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Kein Gastgarten für den "Barhocker" – Betreiberin muss in die Sommerpause

Sarah Montibeller muss ihre geliebte kleine Bar in Feldkirch schließen.
Sarah Montibeller muss ihre geliebte kleine Bar in Feldkirch schließen. ©MJ
Sarah Montibeller hat sich mit einer kleinen Bar im Zentrum von Feldkirch einen lang gehegten Traum erfüllt. Aufgrund eines BH-Beschlusses muss sie nun über die Sommermonate zusperren.

Inmitten der Feldkircher Innenstadt, in der Nähe der Stadtpolizei, in der Nähe der Arthur Conan Doyle-Gasse, hat sich die gebürtige Montafonerin Sarah Montibeller (38) ihren Traum von der eigenen Bier- und Whisky-Bar erfüllt.

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Und selbst der große Sherlock Holmes würde wohl den Kopf schütteln, angesichts der Tatsache, dass in Zeiten von Teuerung und dem viel zitierten Gasthaussterben, der jungen Wirtin vonseiten der BH ein paar Tische im Außenbereich verwehrt werden.

Wirtin muss im Sommer ihre geliebte Bar zusperren

Für die sympathische Barbetreiberin, die mit dem Weg in die Selbstständigkeit alles auf eine Karte gesetzt hat, ein Schlag ins Gesicht: "Ich könnte ja verstehen, wenn es sich um ein Riesenprojekt handeln würde. Die Rede ist aber von zwei Stehtischen und einem Bänklein, direkt im Eingangsbereich der Bar. Vonseiten der Stadt, des Bürgermeisters und sogar der Stadtpolizei eigentlich kein Problem. Zumal es in ganz Feldkirch zahlreiche, ähnliche Außenbereiche, Cafés und Bars gibt. Die wurden aber schon vor Jahren bewilligt. Ein von der Bezirkshauptmannschaft in Auftrag gegebenes Gutachten zerstört nun aber jeden Gedanken an den kleinen Außenbereich."

Hier eine grobe Skizze des geplanten Außenbereichs, der wohl nicht realisiert werden kann. ©handout/Montibeller

Und mehr, denn angesichts der ohnehin schwierigen Situation für die Bartbetreiber, bleibt der Barhocker nun bis 31. August geschlossen. Bei den hohen Temperaturen bevorzugt man als Gast lieber den Aufenthalt an der frischen Luft. Und wählt wohl eher eine der zahlreichen Lokalitäten in der Innenstadt, wo das möglich ist. Ein Wettbewerbsnachteil, denn die engagierte Wirtin trotz aller Bemühungen nicht wettmachen könne.

Hier hätte Sarah Montibeller gerne ihre Gäste im Freien bewirtet, auch vonseiten der Stadt und der Stadtpolizei zu begrüßen. Einzig die BH macht der Barhocker-Chefin nun einen Strich durchd die Rechnung.

Behördliches Gutachten verweigert die Chance auf den Außenbetrieb

Als Grund für die fehlende Betriebserlaubnis wird in dem VOL.AT vorliegenden Gutachten das Überschreiten des Lärmpegels im Falle eines Gastronomiebetriebes im Außenbereich angeführt.

Damit kommt der gewerbetechnische Amtssachverständige zum für die Barbetreiberin wenig erfreulichen Ergebnis:

"Die Richtwerte für kennzeichnende Schallpegelspitzen werden während der Tageszeit um 1 dB, abends um 6 dB und nachts um 11 dB überschritten. Die Planungsrichtwerte würden am Tag überschritten, sofern der Gastgarten zwischen 06:00 – 19:00 Uhr mehr als 2 Stunden betrieben würde. Zur Abendzeit beträgt die Überschreitung 14 dB und zur ungünstigsten Nachtstunde 19 dB. Bei der relevanten Wohnnachbarschaft ist mit unzumutbaren Lärmbelästigungen iS der ÖAL Richtlinie Nr. 3 zu rechnen. Der geplante Gastgarten ist aus gewerbetechnischer Sicht nicht genehmigungsfähig."

Außerdem stört sie die Kategorisierung ihres Gebiets: "Im Gutachten wird mein Lokal ins Wohngebiet (2) kategorisiert, was mit deutlich höheren Auflagen verbunden ist. Meines Erachtens gehört der Barhockers zu einem Kerngebiet."

Die Richtwerte im Vergleich.

"Man wird einfach daran
gehindert, Umsatz zu machen"

"Ich muss gestehen, dass ich schon ziemlich vor den Kopf gestoßen wurde. Man spart, rackert und kämpft darum, um sich den Traum von der Selbstständigkeit zu erfüllen. Und dann wird man daran gehindert, Umsatz zu machen. Während andere Lokale in vergleichbaren Situationen offenbar mit zweierlei Maß bemessen werden. Ich finde es einfach ungerecht", führt die enttäuschte Barhocker-Chefin weiter aus.

Mit ihrer kleinen Whisky- und Bierbar inmitten von Feldkrich hat sich die gebürtige Montafonerin einen lang gehegten Lebenstraum erfüllt. ©MJ

Selbstverständlich könne sie verstehen, dass man auf die Bedürfnisse der Anrainer eingehen müsse. Und sie pflege ein ausgezeichnetes Verhältnis zur Nachbarschaft. Aber die gesetzlich bestimmten Grenzwerte würden einen Betrieb unmöglich machen: "Bei derart niedrigen Grenzwerten würden schon allein die Serviergeräusche die Vorgaben sprengen. Und man hat mir nahegelegt, ich könne ja mit Plastikbechern zu einer Tageszeit hantieren, wo sowieso kein Gast den Weg in meine Bar sucht." Würde man die Vorlagen genau auslegen, würde allein der Lärmpegel in der leeren Gasse die Schallvorgaben sprengen.

Die Bar bleibt vorerst geschlossen. ©MJ

Existenzbedrohende Situation, Jobwechsel an die Rezeption

Für die junge Frau auch eine existenzielle Frage, ihren Lebensunterhalt oder die Pacht für das Lokal müsse sie ja trotzdem aufbringen. Was sie nun auch dazu zwingt, ihre geliebte Whisky- und Bierbar vorerst hinter sich zu lassen und die Zeit mit einem Job als Rezeptionistin zu überbrücken. Dankende Worte findet sie aber trotzdem für den Bürgermeister und die Verantwortlichen der Stadtpolizei, die sich für ihr Anliegen starkgemacht hätten. Denen aber aus behördlicher Sicht die Hände gebunden seien.

"Freue mich auf die Rückkehr
und meine Gäste im Herbst"

"Ich freue mich bereits darauf, im Herbst wieder meine treuen Gäste zu begrüßen. Bis dann bleibt der Barhocker, dank der BH geschlossen. Vielleicht wäre es an der Zeit, auch von politischer Seite aus, diese Vorgaben neu zu überdenken. Und wenn es in Vorarlberg andere Wirte oder Betreiber gibt, denen Ähnliches widerfahren ist, können sie sich gerne bei mir melden", schließt die ambitionierte Nachtgastronomin. Genauso wie ihre Bar. Vorerst, denn ans Aufgeben denkt Sarah Montibeller noch lange nicht.

In den Gassen Feldkirchs besteht wohl kein Platz mehr für gastronomisches Angebot im Freien. ©MJ

Sarahs Barhocker wird am Donnerstag, den 31. August, wieder seine Türen öffnen.

(VOL.AT)

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