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Kultur-Stillstand: Belvedere öffnet "in Etappen"

Das Belvedere wird in Etappen wiedereröffnen.
Das Belvedere wird in Etappen wiedereröffnen. ©APA/HERBERT NEUBAUER
In Debatte um die Wiedereröffnung der Bundesmuseen ist Bewegung reingekommen. Das Belvedere hat bereits einen Start "in Etappen" angekündigt.

Nach den heftigen Diskussion um das Wiederanlaufen des Kulturlebens in Österreich kommt Bewegung in die Debatte um die Bundesmuseen. Diese wären eigentlich erst Anfang Juli aus ihrer coronabedingten Pause zurückgekehrt, obwohl die Regierung eine Wiedereröffnung mit Mitte Mai ermöglicht hätte. Nun kündigte allerdings das Belvedere einen Start "in Etappen" an und fordert eine höhere Basisabgeltung.

"Sonderöffnung" des Unteren Belvedere geplant

Konkret bedeutet das eine "Sonderöffnung" des Unteren Belvedere und der dort laufenden Schau "Into the Night. Die Avantgarde im Nachtcafé" von 15. Mai bis 1. Juni. Das Belvedere 21 soll einer Aussendung zu Folge am 1. Juni folgen, während der Museumsbetrieb im Oberen Belvedere wie schon bisher kommuniziert mit 1. Juli starten werde. Gleichzeitig verwies man darauf, dass dieser Plan unter dem Vorbehalt stehe, "dass die bevorstehenden Verordnungen keine unerwarteten Restriktionen enthalten, die eine Durchführung gefährden".

Außerdem lenkte man den Blick auf die kommenden Jahre, gehe es doch bereits darum, Programme für 2021/22 zu erstellen. "Tatsächlich fehlen uns dafür aber tragfähige budgetäre Rahmenbedingungen, die wir für Vertragsabschlüsse brauchen", wurden Stella Rollig, Generaldirektorin, und Wolfgang Bergmann, wirtschaftlicher Geschäftsführer, zitiert.

Coronakrise zeige: Heimisches Kulturleben lebt vom Tourismus

In der Coronakrise werde deutlich, dass das heimische Kulturleben wesentlich vom Tourismus lebt. "Wenn wir das Programm und die Größe der Ausstellungsflächen beibehalten wollen, müssen wir bei Wegfall der touristischen Einnahmen entweder die Ticketpreise verfünffachen, was unrealistisch ist, oder die öffentliche Basisabgeltung verdreifachen", so Bergmann. Würde man stattdessen das Programm reduzieren, koste dies auch Arbeitsplätze. "Für die öffentliche Hand ist es daher auch unter diesem Aspekt sinnvoller, durch eine Erhöhung der Basisabgeltung Jobs zu finanzieren als Arbeitslose zu subventionieren."

Ein kurzes Vergnügen wird vorerst jedenfalls der Besuch des Unteren Belvedere bleiben. Die dort zu sehende Nachtcafe-Schau könne "leider nicht verlängert werden", weshalb man sie für die letzten beiden Wochen der regulären Ausstellungszeit wieder zeigt. "Wir wissen, dass viele Menschen diese Schau über alternative Kunstszenen von der Wiener Moderne bis in die 1960er-Jahre noch gerne sehen wollten. Deshalb bieten wir nun diese Möglichkeit an", so Stella Rollig. Für den Rest des Jahres bleibe das Untere Belvedere dann geschlossen, es sind Sanierungsmaßnahmen geplant.

Belvedere 21: Laufende Ausstellungen verlängert

Im Belvedere 21 setzt man auf die ebenfalls noch laufenden Ausstellungen von Herbert Brandl und Eva Grubinger, die bis Herbst verlängert werden. Während das Blickle Kino sowie das Wotruba-Schaudepot geschlossen bleiben, wolle man im Sommer "unter Einhaltung der aktuellen Sicherheitsbestimmungen" auf Outdoor-Veranstaltungen für Community Outreach und Public Program setzen. Eine für April geplante Ugo-Rondinone-Schau wurde auf 2021 verschoben. Diesen Herbst widmet man Maja Vukoje einen Schwerpunkt, im ersten Halbjahr 2021 gibt es "Joseph Beuys. Denken. Handeln. Vermitteln" zu sehen.

Oberes Belvedere: Barrierefreiheit wird verbessert

Im Oberen Belvedere wird die derzeitige Schließzeit zur Verbesserung der Barrierefreiheit und den Einbau neuer Belüftungsschächte genutzt. Auch die Inbetriebnahme der neuen Kältetechnik wolle man in diesem Zeitraum vornehmen. Ab 1. Juli sind dann für Besucher die Schausammlung sowie die Ausstellungen zu Renate Bertlmann und dem "Meister von Mondsee", die beide bis 13. September verlängert wurden, zugänglich. Längerfristig verschoben wurden hingegen Ausstellungsprojekte zu Gustav Klimt ("Pigment & Pixel", Frühjahr 2021), Salvador Dali und Sigmund Freud (Frühjahr 2022) sowie Klimt im Zusammenspiel mit Rodin, Van Gogh und Matisse (Frühjahr 2023).

Auch KHM öffnet nun schon zu Pfingsten

Nach dem Belvedere hat nun auch der KHM-Museumsverband angekündigt, doch nicht erst Anfang Juli aufzusperren. "Museen müssen offen sein - wann immer es geht. Wir freuen uns sehr, dass wir aufgrund der ermutigenden Covid 19-Prognose und den positiven Signalen aus der Politik das Kunsthistorische Museum bereits zu Pfingsten Ende Mai wieder öffnen können", so Generaldirektorin Sabine Haag.

Als "besondere Willkommens-Geste" hat sich das Haus für ein "pay as you wish"-Modell für den Juni entschieden, bei der jeder Besucher die Höhe des Eintrittspreises selbst bestimmen kann. Zunächst hatte der KHM-Museumsverband - im Gleichklang mit den weiteren Bundesmuseen - bekannt gegeben, erst am 1. Juli wieder öffnen zu wollen. Dieser Termin sei "mit Bedacht und in Hinblick auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Gästen, MitarbeiterInnen und mit Steuergeld" gewählt worden, wie man gegenüber der APA betont. Die Entscheidung sei auch mit der Zustimmung von Eigentümern und Politik festgesetzt worden. Zuletzt hatte es darüber jedoch große Aufregung gegeben, zumal andere Häuser bereits wieder mit Mitte Mai aufsperren können und wollen. Die Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. etwa gab am Donnerstag bekannt, Schloß Schönbrunn und die weiteren Dependancen sowie den Tiergarten Schönbrunn am 15. Mai wieder zu öffnen.

Schließung der Bundesmuseen als "Sinnbild der echten Krise"

Die Schließung der Bundesmuseen am 11. März sei zu einem "Sinnbild der echten Krise" geworden, so Haag. Die Nachricht vor einer Woche, dass Museen schon ab Mitte Mai geöffnet werden können, habe die Leitung des KHM-Museumsverbands "überrascht und erfreut", wie es heißt: "Wenn sich die Bedingungen geändert haben und klare Festlegungen für einen Museumsbesuch getroffen wurden, überdenken wir selbstverständlich den ursprünglichen Wiedereröffnungstermin, den wir vor mittlerweile vier Wochen im Gremium festgelegt haben. Dazu ist es allerdings notwendig, die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen zu kennen. Leider sind diese bisher noch nicht verbindlich geklärt", kritisiert der kaufmännische Geschäftsführer Paul Frey.

"Wichtig wäre es jetzt, Planungssicherheit darüber zu erlangen, wie der Museumsbesuch von statten gehen darf, wie viel Platz jeder braucht, um sich nicht anstecken zu können, wie viele Menschen in einem Saal sein dürfen", unterstreicht Haag. "Das sind keine museologischen Rahmenbedingungen, die von den Bundesmuseen selbst festgelegt werden können, sondern gesundheitspolitische, die von der Politik beigestellt werden müssen".

Finanzielle Situation sei "unsicher"

Als "unsicher" bezeichnet man auch die finanzielle Situation. Die Einnahmen seien von einem Tag auf den anderen auf null gefallen. Fixkosten wie Miete, Instandhaltung, Restaurierung, Bewahrung und Wartungskosten laufen jedoch unverändert weiter. "Wir nutzen die Schließung derzeit, um durch Kurzarbeit Arbeitsplätze zu sichern und dringende Renovierungsarbeiten durchzuführen. Statt auf Kurzarbeit zu setzen, würden wir selbstverständlich lieber die Schließzeit verkürzen", so Frey. Dazu brauche es aber "dringend finanzielle Absicherungen seitens der Politik". So hofft das KHM auf eine verbindliche Zusage, "dass unsere Verluste abgegolten werden, um die Fortführung der professionellen Arbeit des KHM-Museumsverbands trotz Krise gewährleisten zu können."

Albertina und Albertina modern öffnen am 27. Mai

Noch vor dem Pfingstwochenende, nämlich am 27. Mai, öffnet nun mit der Albertina ein weiteres Bundesmuseum früher als gedacht. Mit diesem am Donnerstagabend bekannt gegebenen Schritt will man "nicht nur allen Wienerinnen und Wienern, sondern auch allen Gästen aus den Bundesländern, die ihre Feiertage in der Hauptstadt verbringen", die Möglichkeit bieten, die beiden Häuser zu besuchen.

Somit können die Besucher nun am Karlsplatz die Eröffnungsausstellung der Albertina modern, "The Beginning. Kunst in Österreich 1945 bis 1980", erstmals sehen. Die für den 12. März geplante Eröffnung war ja aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt worden. Geboten wird ein 400 Werke umfassender Überblick über die Kunst Österreichs in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Haupthaus sei es unterdessen gelungen, von allen Leihgebern die Zustimmung zu einer Verlängerung der im März bereits nach zwei Wochen geschlossenen Ausstellungen zu Wilhelm Leibl sowie "Die frühe Radierung. Von Dürer bis Bruegel" zu erhalten.

Während der Schließung wurden überdies die Schausammlungen an Malerei der klassischen Moderne neu aufgestellt, in der nun die Sammlung Batliner einen Dialog mit erstmals gezeigten Hauptwerken von Kandinsky bis Picasso aus der Schweizer Sammlung Othmar Huber eingeht. Ebenso wurde die Schausammlung an Kunst der Gegenwart neu aufgestellt und um wichtige Gemälde amerikanischer Kunst erweitert.

"Es war immer mein Ziel, mit der Albertina möglichst bald aus dem Lockdown herauszukommen", wird Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder in der Aussendung zitiert. "Offensichtlich teilt unser Eigentümer unseren Wunsch nach einer frühestmöglichen Öffnung des Museums; wir erkennen darüber hinaus seine Bereitschaft, einen finanziellen Ersatz für die mit der vorgezogenen Öffnung der Museen verbundenen Mehrkosten ebenso zu leisten wie für den Totalausfall der Einnahmen seit der angeordneten Schließung der Museen am 11. März." Beides sei wichtig, um die Liquidität der Albertina aufrecht zu erhalten.

(APA/Red)

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