Kika/Leiner-Insolvenz: Rote Zahlen und sinkender Umsatz bei Benko

Immerhin schrieb die Möbelkette seit der Übernahme durch die Signa Holding im Jahr 2018 durchgehend rote Zahlen. Herbert Wieser, der das operative Geschäft übernommen hat, kannte die Bilanzzahlen, erinnern Insider, und wusste, dass er bei laufenden Verlusten hohe Verbindlichkeiten übernimmt.
Kika/Leiner-Insolvenz kommt wenig überraschend
Für Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes Creditreform, ist die Frage, wann genau man von einer Überschuldung eines Unternehmens sprechen kann, generell schwer zu beantworten. In Ermangelung genauer Daten und Fakten zur wirtschaftlichen Situation sei dies im Nachhinein immer schwer zu beurteilen, erklärte er im Gespräch mit der APA. Im Fall von Kika/Leiner dürfte die Signa Holding als Gesellschafterin zuletzt weiter Geldmittel zugeführt haben, um die Kette über Wasser zu halten, schätzt der Experte. Und solange ein Haftungsträger finanzielle Hilfen zur Aufrechterhaltung des Betriebs nachschieße, müsse ein Unternehmen auch keine Insolvenz anmelden. Diese Rechtsansicht wird auch vom Insolvenzrechtsexperten Martin Spitzer von der WU gegenüber der APA geteilt.
Für Weinhofer ist die Vorgangsweise rechtlich zulässig, wenngleich er sie nicht moralisch kommentieren wolle, wie er auch gegenüber den "Salzburger Nachrichten" (Freitag) kommunizierte. In den Vorgängen bei Kika/Leiner sehe er ein Muster, das man von anderen Verkäufen kenne und das nicht unüblich sei, so Weinhofer. In dieser Dimension habe es eine solche Sanierung allerdings noch nicht gegeben, räumte er gegenüber der Zeitung ein.
Zahlen sprechen eine klare Sprache
Die Zahlen sprechen jedenfalls eine klare Sprache. In Benkos erstem Jahr als Eigentümer wies Kika/Leiner laut "WirtschaftsCompass" 50 Mio. Euro Verlust aus. Der Umsatz ging auf 414 Mio. Euro zurück. 2017, im letzten Jahr vor seinem Einstieg, hatte das Möbelhaus als Tochter der Steinhoff-Gruppe noch 444 Mio. Euro umgesetzt, allerdings auch schon 35 Mio. Euro Verlust geschrieben.
In den Jahren 2019 und 2020 schrumpfte zwar der Umsatz weiter - auf 386 und dann 362 Mio. Euro, der Verlust schien aber eingedämmt. 2019 fehlten gut vier Millionen, 2020 nur mehr 1,4 Mio. Euro zur Gewinnschwelle. 2021 brachte allerdings wieder einen Rückschlag mit 10 Mio. Euro Verlust, bei nur mehr 359 Mio. Euro Umsatz. Der Bilanzverlust summierte sich inzwischen auf 83,7 Mio. Euro. Der "Standard" schreibt sogar von aktuell 300 Mio. Euro Verbindlichkeiten. Offizielle Zahlen für 2022 liegen noch nicht vor.
Wert von Kika/Leiner lag schon lange in den Immobilien
Der Wert von Kika/Leiner lag jedenfalls schon lange nur mehr in seinen Immobilien. Benko erwarb das operative Geschäft um einen symbolischen Euro und verkaufte es an Herbert Wieser um ebenfalls einen symbolischen Euro.
Wie sich der Wert der Immobilien entwickelt hat, ist schwieriger darzustellen. Benko hat jetzt die restlichen Immobilien der Gruppe an den Investor Supernova verkauft - nach APA-Informationen um 350 Mio. Euro. Zwar wurden 2018 die Immobilien zunächst mit 490 Mio. Euro bewertet, ein direkter Vergleich mit dem damaligen Wert ist allerdings kaum möglich, denn es wurden nie Details dazu veröffentlicht. Benko verkaufte jedenfalls 2018 kurz nach seinem Einstieg die 22 Kika-Standorte in Osteuropa an den Mitbewerber XXXLutz. Die "Presse" schrieb vor kurzem, der Verkaufspreis habe damals 200 Mio. Euro betragen.
Signa übernahm 2018 46 Standorte
In Österreich übernahm Signa 2018 46 Standorte. Von diesen hat Benko zwischenzeitlich einige veräußert, laut "Presse" ebenfalls um 200 Mio. Euro. Zu Kika/Leiner gehören jedenfalls jetzt in Österreich 40 Standorte. Signa stellt das Investment gerne als Erfolg dar: "Aus Signa Gruppensicht war die Übernahme von Kika/Leiner trotz schwierigen Marktumfeldes ein sehr gutes Investment", so das Unternehmen kürzlich.
Offen bleibt dabei, wie viel Geld Signa in das Unternehmen gesteckt hat. Signa verpflichtete sich beim Kauf, "einen dreistelligen Millionenbetrag einzuschießen", damals hieß es, es gehe um etwas mehr als 100 Mio. Euro. Wie viel Geld tatsächlich geflossen ist, wurde nicht kommuniziert. Allerdings konnte das Geschäft aufgrund der laufenden operativen Verluste nur mehr durch Eigentümerzuschüsse am Laufen gehalten werden, wie es zur APA hieß. Da halfen auch die Coronahilfen nicht: Laut der Transparenzdatenbank der EU, die Auskunft über die Höhe der Zuschüsse der einzelnen Länder gibt, erhielt Kika/Leiner vom Staat 5,7 Millionen Euro an Coronahilfen.
(APA/Red)