Baukostenindex erstmals seit langer Zeit wieder im Sinkflug

Von Günther Bitschnau (wpa)
Der Baukostenindex für den Wohnhaus- und Siedlungsbau in Österreich ist im April 2023 um 1,9 Prozent unter dem April-Wert des Vorjahres gelegen und damit klar zurückgegangen. Darüber informierte Statistik Austria im Rahmen der monatlichen Berichterstattung über die Entwicklung dieser Kennzahl. Im Straßenbau seien die Kosten innerhalb eines Jahres um 0,9 Prozent gesunken und im Brückenbau um 6,6 Prozent. Lediglich im Siedlungswasserbau habe es ein Plus von einem Prozent gegeben.
Deutliche Veränderung
Der nunmehrige Rückgang des Baukostenindex für den Wohnhaus- und Siedlungsbau stellt möglicherweise ein richtungsweisendes Anzeichen hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Kosten am Bau dar. Denn in der jüngeren Vergangenheit kannte der Index eigentlich nur eine Richtung: nach oben. So legte der Baukostenindex in Österreich im Vorjahr im Bereich Wohnhaus- und Siedlungsbau um 10,1 Prozent gegenüber 2021 zu. Selbst im Jänner 2023 waren es noch plus 5,6 Prozent und im Februar nach wie vor plus 5,3 Prozent. Im März 2023 waren es gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt dann nur noch plus 0,5 Prozent. Und jetzt minus 1,9 Prozent.
Stroppa: "Das dürfte die Trendwende sein"
Alexander Stroppa, stellvertretender Innungsmeister der Vorarlberger Bauinnung, sagte auf wpa-Anfrage, dass man hier wahrscheinlich jetzt eine Trendwende bei den Kosten am Bau sehe. "Die Frage ist, wie nachhaltig und wie stark geht das weiter. Zudem muss man die Rückgänge im Verhältnis zu den Zuwächsen in den vergangenen Monaten sehen." Jedenfalls sei diese Entwicklung nicht sonderlich überraschend, nachdem die Anzahl neuer Projekte im Wohnungsbau in Österreich, aber auch in Vorarlberg, seit dem Spätsommer 2022 massiv zurückgegangen sei.
Des einen Freud, des anderen Leid
Sinkende Kosten und damit sinkende Preise im Wohnbaubereich würden zwar auf Käuferseite verständlicherweise für Freude sorgen, so Stroppa. Es gebe jedoch immer auch eine andere Seite und das seien die Baufirmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Wenn der Wohnbau massiv zurückgeht, drängen die Baufirmen verstärkt in andere Bereiche vor, da sie ihre Bautrupps beschäftigen und bezahlen müssen. Dann steigt auch dort wieder der Druck an." Das dürfte man spätestens ab 2024 in breiten Kreisen der Vorarlberger Bauwirtschaft zu spüren bekommen.
(Quelle: Wirtschaftspresseagentur)