AA

Wie man in St. Gallen ein Mega-Projekt plant

S18, "Bregenz Mitte" oder die "Unterflurlösung für die Bahn": Projekte, die die Vorarlberger beschäftigen. In St. Gallen macht man es vor, wie man ein städtebaulich anspruchsvolles Projekt auf Schiene bringt.

Da werden jetzt viele Vorarlberger neidisch über die Grenze in die Schweiz blicken. Es geht um die Entwicklung eines Güterbahnhof-Areals und die Realisierung einer neuen Tunnelröhre auf der A1. Was ist die beste Lösung für beide Projekte?

Jetzt auf VOL.AT lesen

Testplanung im Eiltempo

Dabei haben der Kanton St.Gallen und die Stadt St.Gallen 2022 verschiedene Überbauungsmöglichkeiten und Nutzungen auf dem Güterbahnhof-Areal geprüft. Wie könnte das Güterbahnhof-Areal in St. Gallen im Jahr 2040 aussehen? Welche Nutzungen sind denkbar und wie kann die Arealsentwicklung und der neue Autobahnanschluss bestmöglich aufeinander abgestimmt werden? Diese und weitere Fragen haben sich die Eidgenossen gestellt und in einer umfassenden Testplanung zum Güterbahnhof-Areal untersucht. Die Testplanung startete im Spätsommer 2021 und schloss Mitte 2022 - also im Eiltempo - ab.

Große Herausforderung

Dabei war es auch eine besonders große Herausforderung, weil der Schweizer Bundesrat ein Projekt für den Bau einer dritten Röhre des Rosenbergtunnels auf der Autobahn A1 in St. Gallen bereits Ende März genehmigt hat. Hier soll der Baubeginn allerdings frühestens 2030 erfolgen. Und zudem plant der Kanton St. Gallen vom Zubringer in der Gegend des Güterbahnhofs aus einen Tunnel in Richtung Teufen.

Testplanung mit vier unterschiedlichen Planungsbüros

Für die Testplanung beauftragten Kanton und Stadt St. Gallen, unter Einbezug von "Stake Holdern" wie der SBB und der Appenzeller Bahnen, vier unterschiedliche Planungsbüros. Das wurde vor rund einem Jahr in die Wege geleitet. Ein Beurteilungsgremium, bestehend aus Fachleuten aus den Bereichen Städtebau, Architektur, Freiraum und Verkehr, hat die Lösungen nun bewertet. Zudem wurde der Prozess von einem sogenannten "Sounding Board" begleitet. Zu diesem gehörten Vertreterinnen und Vertretern von Verbänden, Politik und Quartiersvereinen sowie betroffene Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer.

Straffer Zeitplan

©Stadt St. Gallen

Die Schweizer haben sich dazu auch einen straffen und strukturieren Zeitplan vorgenommen, wie auf einer Präsentation der Stadt St. Gallen zu sehen ist - auch wenn es vor allem städtebaulich sehr anspruchsvoll ist.

Tunnel geplant: Vorteile für die Arealentwicklung

Wie die Stadt St. Gallen nun mitgeteilt hat, soll der Anschluss das Güterexpeditionsgebäude in einem Tunnel unterqueren und gleisseitig bei der St. Leonhardsbrücke wieder auftauchen. Der Standort bringt aus Sicht der Experten für die Arealsentwicklung die meisten Vorteile. "Dank dieser Lösung bleibt das geschützte Güterexpeditionsgebäude erhalten. Weiter können das Areal und der neue Autobahnanschluss bestmöglich entflechtet werden", teilen Kanton und St. Gallen einhellig mit.

Mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer

Zum einen entlaste diese Trennung das Areal nahezu vollständig vom neuen Autobahnanschluss und schaffe zusätzlichen Raum für Fußgänger und Radfahrer. Zum anderen ermöglicht laut Stadt und Kanton die Lösung eine attraktive Bebauung mit Aufenthaltsmöglichkeiten wie zum Beispiel öffentlichen Plätzen. Für den Fuß- und Radverkehr sollen mit der Lösung zudem neue Verbindungen entstehen.

Transparente Kommunikation

Es gibt aber auch Nachteile, die transparent und offen kommuniziert werden. Stadt und Kanton schreiben: "So ist der geplante Knoten an der St. Leonhardsbrücke aus städtebaulicher Sicht anspruchsvoll. Das große Bauwerk mit sechs Fahrspuren würde das Stadtbild maßgeblich prägen. Weiter würden der Fuß- und Radverkehr sowie der öffentliche Verkehr an dieser Stelle benachteiligt."

Ziele und Ausblick

In weiterführenden Verfahren sollen die Erkenntnisse nun vertieft werden. Als Ziel haben Kanton und Stadt St. Gallen ausgegeben, dass das Areal möglichst vor der Fertigstellung des neuen Anschlusses im Jahr 2040 überbaut ist. Dafür erarbeiten Kanton und Stadt in einem nächsten Schritt den Bauablauf und die Baumethode.

Zum Schlussbericht

(VOL.AT)

  • VIENNA.AT
  • Schweiz
  • Wie man in St. Gallen ein Mega-Projekt plant