AA

High Life: Kritik und Trailer zum Film

Ein Mann, ein Baby und die gnadenlose Unendlichkeit des Weltalls. "Twilight"-Vampir Robert Pattinson zieht es in seinem neuen Film hoch hinaus - und in menschliche Untiefen. In dem düsteren Science-Fiction-Drama "High Life" spielt er einen zum Tode verurteilten Häftling, der die Todesstrafe gegen eine gefährliche Weltall-Mission eintauscht.

In ihrem englischsprachigen Debüt erweitert die französische Filmlegende Claire Denis (“Chocolat”), ihr einzigartiges Oeuvre, um eine einfallsreiche, faszinierende und sinnliche Weltraum-Odyssee in die Tiefen des Menschseins – mit “Twilight”-Star Robert Pattinson in vielleicht seiner bisher besten Rolle. Ab Donnerstag im Kino.

High Life: Kurzinhalt zum Film

Es ist mehr als zehn Jahre her, seit Robert Pattinsons weiß gepudertes Gesicht die Wände von Teenies auf der ganzen Welt zierte. Durch seine Rolle als Vampir in den “Twilight”-Filmen wurde der in London geborene Schauspieler zum Frauenschwarm. Inzwischen ist der 33-jährige Brite zur Muse einer Vielzahl visionärer Filmemacher geworden, von David Cronenberg (“Cosmopolis”) bis Anton Corbijn (“Life”), und jetzt Claire Denis und ihrem Science-Fiction-Horrordrama “High Life”.

Pattinson spielt Monte, einen von wenigen zum Tode verurteilten Sträflingen, die sich für eine Reise durchs Weltall gemeldet haben, um sich die Energie eines Schwarzen Lochs zunutze zu machen. Was die Gefangenen (gespielt von Andre Benjamin, Mia Goth, Lars Eidinger, Agata Buzek, Claire Tran, Ewan Mitchell und Gloria Obianyo) zunächst nicht wissen, ist, dass es kein wirkliches Zurück gibt. Währenddessen unterzieht sie die Ärztin an Bord (eine großartige Juliette Binoche), Dr. Dibs, fragwürdigen Reproduktionstests, in der Hoffnung, ein im All geborenes Baby zu zeugen. Der Rest des Films wird am besten selbst erlebt.

High Life: Die Kritik

Obwohl ihre philosophische Herangehensweise an das Genre und das Retrodesign an Klassiker wie Andrei Tarkowskis “Solaris” (1972) und Stanley Kubricks “2001: Odyssee im Weltraum” (1968) erinnert, lehnt Claire Denis die Sterilität dieser Filme gründlich ab. Ihr Raumschiff ist voller Blut, Sperma und Muttermilch. Die Mutterinstinkte von Dr. Dibs sind fast so tödlich wie die der eierlegenden Königin in “Alien II” (1986). Wenn sie masturbieren will, dann steigt sie auf eine Art Dildo-Stuhl in einer Sex-Kammer.

Allzu erbaulich ist das nicht, aber es ist faszinierend anzuschauen. Es ist ein wirklich gut aussehender Film. Jeder, der “Der Fremdenlegionär” (1999) gesehen hat, weiß, dass Claire Denis auch eine Meisterin der Farbe ist. Hier nutzt sie gemeinsam mit ihren Kameramännern Yorick Le Saux (“Swimming Pool”) und Tomasz Naumiuk das Beleuchtungssystem des Schiffes, um zwischen klinischem Blau und fiebrigem Rot zu wechseln.

Sie hatte die Rolle des Monte für den verstorbenen Philip Seymour Hoffman geschrieben und gab sie dann Robert Pattinson. In gewisser Weise ist “High Life” für beide ein bemerkenswerter Wandel. Die französische Filmemacherin ist eine brillante, kompromisslose Künstlerin, dessen größte Werke mit Kolonialismus und männlicher Grausamkeit gerungen haben. “High Life” ist ihr englischsprachiges Debüt, das sie mit Jean-Pol Fargeau und Geoff Cox geschrieben hat. Es ist das erste Projekt, das sie auf Tonbühnen statt an realen Orten gedreht hat – und es ist auch der erste Science-Fiction-Film der 73-Jährigen.

Inzwischen hat Robert Pattinson seine Verwandlung vom Multiplex-Teenieschwarm zu einem der unkalkulierbarsten Schauspieler im Autorenkino abgeschlossen. Im Grunde hat er sein Markenzeichen perfektioniert: eine rätselhafte Art und ein nachdenklicher Blick. Sein Monte ist in sich zusammengerollt. Er zeigt Initiative wenn es die Szene erfordert, aber die meiste Zeit über ist er ein stiller Beobachter.

Denis und ihre Crew porträtiert die Raumfahrt als das, was sie wirklich ist: eine Erkundung des Menschen, der nach Tausenden von Jahren technologischen Fortschritts und Reisen ins Universum, am Ende bei sich selbst ankommt. All unsere niederträchtigsten Instinkte existieren im Weltall, genauso wie all unsere besten Eigenschaften. Egal, ob wir uns auf festem Boden oder am Rande eines Schwarzen Lochs befinden, wir sind immer noch selbstzerstörerisch und trotzdem auch irgendwie hoffnungsvoll.

>> Alle Spielzeiten auf einen Blick

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Kinostarts
  • High Life: Kritik und Trailer zum Film
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen