Kika/Leiner: 23 Filialen schließen, 1.900 Mitarbeiter verlieren Job

Auch die Zentralabteilungen und die Verwaltung soll "erheblich" verkleinert werden. "Wir sind angetreten, um Kika/Leiner zu retten. Und wir retten jetzt, was zu retten ist", so der neue Kika/Leiner-Betreiber und Geschäftsführer Hermann Wieser am Mittwoch in einer Aussendung.
"Um das Unternehmen wirtschaftlich überlebensfähig und vor allem langfristig wettbewerbsfähig zu machen, sind tiefgreifende Einschnitte und ein schneller, konsequenter Cut notwendig", erklärte Wieser. Die Möbelkette sei mit einem operativen Verlust in Höhe von mehr als 150 Mio. Euro übernommen worden und um die laufenden Kosten zu decken, betrage der Liquiditätsbedarf bei sinkenden Umsätzen monatlich circa 8 bis 10 Mio. Euro.
Diese Filialen schließen
Geschlossen werden laut Unternehmensangaben per Ende Juli 2023 die Leiner-Standorte in Judenburg, Wels, Linz, Steyr, Amstetten, Vöcklabruck, Villach und Wien-Nord sowie die Kika-Standorte in Lienz, Mistelbach, Liezen, Ried, Feldbach, Leoben, Saalfelden, Horn, Unterwart, St. Johann, Wörgl, Stockerau, Imst, Eisenstadt und Wien-Ottakring. An diesen Standorten beginnt ab sofort der Abverkauf mit Preisreduktionen.
"Hauptleidtragende sind die Mitarbeiter"
"Bedauerlicherweise sind die Hauptleidtragenden die Mitarbeiter, die am wenigsten dafür können", so der neue Kika/Leiner-Chef. Aus diesem Grund habe man gemeinsam mit den Betriebsräten für die durch Kündigung betroffenen Mitarbeiter ein Maßnahmenpaket beschlossen.
Vergangene Woche wechselte Kika/Leiner den Besitzer. Nach knapp fünf Jahren als Eigentümer verkaufte die Signa Retail Gruppe des Tiroler Investors Rene Benko die Immobilien der Möbelkette für einen nicht genannten Preis an die Supernova Gruppe des deutschen Fachmarkt-Unternehmers Frank Albert. Das operative Geschäft ging an Wieser, der seit Jahrzehnten im Möbelgeschäft arbeitet und unter anderem Verkaufschef von XXXLutz und Kurzzeit-Chef von Kika/Leiner im Jahr 2014 war.
Viele Gründe für Schieflage
Gründe für die Schieflage des Unternehmens gibt es laut dem neuen Eigentümer "viele". Es habe "Management-Fehler, explodierende und nicht an die Rahmenbedingungen angepasste Kosten, komplizierte, personalintensive Abläufe, falsche Markenstrategien, zu geringe Flächenproduktivität und viel zu hohe Overheadkosten" gegeben. In Folge habe die "aktuelle Marktsituation mit sinkenden Umsätzen aufgrund von Corona, Ukrainekrieg, hohen Energiekosten, hohen Zinsen und verschärften Vergaberichtlinien für Kredite die Gesamtsituation verschärft", so Wieser.
Um Kika/Leiner zu sanieren, will der neue Kika/Leiner-Eigentümer "einen hohen zweistelligen Euro-Millionenbetrag" in die Möbelkette stecken. Über Finanzierungspartner machte Wieser als Alleineigentümer der Leiner & kika Möbelhandels GmbH bisher keine Angaben.
Kein Gewinn in den letzten fünf Jahren
Einen Gewinn hatte das Möbelgeschäft für Signa in den vergangenen fünf Jahren nicht abgeworfen. Im Geschäftsjahr 2020/21 beliefen sich die Verluste der Kika Möbel-Handelsgesellschaft und der Rudolf Leiner Gesellschaft auf 12,9 Mio. Euro bzw. 9,9 Mio. Euro, geht aus dem Firmenbuch (Wirtschafts-Compass) hervor. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor. Über die Jahre kumulierte sich bis Ende September 2021 ein Bilanzverlust bei Kika und Leiner von 106 Mio. Euro bzw. 83,7 Mio. Euro.
(APA)