Kugelbomben als "tödliche Fallen": Prävention gefordert
Die Behörde sei binnen eines Jahres mit der Aufklärung zweier derartiger Vorfälle befasst, die drei Tote und mehrere Verletzte gefordert hatten, erinnerte Leiterin Barbara Haider. Es gehe um Prävention, fügte sie hinzu.
Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt: Kugelbomben nicht nur gefährlich
Sowohl der Import von Kugelbomben der Kategorie F4 als auch die Zündung ohne behördliche Bewilligung und ohne entsprechende fachliche Eignung seien verboten, mahnte Haider.
Die Causa in Alland (Bezirk Baden) vom 1. Jänner 2022 habe eine rechtskräftige Verurteilung wegen grob fahrlässiger Tötung und wegen fahrlässiger Körperverletzung in mehreren Fällen zur Folge gehabt.
"Beängstigende Parallelen" weise der Unfall vom Jahresbeginn 2023 in Ternitz (Bezirk Neunkirchen) mit zwei Toten und zwei Verletzten auf, sagte Haider und bezeichnete Kugelbomben als "tödliche Fallen". Die Ermittlungen - weiterhin gegen unbekannte Täter - dauerten an, führte Erster Staatsanwalt Erich Habitzl aus. Die Auswertung von Mobiltelefonen, Obduktionsgutachten und ein Zwischenbericht der Polizei stünden noch aus.
Gewaltschutz-Fallkonferenzen mehr besucht
Als weiteres Thema griff Haider die Gewaltschutz-Fallkonferenzen heraus, von deren Abhaltung insbesondere durch das Gewaltschutzgesetz 2021, das auch eine verpflichtende Gewaltpräventionsberatung für Gefährder vorsieht, immer regerer Gebrauch gemacht werde. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt habe im vergangenen Jahr etwa 20 Teilnahmen verzeichnet, "Tendenz steigend", betonte die Leiterin. Das Instrumentarium zur Erarbeitung präventiver Strategien bewähre sich. Dennoch verwies Haider auf einen "zeitintensiven Aspekt der staatsanwaltschaftlichen Tätigkeit". Die Personalsituation in Wiener Neustadt sei "seit Jahren gleichbleibend angespannt".
Bei den in die Zuständigkeit des Landesgerichts fallenden Straftaten sei im vergangenen Jahr ein Anstieg von 3.122 auf 3.537 Verfahren registriert worden. Auch bei jenen beim Bezirksgericht habe es ein deutliches Plus auf 13.070 (2021: 11.719) gegeben, bilanzierte Staatsanwalt Markus Bauer. 3.531 Verfahren (2021: 3.120) am Landesgericht seien zum Abschluss gebracht, 158 Anklageschriften und 875 Strafanträge erhoben worden.
Mehr Verfahren bei Vermögensdelikten erwartet
Im Laufe dieses Jahres wird die Behörde laut Habitzl u.a. die Aufarbeitung von Verfahren wie die Tötung eines Grundwehrdieners in einer Wiener Neustädter Kaserne (vorerst gibt es "keine neuen Erkenntnisse"), das erwähnte Böllerunglück von Ternitz, ein Heißluftballonunfall mit mehreren Verletzten in der Buckligen Welt sowie mögliche Todesfälle im Zusammenhang mit Produkten einer Käserei in Gloggnitz beschäftigen.
Zudem sei infolge der massiv gestiegenen Inflation und damit verbundener finanzieller Herausforderungen für manche gesellschaftliche Gruppen mit einer weiteren Zunahme der Ermittlungsverfahren insbesondere im Bereich der Vermögensdelikte zu rechnen. Eine Tendenz sei bereits zu beobachten, hieß es seitens der Anklagebehörde.
(APA/Red)