„Abstrakte Malerei ist nicht mehr das Credo der Gegenwartskunst“

Feldkirch. Es war ein langer Weg von Schnifis auf die Kunstakademie. Künstler zu werden passiert. Helmut Rauch hat es dazu/dahin getrieben. Die Freiheit seinen Interessen zu folgen, Inspiration und die Suche nach etwas Sinnvollem, das ihn erfüllen sollte, haben ihn nach Wien auf die Akademie geführt. Als Maler arbeitet er aber erst seit 15 Jahren. „Als ich in den 90ern auf der Kunstakademie war, hat keiner gemalt. Inspiriert hat uns damals die Mediengestaltung, das war neu.
„Ich war in der Klasse von Peter Weibel, das war ein großes Glück. Mediengestaltung war einer der intensivsten Studiengänge, die man damals studieren konnte“, erinnert sich der Künstler. Als er mit 33 Jahren wieder nach Vorarlberg zurückkehrte, hatte er ein Schlüsselerlebnis bei einem Ausstellungsbesuch in Basel, als er die Bilder von Franz Gertsch sah. Dies war ausschlaggebend, dass er über den Fotorealismus, in seinem Verständnis eine Form der Medienkunst, zur Malerei kam. Fotorealismus bedeutet, die Ästhetik der Fotografie in die Malerei zu transformieren. „Ich erkannte, dass man sich auch malerisch zeitgemäß ausdrücken kann. Mich interessiert das Erstaunliche, dass Malerei ein Foto vorgaukeln kann. Diese Zauberei, diese Souveränität und diese Wahrnehmungsirritation haben mich inspiriert. Das ist die stilistische Weichenstellung, die ich anstrebe“, erklärt Rauch.
Figural versus Abstrakt
Der Künstler arbeitet an einem großen Architekturtisch, auf den er die Leinwand legt. Dadurch ist es ihm möglich präziser zu arbeiten. Für Fotorealismus ist eine gewisse Technik erforderlich. Es geht darum, wie man ein Bild aufbaut, wie man es komponiert und grundiert. Rauch malt mit Acryl und Tempera, bevorzugt wasserlösliche Farbe gegenüber der Ölfarbe. „Ich würde mir wünschen, dass in der Öffentlichkeit mehr Verständnis dafür da ist, dass die abstrakte Malerei nicht mehr das Credo der Gegenwartskunst ist. Fotorealismus ist figurative Kunst und figurative Malerei hat auch im 20. Jahrhundert bis heute eine durchgehende Entwicklungslinie. Vom Kunstpublikum wünsche ich mir mehr Bewusstsein dafür, dass figurative Malerei zeitgemäß und groß ist und dass das im Land auch so gesehen wird“, erläutert Helmut Rauch. Wie auffallend viele Künstler bei uns in Vorarlberg, fände es Rauch wunderbar, wenn eine Art “Kunstfabrik“ entstehen würde, mit vielen Ateliers, Arbeitsmöglichkeiten, Kontakten und Ansprache. „Ein Künstler wünscht sich ein inspirierendes Arbeitsumfeld. Für mich war und ist die Künstlervereinigung der einzige Ort, wo ich die Möglichkeit habe auszustellen“, erklärt Rauch.
Jugend und Kunst
„Ich bin leidenschaftlicher Kunsterzieher. Der Werdegang der Jugend liegt mir am Herzen. Kunst ist eine pädagogische Aufgabe. Ich möchte der Jugend den Zugang zur Welt der Kunst und Kultur eröffnen. Ich möchte, dass die Jugendlichen verstehen, dass man sich in Kunst und Kultur frei ausdrücken darf“.
yas