Entwicklung am Arbeitsmarkt "besser als erwartet"

Die Öffnungen und der Konjunkturaufschwung lassen die Arbeitslosenzahlen weiter sinken. Derzeit sind 375.500 Personen beim Arbeitsmarktservice arbeitslos gemeldet oder in Schulungen. Das sind um 15.405 Arbeitslose und 1.475 Schulungsteilnehmer weniger als in der Vorwoche, wie das Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte.
Arbeitslosigkeit sinkt durch Öffnungen weiter: 375.500 ohne Job
Die Arbeitsmarktentwicklung sei "deutlich besser als ursprünglich erwartet", kommentierte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) die aktuellen Zahlen.
"Gleichzeitig ist es wichtig zu betonen, dass die Auswirkungen der Krise den Arbeitsmarkt nach wie vor prägen und wir noch nicht das Arbeitslosenniveau von unmittelbar vor der Krise erreicht haben", so Kocher. Es gebe noch um rund 30.000 Arbeitslose mehr als unmittelbar vor der Krise. Die Anmeldungen zur Kurzarbeit liegen derzeit bei rund 311.000 Personen.
Kocher erwartet konstante Entwicklung bei Zahlen
Arbeitsminister Kocher erwartet in nächster Zeit keine " deutlichen Rückgange" mehr bei den Arbeitslosenzahlen, sondern "eher eine konstante Entwicklung mit leicht sinkender Tendenz". Das Niveau der Arbeitslosigkeit befinde sich derzeit ungefähr auf dem Niveau von 2015/2016. Der deutliche Rückgang der Kurzarbeit ab der Phase 5 werde den Rückgang der Arbeitslosigkeit bremsen, so Kocher. Durch die neuen Rahmenbedingungen bei der Kurzarbeit sei zu erwarten, dass die Kurzarbeit-Zahlen im ersten Schritt auf etwa 100.000 bis 120.000 Personen zurückgehen und dann weiter sinken.
Das Wifo-Konjunkturbarometer zeigt auch einen deutlichen Aufwärtstrend. Von 24. bis 30. Mai lag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut Finanzministerium knapp 1 Prozent unter dem Niveau von 2019. "Innerhalb eines Monats hat sich die wirtschaftliche Ausgangslage in Österreich deutlich verbessert", so Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP). Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive scheine "die Talsohle durchschritten", man werde aber "weiterhin jene Betriebe unterstützen, die Unterstützung brauchen". "Gleichzeitig dürfen wir nicht falsche Anreize setzen, die das Wachstum bremsen könnten", so Blümel.
Blümel begrüßt globale Mindeststeuer
Die Grundsatzeinigung beim G7-Gipfel zu einer globalen Mindeststeuer begrüßte Blümel erneut. "Das derzeit diskutierte Modell mit beiden Säulen geht in die richtige Richtung und wir hoffen hier bald eine Einigung erzielen zu können", so der Finanzminister.
Arbeitgeber signalisieren mehr Jobs im dritten Quartal
Die Arbeitgeber prognostizieren für das dritte Quartal 2021 steigende Beschäftigtenzahlen, wie aus einer ManpowerGroup-Umfrage unter 529 heimischen Betrieben im April hervorgeht. Der Nettobeschäftigungsausblick von plus 10 Prozent entspreche einem Anstieg von 6 Prozentpunkten gegenüber dem Vorquartal und von 14 Prozentpunkten im Jahresabstand und sei "der beste Ausblick seit zwei Jahren".
16 Prozent der befragten Arbeitgeber rechnen für das dritte Quartal mit steigenden Beschäftigungszahlen gegenüber dem Vorquartal, 2 Prozent erwarten einen Rückgang und bei 80 Prozent bleibt der Personalstand voraussichtlich unverändert. Nach Berücksichtigung saisonaler Schwankungen ergebe dies einen Nettobeschäftigungsausblick von plus 10 Prozent. Für das Arbeitsmarktbarometer wurden im April sieben Branchen durchleuchtet.
Einen Anstieg der Beschäftigungszahlen für das kommende Quartal erwarten die Arbeitgeber in allen diesen Branchen - angeführt vom Bausektor (plus 13 Prozent) sowie vom Bereich Finanzwesen & Dienstleistungen und der Sachgütererzeugung (jeweils plus 11 Prozent). Das Schlusslicht bildet der Groß- und Einzelhandel mit einem Plus von 3 Prozent. Der Ausblick ist in sämtlichen Bundesländern positiv, mit Tirol (plus 14. Prozent) an der Spitze. Dahinter folgen Vorarlberg (plus 12 Prozent), die Steiermark und Niederösterreich (je plus 11 Prozent) gemeldet. Am schwächsten ist die Entwicklung im Burgenland mit plus 3 Prozent, das sei sogar ein Rückgang gegenüber dem dritten Quartal 2020.
Große Unternehmen deutlich optimistischer
Große Unternehmen (mit 250 oder mehr Mitarbeitern) sind mit einem Plus von 24 Prozent deutlich optimistischer als Kleinstunternehmen (weniger als 10 Mitarbeiter), die mit plus 4 Prozent am vorsichtigsten sind.
"Die Ergebnisse des Arbeitsmarktbarometers für das dritte Quartal 2021 zeigen eine Fortführung des Aufwärtstrends, der seit der letzten Befragung im Januar eingesetzt hat - wir sehen klare Anzeichen für eine Erholung der österreichischen Wirtschaft und damit verbunden positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt", so der Geschäftsführer der ManpowerGroup Österreich, Christoph Trauttenberg, am Dienstag in einer Aussendung.
Evident sei auch der zunehmende Fachkräftemangel - 71 Prozent der befragten Betriebe haben laut Eigenangaben Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen, das ist ein Plus von 5 Prozent gegenüber 2018. Das zeigt eine weitere Erhebung, die ManpowerGroup Talent Shortage Survey, vom Jänner.
Home Office wird weiter präsent sein
Auch beim Anspringen des Jobmarktes bleibt das in der Pandemie verstärkte Arbeiten von zuhause aus erhalten. Rund 25 Prozent der Arbeitgeber erwarten, dass die Mehrheit ihrer Beschäftigten in den nächsten sechs bis zwölf Monaten weiterhin zum Teil im Home-Office bleiben wird. 28 Prozent haben dabei keine Bedenken im Zusammenhang mit Remote Work, am ehesten (27 Prozent der Antworten) werden Auswirkungen auf die Unternehmenskultur genannt.
Die meisten Arbeitgeber wollen auch in Zukunft auf eine flexiblere Gestaltung der Arbeitsmodelle setzen. 37 Prozent der Befragten werden voraussichtlich eine Mischung aus Home-Office und Arbeiten vor Ort anbieten, 54 erwägen Gleitzeit-Modelle mit flexiblen Start- und Endzeiten.
(APA/Red)