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"Geben Sie mir meinen Sohn aus dem Wasser zurück"

Elvis aus Bregenz war zufällig vor Ort, als sich der Badeunfall ereignete.
Elvis aus Bregenz war zufällig vor Ort, als sich der Badeunfall ereignete. ©VOL.AT/Mayer
Elvis Todorovic war am Montag zufällig vor Ort, als sich der tragische Badeunfall am Wocherhafen ereignete. Im VOL.AT-Gespräch schildert er das Erlebte.
Mann ertrank im Wocherhafen

Elvis Todorovic (44) aus Bregenz beobachtete am Montagabend zufällig den Badeunfall beim Wocherhafen. Ein 24-jähriger Mann ertrank, ein in Not geratener Ersthelfer konnte gerettet werden.

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"Das war eine Katastrophe"

"Ich habe meinen Sohn gesucht, er war mit dem Fahrrad unterwegs", erklärt er gegenüber VOL.AT. "Es waren riesengroße Wellen gestern da", meint er. Er habe drei Jugendliche Mitte zwanzig im Wasser gesehen. Diese hätten um Hilfe gerufen. Ein Mann aus Ravensburg sei reingesprungen, um sie herauszuholen: "Er konnte sich nicht um alle kümmern", schildert Todorovic. "Er hat sich den schwächsten Schwimmer rausgesucht." Schließlich sei auch der dritte – der Ersthelfer – in Schwierigkeiten geraten. "Den musste man auch bergen", erinnert sich der Bregenzer. "Das war eine Katastrophe. Ich habe so etwas noch nie gesehen."

Am Unglücksort wurden Kerzen, Blumen und Getränke aufgestellt. ©VOL.AT/Mayer

"Wie in einem Film"

"Das war so emotional. Das war wirklich gar nicht real", meint der 44-Jährige. "Wie in einem Film." Sein großer Respekt gelte auch den Tauchern, diese hätten ebenfalls ihr Leben riskiert. "Immer wieder dieser Ruf: Tauchen! Tauchen! Und immer mit leeren Händen hochgekommen", schildert er die dramatischen Ereignisse. "Ich habe immer gehofft, dass sie ihn finden, aber nach ein, zwei Stunden haben glaube ich alle Menschen gewusst, dass es da keine Rettung mehr gibt", verdeutlicht Todorovic gegenüber VOL.AT.

VOL.AT traf den Augenzeugen am Wocherhafen. ©VOL.AT/Mayer

"Bitte geben Sie mir meinen Sohn aus dem Wasser zurück"

Es habe sich um eine serbische Familie mit rumänischer Muttersprache gehandelt, so der Bregenzer. "Später habe ich erfahren, dass es eine Familie aus Wien war, die beim Campingplatz Urlaub gemacht hat", meint er. Es sei ihm vorgekommen, als ob er sie kenne. Die Hoffnungslosigkeit sei unbeschreibbar und unfassbar gewesen. "Vor allem die Mutter, die zu einem Beamten gesagt hat: 'Bitte geben Sie mir meinen Sohn aus dem Wasser zurück.' Das war das Schlimmste, dass ich jemals gehört habe", gibt der Bregenzer zu verstehen. Auch, da es Landsleute von ihm waren, sei es ihm nahe gegangen: "Da will man was machen, retten, aber da sind einem die Hände gebunden."

"Hat mir noch mehr die Augen geöffnet"

Er habe schon mit seinem kleinen Sohn geredet, erzählt er im Gespräch mit VOL.AT. "Es wird auch Zeit, dass er schwimmen lernt", meint er. Er mache sich immer Sorgen, wenn er alleine unterwegs sei – besonders am Wasser. Eine Tragödie könne so schnell passieren. "Das, was gestern hier passiert ist, hat mir noch mehr die Augen geöffnet", verdeutlicht Todorovic. "Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen." Er habe noch immer die Bilder vor sich. "Ich möchte das niemandem gönnen auf der Welt", meint er. Sein Beileid gelte der Familie des Ertrunkenen: "Es tut mir sehr leid, dass er es nicht geschafft hat."

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(VOL.AT)

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