AK-Chefökonom kritisiert Versäumnisse bei der Inflationsbekämpfung

"Wir haben ein Jahr bei der Inflationsbekämpfung versäumt. Jetzt haben wir eine höhere Inflationsrate als Italien" so der AK-Experte und ergänzt: "Man muss eine Preisregulierung machen, wenn man die hohe Inflation nicht haben will."
AK-Chefökonom: Ansatzpunkte für Eingriff in die Preise
Bei den Energiepreisen hätte es für einen Eingriff in die Preise "jede Menge Ansatzpunkte gegeben". Und auch bei der aktuellen Anpassung der Richtwertmieten hätte die Regierung handeln können. "Mieten sind ein Paradebeispiel, man hätte sich die aktuelle Erhöhung sparen können", so Marterbauer am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Wichtig wäre eine Transparenz bei den Preisen, wie es sie etwa durch die Spritpreisdatenbank des Wirtschaftsministeriums gibt. Dann wäre es für die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) auch einfacher, gegen unbegründete Erhöhungen vorzugehen, da das Datenmaterial schon vorhanden wäre.
Positive Auswirkungen im Arbeitskräftemangel
Durchaus positive Auswirkungen auf die Wirtschaft und Gesellschaft sieht Marterbauer im Arbeitskräftemangel. Er begünstige innovative Betriebe mit flexibler Organisation. Der Mangel werde auf betrieblicher Ebene "einen wahnsinnigen Schub bringen" und aus volkswirtschaftlicher Sicht Personen in die Arbeit bringen, die sonst wenig Jobchancen hätten.
Aufgabe des Arbeitsmarktservice (AMS) müsse es sein, Jobs nur mit gewissen Mindeststandards, etwa bei der Bezahlung, zu vermitteln. Weiters sei eine Weiterbildungsoffensive notwendig, dafür brauche das AMS auch die entsprechenden Ressourcen. "Wir brauchen eine radikale Reform des Weiterbildungssystems", so Marterbauer, denn die Betriebe würden sich aus der Fortbildung zurück ziehen und die öffentliche Hand "ist da praktisch nicht da".
Kritik an Versäumnisse bei der Inflationsbekämpfung
Zum Thema Arbeitszeitverkürzung meinte der Wirtschaftswissenschafter, dass sich diese eben nur bei Vollbeschäftigung durchsetzen lasse, dies zeige die Erfahrung aus den 1970er-Jahren. "Ist Österreich deswegen zusammengebrochen?", so die rhetorische Frage von Marterbauer, um sich selbst die Antwort zu geben: "Nein, da hatten wir unsere beste Wirtschaftsentwicklung."
Massiven Handlungsbedarf sieht der AK-Ökonom auch beim Klimaschutz, hier drohten erhebliche Strafzahlungen das Budget zu belasten. "Österreich wird die Klimaziele nicht erreichen, wir sind weit weg vom Pfad", warnte Marterbauer. Woher das Geld kommen könnte? Aus der Vermögens- und Erbschaftssteuer, wobei beim Besteuern großer Erbschaften größere Skepsis in der Bevölkerung herrsche als beim Zugriff auf erhebliches Vermögen. Die Vermögenskonzentration ist jedenfalls "ein Riesenproblem", so Marterbauer.
(APA/Red)