AA

Kiew droht humanitäre Katastrophe: Versorgung reicht "noch ein paar Tage"

Klitschko berichtete, dass die Lebensmittelversorgung und die Medikamente "noch ein paar Tage" reichen.
Klitschko berichtete, dass die Lebensmittelversorgung und die Medikamente "noch ein paar Tage" reichen. ©AP
Auch am Dienstag hat Bundeskanzler Karl Nehammer mit dem Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, telefoniert. Klitschko habe ihm berichtet, dass die Versorgung in der Stadt nur "noch ein paar Tage" reiche.
"Situation in Kiew dramatisch"
LIVE-Blog zum Ukraine-Krieg
NATO wird keine Truppen senden

Österreich fordert von Russland dringend humanitäre Korridore für Hilfslieferungen und Flüchtlinge in der Ukraine. Dies sagten Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) am Dienstagnachmittag in einer eilig einberufenen Pressekonferenz in Wien. "Es gibt keine sicheren Korridore. Das betrifft auch Österreicherinnen und Österreicher", die die Ukraine verlassen wollen.

Nehammer zu EU-Beitritt der Ukraine zurückhaltend

In der Frage eines EU-Beitritts der Ukraine zeigte sich Nehammer zurückhaltend. Die Frage sei "sehr komplex", sagte der Kanzler. Sie bedürfe der Zustimmung aller 27 EU-Länder. Beitrittsverhandlungen dauerten lang. Deswegen sei es "nicht das geeignete Mittel, das zu erreichen, was wir gerade tun", nämlich die Solidarität und Partnerschaft mit der Ukraine so eng und so unkompliziert wie möglich zu gestalten sowie schnelle Hilfe zu leisten. Nehammer äußerte außerdem sein klares Bekenntnis zur Ukraine als europäisches Land.

Telefonat mit Klitschko: Versorgung hält "noch ein paar Tage"

"Der Überfall auf die Ukraine ist nicht akzeptieren", ergänzte Nehammer. Der Bundeskanzler hatte den ukrainischen Botschafter Wassyl Chymynez (Vasyl Khymynets) getroffen und mit seinem ukrainischen Amtskollegen Denys Schmyhal und dem Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, telefoniert. Klitschko habe ihm berichtet, dass die Lebensmittelversorgung und die Medikamente "noch ein paar Tage" reichen. Humanitäre Hilfe sei jetzt notwendiger denn je. Sonst drohe eine humanitäre Katastrophe, warnte Nehammer.

"Wir werden den russischen Präsidenten voll verantwortlich machen, wenn österreichische Staatsbürger zu Schaden kommen". Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit seien aufzuklären. Nehammer appellierte an Russland "als kriegsführende Partei, nicht den letzten Funken an Menschlichkeit zu vergessen".

Schallenberg zitierte russischen Botschafter ins Außenministerium

Schallenberg hat zuvor den russischen Botschafter in Wien, Dmitri Ljubinski, ins Außenministerium zitiert. Das sei eines der schärfsten diplomatischen Mittel, die Österreich als neutrales Land zur Verfügung stünden, erläuterte Nehammer. Schallenberg betonte nach eigenen Angaben gegenüber dem Botschafter die Notwendigkeit der Einhaltung des Völkerrechts und forderte von Russland die Sicherstellung humanitärer Korridore für Zivilisten sowie die Sicherstellung des Zugangs für humanitäre Organisationen. Ljubinski habe zugesagt, diese Botschaft an Moskau weiterzugeben.

Österreichische Botschaft in Kiew nicht geschlossen

330 Österreicher haben die Ukraine bereits verlassen, berichtete Schallenberg. Rund 120 seien noch dort, 42 im Großraum der von russischen Soldaten umzingelten Hauptstadt Kiew. Aber nicht alle wollen weg. "Die Botschaft ist nicht geschlossen", betonte Schallenberg, sie sei nur "operativ" in die Westukraine verlegt worden. Wenn jemand einen Zufluchtsort in Kiew brauche, "steht die Botschaft selbstverständlich zur Verfügung."

Der Bundeskanzler telefonierte auch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie Peter Maurer, dem Präsidenten des Internationalen Roten Kreuzes. Alle Beteiligten seien sich einig, dass es Priorität sein müsse, allen Menschen, die sich derzeit noch vor Ort befinden, eine sichere Ausreise zu ermöglichen und für diejenigen, die das nicht können oder wollen, eine ausreichende Versorgung mit Nahrung und Hilfsgütern sicherzustellen.

LIVE-Blog: Russland setzt Angriff auf Ukraine fort

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Kiew droht humanitäre Katastrophe: Versorgung reicht "noch ein paar Tage"
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen