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Wie ein Bananenprotein gegen Corona helfen könnte

Forscher hoffen, dass ein Bananenprotein Universalmittel gegen Coronaviren sein könnte.
Forscher hoffen, dass ein Bananenprotein Universalmittel gegen Coronaviren sein könnte. ©Photo by Thibault Savary / AFP (Symbolbild)
Ein ursprünglich aus Bananen stammendes, abgewandeltes Protein könnte ein Universalmittel gegen Corona sein, das zeigen jetzt Wissenschafter aus Hongkong, Nordamerika und Österreich.

Das Forscherteam mit Beteiligung aus Österreich hat nun Daten aus Tiermodellen präsentiert, wonach sich die "H84T-BanLec" genannte Verbindung an spezielle Strukturen anheften kann, die etwa auch bei Grippeviren häufig vorkommen, nicht aber bei gesunden Körperzellen. Das Bananenprotein könnte auch im Kampf gegen Corona helfen.

Modifiziertes Bananenprotein kann sich an Spike-Protein von Corona anheften

Coronaviren tragen auf ihrer Oberfläche komplexe Zucker- vulgo Kohlenhydrat-Verbindungen - sogenannte mannosereiche Glykane. Das ist auch beim Spike-Protein des SARS-CoV-2-Erregers der Fall. Lektine sind Proteine, die mit Vorliebe an Kohlenhydraten anbinden. Ein Team um Forscher aus den USA, Hongkong (China), dem u.a. auch Yoo Jin Oh und Peter Hinterdorfer vom Institut für Biophysik der Universität Linz angehörten, nahm nun das Lektin H84T-BanLec unter die Lupe.

Die Ergebnisse der Analysen stellten die Wissenschafter kürzlich im Fachjournal "Cell Reports Medicine" vor. H84T-BanLec stammt aus Bananen und wurde für die Zwecke der Forscher gezielt verändert. Einer der Gründe, warum solche Verbindungen nämlich bisher kaum therapeutisch eingesetzt werden, ist, dass sie das Immunsystem des Körpers auf ungünstige Weise stimulieren können, indem sie die T-Zellen in eine ungerichtete Alarmbereitschaft versetzen, was eine überschießende Antwort des Abwehrsystems und damit unerwünschte Entzündungen hervorrufen kann, wie die Forscher gegenüber der APA erklärten. Das schlossen die Wissenschafter durch punktgenaues molekulares Anpassen der Verbindung aus.

Bananenprotein soll andocken von Corona an menschliche Zellen verhindern

Damit sollten vor allem die erwünschten Eigenschaft zum Tragen kommen - nämlich, dass die modifizierten Lektine sich vornehmlich an den Glykanen auf der Virus-Oberfläche anlagern. Verkleben sie diese sozusagen, wird damit verhindert, dass zum Beispiel SARS-CoV-2 mit seinem Spike-Protein an den menschlichen Zellen andockt und in der Folge in sie eindringt.

Auch Schutz gegen Corona-Mutationen

Die Linzer Forscher verfolgten diesen Vorgang mittels detaillierter Analysen mit hochauflösenden Rasterkraftmikroskopen. So konnten einerseits die Stellen auf dem Spike-Protein identifiziert werden, wo H84T-BanLec andockt, andererseits zeigten die Wissenschafter, dass diese Verbindungen sehr stark und vielfältig sind. Das mache es dem SARS-CoV-2-Erreger entsprechend schwierig, sich etwa durch Mutationen vor dem Anlagern der Lektine zu schützen. Es würde dementsprechend zahlreicher Veränderungen des Spike-Proteins brauchen, damit H84T-BanLec seine Funktion nicht mehr erfüllt. Das sei aber "unwahrscheinlich", so die Linzer Forscher. Sogar als das Team versucht hat, gezielt resistente Viren zu erzeugen, gelang es ihnen nicht, eine Variante herzustellen, die davor geschützt war.

Bananenprotein soll bei künftigen Epidemien und Pandemien helfen

Gerade diese umfassende Anwendbarkeit stimmt die Wissenschafter positiv. Denn H84T-BanLec kann sich an alle Erreger anheften, die mannosereiche Glykane ausbilden. So zeigten die Forscher, dass das Lektin auch gegen weitere saisonale und epidemische Coronaviren, wie etwa SARS oder MERS, sowie gegen Influenzaviren ins Feld geführt werden kann. Ebenso andocken kann es an Hepatitis-C-, HIV-, Ebola- und Herpesviren. Damit sei es "eine hervorragende Möglichkeit für den Einsatz bei künftigen saisonalen Epidemien und globalen Pandemien", so das Team.

Wissenschafter suchen nach Finanzierung für weitere Forschung

Momentan suche man nach Finanzierungsmöglichkeiten, um die Verbindung in der benötigten klinischen Qualität herzustellen. In weiterer Folge will man den Wirkstoff in klinischen Tests über die Nase über einen Spray oder Tropfen verabreichen und zur Behandlung und Vorbeugung gegen diverse Erkrankungen einsetzen. Untersuchen wollen die Forscher auch, ob der Ansatz zur Bekämpfung von Krebszellen vielversprechend ist, da auch sie solche Glykane auf ihren Oberflächen tragen.

(APA/Red)

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