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Harald Gmeiner: „Etwas Unbekanntes sichtbar machen“

Harald gmeiner vor seinen großformatigen Bildern
Harald gmeiner vor seinen großformatigen Bildern ©Yasmin Ritter
Der Maler Harald Gmeiner (60) aus Wolfurt über das Öffnen von unbekannten Räumen und dem Wunsch nach einer Kunstfabrik.
harald gmeiner

Wolfurt. Die VN-Heimat präsentiert bekannte Maler und Bildhauer aus dem Bezirk Bregenz und ihre Arbeit.

In der ganzen Wohnung hängen und stehen großformatige Bilder des Künstlers, viele sind fertig, manche noch in Arbeit. Quer über das Wohnzimmer ist eine Hängematte befestigt, von der aus man gemütlich alle Werke des Künstlern Harald Gmeiner betrachten kann. Die Beschäftigung mit Wahrnehmung, Kommunikation und Handeln des Menschen in Bezug mit seinen Lebensumfeldern sind Inhalt seiner künstlerischen Arbeit.

Werktechnisch stehen die Malerei und das zeichnerisch-grafische im Vordergrund. Dabei bewegen und gestalten die kollektiven Grundmuster die künstlerischen Inhalte maßgeblich mit. Erst wählt Gmeiner das Format und die Farbpalette, dann setzt er sich mit einem Thema auseinander wie zum Beispiel Mensch oder Landschaft. In der Folge lädt er sich förmlich auf mit Wissen und Beobachtungen darüber. Das Bild wird dann zum Download all dieser geistigen Vorarbeit. „Ich versuche Räume zu eröffnen, die noch nicht bekannt sind. Es passiert dabei etwas, das ich nicht steuern und greifen kann, es geschieht im Tun, ich kann es auch mit der Sprache nicht ausdrücken“, erklärt der Künstler.

Gmeiner hat die Auseinandersetzung mit unseren gesellschaftlichen Themen über die bildende Kunst gemacht wie er sagt. Er versucht etwas sichtbar zu machen, was nicht möglich ist und noch nicht da war. In einem Haus kann man die Wände greifen und auch alles was an Möbeln im Haus ist, aber was ist dazwischen? Es ist nicht greifbar und man kann es nicht fassen, etwa Stimmung, Schwingung Raumklang, Wohlbefinden, Sicherheit. „Ich versuche mit meinen Bildern diese Dinge sichtbar zu machen. Ich versuche anzudeuten, aber alles offen zu lassen, Räume zu öffnen und gleichzeitig auch Seh- und Denkweisen. Ich lasse mich auf das Bild ein, lasse Gefühle und neue Sichtweisen entstehen“, beschreibt Gmeiner seine Arbeitsweise. Somit erweitert und bricht er das Vorgeformte, das angeblich immer schon da war. So entstehen große Bilder in Öl oder Acryl in einer überdimensionalen Farbenvielfalt.

Reduktion und Rückbesinnung

In der Corona-bedingt entschleunigten Zeit in diesem letzten Frühjahr hatten sich die persönlichen Erfahrungen des Künstlers verändert, es war still geworden, im Außen gab es nur mehr wenige bis keine Geräusche, binnen kurzer Zeit war alles reduziert. In den Vordergrund rückten die natürlichen Laute, Vogelstimmen. In die Wahrnehmungsszenarien hatten sich Zwischenräume geschoben. Es war und ist die Zeit der Auseinandersetzung und Rückbesinnung mit sich selber.„Ich würde mir in Vorarlberg eine Art Kunstfabrik wünschen mit einer Auseinandersetzung von Jung und Alt, in der alles malt, musiziert, schreibt und anderweitig künstlerisch arbeitet. Es geht dabei um den Prozess, nicht um das Ergebnis. Es fehlt an Experimentierräumen wo Neues stattfinden kann. Ich wünsche dass wir uns gegenseitig unterstützen“, sinniert Harald Gmeiner.

Man kann sagen, dass Künstler geduldet sind, Kunst ist ein abstrakter Begriff. Der Stellenwert in der Gesellschaft ist nicht auf Augenhöhe und kein fixer Bestandteil wie ein Banker oder ein Handwerker. Aber durch die Auseinandersetzung mit Kunst und dem Erwerb von Bildern und Skulpturen der ungeheuren Vielfalt Vorarlberger Künstler findet Wertschöpfung, Unterstützung und ein kulturelles Leben statt.

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