Kulturmanager und Industrieller: Günter Rhomberg wird 85

2014 übernahm er nach der Finanzaffäre am Burgtheater quasi als Feuerwehrmann die interimistische Geschäftsführung der Bundestheater-Holding. Bis 2022 stand Rhomberg, der am 10. Juni seinen 85er feiert, der Stiftung des Theaters an der Josefstadt in Wien vor.
Start in der Industrie
Geboren 1938 in Bregenz, wurde Rhomberg zunächst Bauingenieur. Einen Namen in der Geschäftswelt machte er sich aber als Geschäftsführer im Unternehmen seiner Frau Elke, Josef Hubers Erben, der Gründungsfirma der heutigen Huber Holding AG, für die er ab 1993 mehrere Jahre Vorstandsvorsitzender war. Öffentlich engagierte sich Rhomberg u.a. als Vorsitzender der Sektion Industrie in der Wirtschaftskammer Vorarlberg sowie als langjähriger Präsident der Österreichischen Textilindustrie.

"Ära Rhomberg" bei den Festspielen
Doch auch das kulturelle Engagement lag bei Rhomberg in der Familie. Als er mit 43 das Präsidentenamt 1981 bei den Bregenzer Festspielen übernahm, trat er in die Fußstapfen seines Vaters Walter, der ihnen von 1963 bis 1968 vorgestanden war. Als junger Präsident verfolgte er konsequent seine Vision: Ein Programm zu bieten, das den Interessen der Jugend "eher als bisher entspricht". Auf keinen Fall wollte er mit Salzburg und Bayreuth in Konkurrenz treten. Außerdem vertrat Rhomberg einen Weg der Vernunft. Programmgestaltung und finanzielle Möglichkeiten sollten einen vertretbaren Ausgleich darstellen. Bis zu seinem Abschied 2012 prägte er die Bregenzer Festspiele damit maßgebend, aus der "zweiten Pionierphase" des Festivals wurde eine "Ära Rhomberg".

Werkstattbühne angebaut
In die Amtszeit des gelernten Bauingenieurs Rhomberg fällt etwa auch die wesentliche Vergrößerung des Festspielhauses: Aus dem zunächst bescheiden als "Probebühne" propagierten Zubau entstand die heute unverzichtbare "Werkstattbühne". Die Zuschauerkapazität auf der Seebühne wurde in den 1990er-Jahren auf knapp 7.000 Plätze erweitert. Organisatorisch gab es 1989 den Wandel vom Verein "Festspielgemeinde Bregenz" hin zur "Bregenzer Festspiele GmbH", 2002 zur Bregenzer Festspiele Privatstiftung.

Nach den Festspielen war's "ein bissl langweilig"
Nach dem Engagement bei den Festspielen sei ihm "ein bissl langweilig gewesen", sagte Rhomberg. 2005 habe er deshalb nach anfänglicher Ablehnung die Präsidentschaft im Stiftungsvorstand der damals neu gegründeten "Theater in der Josefstadt-Privatstiftung" angenommen. Schuldenabbau und die Finanzierung umfangreicher baulicher Sanierungsprogramme waren dabei die größten Herausforderungen. Auch bei der künstlerischen Weichenstellung mischte Rhomberg kräftig mit.

Goldenes Ehrenzeichen für Rhomberg
Neben der Josefstadt übernahm Rhomberg im 2014 nach Auffliegen des Finanzskandals am Burgtheater und dem Rückzug des Bundestheater-Holding-Chefs Georg Springer dessen Agenden. Als Interimsgeschäftsführer führte er den staatlichen Bühnenkonzern bis 2016 durch zwei schwierige Umbaujahre. Zur Budgetsanierung verkaufte Rhomberg Immobilien, sparte bei Produktionen und Personal ein und erreichte die größte Subventionserhöhung seit Ausgliederung der Theater. Zum Abschied als Bühnenfeuerwehrmann übergab er eine Bilanz mit schwarzen Zahlen. Als Dank für sein Einspringen erhielt Rhomberg das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

(APA)