern

So könnte sich die Versorgung mit heimischen Erdäpfeln künftig deutlich verschlechtern, warnten die Kartoffelbauern bei einer Pressekonferenz. Neue EU-Verordnungen wie jene zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) würden vor allem Einschränkungen und keine Lösungen für die Landwirte bringen, unter anderem bei der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Das führe auch dazu, dass sich Bauern zunehmend aus dem Risiko des Erdäpfel-Anbaus zurückziehen. Die Folge seien mehr Importe aus dem Ausland - für mehr Geld und zu schlechterer Qualität.

"Jede Maßnahme, die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren kann, ohne Qualität, Ertrag und Versorgung zu reduzieren, ist grundsätzlich zu begrüßen", so Moosbrugger. Es bestehe bei den Vorhaben der EU-Kommission aber "die Gefahr, dass wir die autonome Versorgung der europäischen Bevölkerung mit wichtigen Lebensmitteln nicht mehr sicherstellen können." Das widerspreche den europäischen Zielen nach verbesserter regionaler Versorgung und Klimaschutz.

"Europa darf sich nicht durch eine verfehlte, widersprüchliche Politik selbst in eine noch größere Abhängigkeit manövrieren. Was bei Gas und Energie passiert ist, darf sich bei Lebensmitteln keinesfalls wiederholen", so der LKÖ-Chef. Es drohten auch Einkommensverluste, so die LKÖ gemeinsam mit dem Österreichische Branchenverband für Obst und Gemüse (ÖBOG) und dem Bundesverband der Österreichischen Gärtner im Brief an die EU-Kommission.

Tausende Erdäpfelbauern in Österreich

Derzeit gibt es in Österreich 13.549 Erdäpfelbauern, die im Vorjahr 686.223 Tonnen Erdäpfel produzierten, sagte Anita Kamptner, Geschäftsführerin des InteressenGemeinschaft Erdäpfelbau (IGE) bei der Pressekonferenz am Freitag. Davon fließt auch einiges in die Erdäpfelverarbeitung - beispielsweise zu Pommes. In Österreich gibt es 160 reine Pommes-Bauern, die auch das Pommeswerk in Hollabrunn beliefern. Dort werden rund 120.000 Tonnen Kartoffeln pro Jahr zu Pommes frites verarbeitet.

Die heimische Eigenversorgung werde immer schwieriger zu bewerkstelligen, so Kemptner. Gleichzeitig gebe es Importe aus Drittländern wie Ägypten oder Israel. Dort herrschen aber andere Spielregeln und es werden Pestizide verwendet, die in Österreich und der EU schon seit langem nicht mehr zugelassen sind. Zudem verhandelt die EU mit unter anderem Brasilien über das Mercosur-Freihandelsabkommen. In dem Land seien jüngst die Gesetze für die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln gelockert worden.

Billiger seien die ausländischen Erdäpfel wegen hoher Transportkosten nicht. Auch die Qualität sei nicht mit der heimischen Ware vergleichbar. Für Konsumenten sowie für die Umwelt entstehe daraus also überhaupt kein Vorteil. "Das ist nicht fair und es ist letzten Endes eine verlogene Diskussion", meint Kamptner. Für die Bauern sowie entlang der Wertschöpfungskette könnten Arbeitsplätze verloren gehen.

Die EU müsse daher ihre Gesetzgebung flexibilisieren und "weg von einer Verbotspolitik", sagte ÖVP-EU-Abgeordneter Alexander Bernhuber. Österreich habe in den vergangenen Jahren bereits eine deutliche Reduktion der Pflanzenschutzmittel erreicht und werde diesen Weg sicherlich weiter fortsetzen. Man könne aber nicht bestimmte Pflanzenschutzmittel verbieten und dann keine Alternativen zulassen. Zudem müssten regionale Bedürfnisse stärker in den Gesetzen berücksichtigt werden. Die europäische Volkspartei (EVP) hatte im EU-Parlament sowohl die Pestizidverordnung (SUR) als auch das Renaturierungsgesetz wegen Sorgen um eine rückläufige Nahrungsmittelproduktion in Europa massiv bekämpft.

(APA/Red)

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