Ankommen, wohlfühlen, bleiben

Claudia Neumayr ist in China aufgewachsen, später lebte sie in Norwegen. Deshalb weiß sie nur zu gut, was es bedeutet, in einem fremden Land anzukommen. „In Norwegen habe ich Monate gebraucht, bis ich verstanden habe, wie ich den Müll richtig trenne.“ Oft seien es banale Dinge, mit denen Menschen konfrontiert sind. „Man will sich integrieren, aber es gibt eben auch Hemmnisse“, sagt Neumayr.

Heute lebt sie in Vorarlberg und hat einen Job, in den sie all ihre Erfahrung einbringen kann. Neumayr ist Geschäftsführerin des neu gegründeten Vereins Expat Service Vorarlberg. Von Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer gegründet, soll er Anlaufstelle für Betriebe und internationale, gut qualifizierte Arbeitskräfte („Expats“) sein.
Anlaufstelle
Vorarlberg ist zweifelsohne ein guter Ort, um zu leben und zu arbeiten. Aber viele Fachkräfte, die aus dem Ausland herkommen, gehen nach ein bis zwei Jahren wieder. „Sie fühlen sich nicht gut integriert, finden wenig Anschluss“, sagt IV-Geschäftsführer Christian Zoll. Das verdeutliche auch eine Umfrage unter Expats in Vorarlberg. 80 Prozent sagen, dass sie sich mit ihrer Arbeit sehr wohl fühlen. Aber 71 Prozent geben an, kaum einheimische Freunde zu haben. „Das hat mich sehr betroffen gemacht“, sagt Neumayr.

Der Expat Service Vorarlberg soll nun einerseits Betriebe bei der internationalen Rekrutierung begleiten und andererseits die Arbeitskräfte, die nach Vorarlberg kommen, betreuen. Der Verein hilft bei der Wohnungssuche, bei der Auswahl der Schule, bei der Anmeldung der Haustiere, bei Behördengängen oder beim Zugang zu Sportvereinen. Gerade die Bürokratie könne - je nachdem aus welchem Land man komme, sehr massiv sein. „Das fängt bei Mietverträgen an, für die man ein Bankkonto braucht, und hört beim Führerschein auf, der umgeschrieben werden muss“, so Neumayr. 80 Prozent der Expats kommen mit dem Partner nach Vorarlberg, 50 Prozent haben Kinder. „Deshalb ist es so wichtig, dass es ab Herbst eine internationale Schule in Bregenz gibt. Darauf legen viele wert“.
Die ganze Sendung vom Mittwoch
Genauso wichtig ist die Vernetzung mit anderen Expats und Einheimischen. „Vorarlberg ist ländlich geprägt. Für Fremde ist es schwer, hier Anschluss zu finden“, sagt die Geschäftsführerin. Deshalb soll auch beim Kontakte knüpfen unterstützt werden. Das Ziel: Die Arbeitskräfte, die nach Vorarlberg kommen, sollen ankommen, sich wohlfühlen und möglichst lange bleiben.
Tausende fehlen
Wie wichtig diese internationalen Arbeitskräfte sind, verdeutlicht Wirtschaftskammerpräsident Wilfried Hopfner. „Uns fehlen derzeit in Vorarlberg 5000 bis 6000 Arbeitskräfte, inoffiziell sind es wahrscheinlich noch mehr. Würde man diesbezüglich gar nichts unternehmen, würde diese Zahl sogar auf 20.000 ansteigen.“
Die Sendung "Vorarlberg LIVE" ist eine Kooperation von VOL.AT, VN.at, Ländle TV und VOL.AT TV und wird von Montag bis Freitag, ab 17 Uhr, ausgestrahlt. Mehr dazu gibt's hier.
(VOL.AT/VN)