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Inflation stieg im Mai weiter auf 8,0 Prozent

Nach 7,2 % im April - Höchster Wert seit 1975 - Wifo-Experte: Peak womöglich erst im Juli
Nach 7,2 % im April - Höchster Wert seit 1975 - Wifo-Experte: Peak womöglich erst im Juli ©Canva
Die Teuerung hat sich in Österreich weiter verschärft. Im Mai dürfte die Inflationsrate laut Schnellschätzung der Statistik Austria durch die Preisanstiege bei Energie und Sprit auf 8,0 Prozent geklettert sein - nach 7,2 Prozent im April. Das ist der höchste Wert seit September 1975, erklärte Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas am Dienstag.
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Wifo-Inflationsexperte Josef Baumgartner hatte für Mai lediglich mit einer Jahres-Teuerungsrate von 7 1/4 bis 7 3/4 Prozent gerechnet, im Mittel so um die 7,5 Prozent, sagte er im APA-Gespräch am Dienstag. Der höhere Wert von wohl 8 Prozent im Mai sei den Effekten des Öl-Embargos, aber auch den Strom- und Gastariferhöhungen des Verbund-Konzerns per Anfang des Monats geschuldet.

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Weitere Preissteigerung bei Lebensmitteln erwartet

Er erwarte nach dem langen Ringen um das EU-Öl-Embargo doch noch einen weiteren leichten Ölpreisanstieg mit einem anschließenden Durchschlagen auf die Endverbraucher etwa bei Diesel, so Baumgartner. Auch im Nahrungsmittelbereich seien die Preiserhöhungen infolge des Ukraine-Kriegs noch nicht ganz bei den verarbeiteten Produkten angekommen - das Ausverhandeln der Erzeuger mit dem Handel sei zäh und werde noch dauern. Die Lieferverzögerungen durch die blockierten Häfen in Shanghai hätten die Transportkosten deutlich erhöht, die Staus würden sich nun eher in andere Regionen, etwa Europa, verlagern. Und über allem stehe das große Fragezeichen Ukraine-Krieg, also welche Sanktionen es allenfalls gebe und wie Russland Energielieferungen für seine Zwecke einsetzt.

Abschwächung erst im Herbst

Der Wifo-Experte geht davon aus, dass es in Österreich eher noch bis zum Sommer hohe Inflationsraten geben wird, die sich erst im Herbst abschwächen. Ob dabei der Höhepunkt schon im Mai oder vielleicht erst im Juni oder Juli erreicht sein wird, lasse sich momentan schwer sagen. Bis vor kurzem habe man das schon für Mai bis Juni erwartet. "Ab dem dritten und vierten Quartal sollten die Teuerungsraten aber wieder etwas zurückgehen", so Baumgartner.

Für heuer hat das Wirtschaftsforschungsinstitut seine Inflationsprognose vor kurzen von bisher 5,8 auf 6,5 Prozent angehoben, wie Wifo-Chef Gabriel Felbermayr am Sonntag überraschend erklärt hatte.

Kickl fordert Sofortmaßnahmen

Gegenüber dem Vormonat April stieg das heimische Preisniveau wohl um 1,1 Prozent, so die Statistik Austria am Dienstag. Der für Eurozonen-Vergleiche relevante Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) lag im Mai laut Schätzung um 8,1 Prozent über dem Vorjahresmonat und um 1,0 Prozent höher als im April. Im Detail berichtet die Statistik Austria am 17. Juni über die Teuerung in Österreich.

FPÖ-Chef Herbert Kickl verlangte angesichts der auf 8 Prozent geschätzten Mai-Inflation, dass die Regierung "endlich aufwachen und Sofortmaßnahmen setzen" solle, die eine spürbare Entlastung für die Menschen bringen. "Ein verunglückter 150-Euro-Gutschein, den viele erste 2023 einlösen können, und die Senkung von Elektrizitäts- und Erdgasabgabe sind bei weitem nicht ausreichend", so Kickl.

Handelsverband sorgt sich um Kaufkraft

Der Handelsverband sorgt sich um die Kaufkraft der Menschen und fordert "ein Set an klugen Anti-Teuerungsmaßnahmen, das im besten Fall bereits mit 1. Juli in Kraft tritt", etwa ein Aus für die Kalte Progression und eine Mehrwertsteuer-Senkung auf Energie. Deutliche Wohlfahrtsverluste seien nur zu vermeiden, wenn die Regierung nicht bis Jahresende mit weiteren Maßnahmen abwarte.

Gleich für eine generelle Streichung der Mehrwertsteuer "auf lebensnotwendige Waren" sprach sich GPA-Chefin Barbara Teiber aus. Dies führe zu einer Entlastung der Bevölkerung und sei ein volkswirtschaftliches Instrument zur Dämpfung der Inflation. SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch plädierte für ein Streichen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel sowie einen Preisdeckel für Mieten und auch für Energie für einkommensschwache Haushalte.

(APA)

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