Krankenstände: GPA kritisiert "Generalverdacht" des Handels

"Abgesehen davon, dass diese Möglichkeit ohnehin nur noch eingeschränkt existiert, ist dieser Generalverdacht entschieden zurückzuweisen. Wir hören im Gegenteil vermehrt von Fällen, wo Beschäftigte krank zur Arbeit gehen, um ihre KollegInnen nicht im Stich zu lassen", so die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, Barbara Teiber, am Donnerstag in einer Aussendung. "Wenn es ein Problem mit vermehrten Krankenständen im Handel gibt, dann ist das ganz wesentlich dem durch Personalnot hervorgerufenen Stress und krank machenden Arbeitsbedingungen geschuldet."
Zahl der kurzen Krankenstände prozentuell nicht gestiegen
Die Zahl der Krankenstände ist im vergangenen Jahr nach den Ausnahmejahren 2020 und 2021 deutlich gestiegen, gab die Österreichische Gesundheitskasse kürzlich bekannt. Mit mehr als sechs Millionen Krankenstandsfällen war es auch im Vergleich zu 2018 (5,0 Mio. Fälle) und 2019 (5,1 Mio.) ein Plus von etwa 20 Prozent. In absoluten Zahlen seien damit auch die Kurzzeitkrankenstände gestiegen, nicht aber prozentuell, sagte ÖGK-Sprecherin Marie-Theres Egyed laut "Salzburger Nachrichten". "Und die telefonische Krankmeldung ist mit Mai des Vorjahres ausgelaufen", so Egyed. Nur bei Coronaverdacht sei sie möglich.
Gewerkschaftsbund fordert bessere Arbeitsbedingungen gegen Krankenstände
Ein gestiegenes Krankenstandsaufkommen sei schon absehbar gewesen, denn seit 1. August 2022 gelte eine Corona-Erkrankung nicht mehr als Absonderung nach dem Epidemiegesetz, sondern als normaler Krankenstand und schlage sich auch in der Krankenstandsstatistik nieder, so der ÖGB. Dass mit einer zusätzlichen Krankheit in der Infektionssaison zusätzliche Krankenstände auftreten, dürfe auf keinen Fall den Beschäftigten angelastet werden und für politische Spielchen zur Verschlechterung der Arbeitsbedingungen missbraucht werden, sagte ÖGK-ArbeitnehmerInnen-Obmann Andreas Huss. "Arbeitgeber sollten lieber mit guten Arbeitsbedingungen Krankenständen vorbeugen, am besten strukturiert mit der Betrieblichen Gesundheitsförderung."
GPA verlangt Mindestlohn von über 2.000 Euro im Handel
Auch die Gewerkschaft GPA sieht seitens des Handels einen großen Handlungsbedarf, wenn es darum geht, attraktivere Arbeitsbedingungen zu schaffen. "Insbesondere bei der Umsetzung von mehr Arbeitszeitqualität sind Arbeitgeber gefordert, etwa eine Fünftagewoche für alle und eine bessere Planbarkeit der Arbeitszeit", so Gewerkschafterin Teiber. Auch bei den Gehältern sei Luft nach oben, die Einstiegsgehälter müssten auch im Handel "endlich" über 2.000 Euro brutto angehoben werden.
(APA/Red)