"Exposed to Painting": Neue Ausstellung im Belvedere 21

Natürlich die Berge. Aber auch Blumen und Bäche, sogar das eine oder andere Tier begegnet dem Besucher der neuen Ausstellung "Herbert Brandl. Exposed to Painting" im Belvedere 21. Dort sind ab Freitag im Obergeschoß rund 30 großformatige Gemälde zu sehen, die der Künstler in den vergangenen 20 Jahren geschaffen hat. Als Besonderheit hat der gebürtige Grazer ein neues Triptychon geschaffen.
Nur ein Werk trägt einen Titel
Als einziges Werk trägt die 18 mal 3,9 Meter große, äußerst farbenprächtige, abstrakte Arbeit einen Titel: "Apokalypse zur schönen Aussicht". Als einziges Acryl-Bild der Schau weise die monströse Arbeit für sein Schaffen einen neuen Weg, sagte der 61-jährige Künstler im Gespräch mit der APA am Rande des Presserundgangs am Mittwoch. "Zuerst hatte ich für diese Wand ein anderes, kleineres Bild geplant, aber das war mir zu harmlos", lachte der Künstler. "Mit dieser Arbeit habe ich etwas aufgebrochen. Für mich beginnt ein neues Kapitel." Gemalt hat er das Bild im Stehen mit einem langen Stielpinsel. "Die Malerei ist bei ihm auch immer ein körperlicher Akt", konstatierte Kurator Rolf H. Johannsen, eigentlich für die Sammlung des 19. Jahrhunderts zuständig, bei der Pressekonferenz. Neben dem großformatigen Werk gibt es in der Schau aber auch einige Tierskulpturen - etwa zwei Bronze-Katzen oder ein pink besprühter Gorillakopf -, die Brandl extra für die Würdigung im Belvedere 21 hergestellt hat.
"Die Bilder neigen dazu, den Betrachter aufzusaugen", fasst Johannsen das umfangreiche Werk des "Berggehers und Bergsehers" zusammen und verweist darauf, dass sich auf den monumentalen Landschaftsansichten niemals Menschen fänden. "Im 19. Jahrhundert war das verpönt", erinnert er an Arbeiten von Emil Jakob Schindler (1842-1892), die damals abgelehnt worden seien. Brandl spiele mit seinen Arbeiten mit Nähe und Distanz. Weiten Bergpanoramen stehen so etwa riesige, "fast bedrohliche" Gemälde von Blumen gegenüber. Apropos gegenüber: Eine Besonderheit der Ausstellung ist die Zusammenarbeit mit dem Brandl-Freund Christoph Ransmayr. Immer wieder finden sich an den Wänden kurze Texte des Autors aus den Büchern "Die letzte Welt" und "Der fliegende Berg", die dieser für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat. Die beiden verbinde eine lange Freundschaft, Ransmayrs Texte würden ihn immer wieder inspirieren, so Brandl zur APA. "Ich sehe oft kleine Textteile sofort als Bild vor mir. Es ist aber nicht so, dass ich sie dann male."
Brandl zeichnete als Jugendlicher Comicfiguren
Sehr wohl gemalt hat Brandl aber Comicfiguren, die er als Jugendlicher gezeichnet hatte. "Bei mir ist es aber nicht wie bei Helnwein Mickey Mouse, sondern Lucky Luke", schmunzelt der Künstler, der seinen Helden lebensgroß im Stile der Tuschpinselmalerei, aber in Öl, verewigt hat. Der Lonesome Cowboy begrüßt denn auch das Publikum am Beginn der Ausstellung und setzt einen ungewohnten Kontrapunkt in einer Schau, die sonst ganz auf die Natur setzt. Mal konkret, mal abstrakt. Mal dezent, mal grell leuchtend. "Im Jahr 2020 sind Herbert Brandls Bilder so ikonisch, dass jeder sofort ein Bild vor seinem geistigen Auge entstehen lassen kann, wenn er seinen Namen hört", schwärmt Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig, die auch auf zwei weitere Brandl-Würdigungen später im Jahr verwies: "Ultra Hybrid" nennt sich die am 3. Juli startende Schau im Kunsthaus Graz, die parallel zur Ausstellung "Bad Romance" im Grazer Künstlerhaus startet. Man muss die Werke von Herbert Brandl heuer also nicht unbedingt nur vor dem geistigen Auge entstehen lassen.
(APA/Red)