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Rocketman - Kritik und Trailer zum Film

Der Mann ist schon zu Lebzeiten eine Legende: Mit Hits wie "I'm Still Standing" und "Your Song" sowie über 350 Millionen verkauften Tonträgern gehört Sir Elton John längst zu den erfolgreichsten Musikern. Nun erzählt der Film "Rocketman" von seiner Ausnahmekarriere - mit Höhen und Tiefen: von seiner Kindheit, der Zusammenarbeit mit dem Liedtexter Bernie Taupin und ihrem Durchbruch in den USA.

Jeder Film über Elton John müsste eigentlich größer sein als das Leben selbst. Der 72-jährige Brite ist eine Legende, seine Songs omnipräsent, und seine Bühnenpräsenz ikonisch. Regisseur Dexter Fletcher hat mit “Rocketman” ein schillerndes Musical abgeliefert, das den Rockstar als jemanden zeigt, der eigentlich nur eines will: geliebt werden – einschließlich von sich selbst. Ab Donnerstag im Kino.

Rocketman – Kurzinhalt zum Film

In der ersten Szene platzt Reginald Dwight (Taron Egerton) in einem orangefarbenen, mit Pailletten bestickten Teufelskostüm, herzförmigen Sonnenbrillen und einem riesigen Paar rotgefiederter Flügel, in eine Gruppentherapiesitzung. Er setzt sich in einen Plastikstuhl in einem tristen Raum und sagt in die Runde: “Mein Name ist Elton Hercules John, und ich bin Alkoholiker.” Er ist außerdem kokainabhängig, sexsüchtig, und kaufsüchtig.

Er ist der klassische, selbstzerstörerische Rockstar. Der Mann, der alles hat und von Millionen verehrt wird, sich aber allein, leer und ungeliebt fühlt. Unter all dem Schnickschnack ist er immer noch ein Kind, das sich nichts sehnlicher als eine Umarmung von seinem Vater wünscht. Irgendwann, kurz vor einem seiner Auftritte, starrt er traurig in einen Spiegel und verdeckt einen blauen Fleck auf seinem Gesicht, während er Wein trinkt und Kokain schnupft. Er stürzt ab, stellt sich aber schließlich seinen inneren Dämonen und feiert ein Comeback.

Rocketman – Die Kritik

Zugegeben, diese Stationen sind alle ein wenig zu vertraut, aber die trippigen Fantasieszenen, die Tanzeinlagen und die Musik von Sir Elton John machen die Klischees wett. Es eignet sich perfekt als Broadwaymusical. Die lieblose Beziehung zu seinen Eltern (Bryce Dallas Howard und Steven Mackintosh), die legendäre, Partnerschaft mit seinem Songschreiber Bernie Taupin (Jamie Bell), die katastrophale Liebesbeziehung zu seinem Manager John Reid (Richard Madden aus “Game of Thrones”) und sein Zusammenbruch, werden mit einigen seiner größten Klassiker illustriert. In “Rocketman” sind sie der Soundtrack zu Johns Leben, Ausdruck seiner Sehnsucht, Traurigkeit und Ektase.

Eine optimierte Version von “I Want Love”, die von Johns Familie gesungen wird, spiegelt die schwierige Beziehung des jungen Reggie zu seinem strengen Vater wider. Eine psychedelische Version von “Bennie And The Jets” zeigt Johns Abstieg in die Hölle. Und eine wirklich schöne Szene zeigt einen betrunkenen und überdosierten John, der sich selbstmörderisch in seinen Swimmingpool stürzt und dann unter Wasser seinem jüngeren Ich begegnet, das den Titel des Films auf einem winzigen Klavier spielt.

Taron Egerton singt alle Lieder des erwachsenen John selbst, und der britische Schauspieler ist außerordentlich in der Hauptrolle, indem er seine Manierismen und seine Gesangsweise einfängt, wenn nicht sogar seinen Klang. Es ist seine zweite Zusammenarbeit mit Regisseur Dexter Fletcher (“Eddie The Eagle”), der zuletzt das preisgekrönte Queen-Biopic “Bohemian Rhapsody” fertigstellte, nachdem der ursprüngliche Regisseur Bryan Singer gefeuert wurde.

Die Filme klingen vielleicht ähnlich, wenn man die Themen und die Künstler in ihrem Kern betrachtet, aber während erstgenannter relativ vorsichtig und keusch war, ist “Rocketman” mit einem Drehbuch des Autors Lee Hall (“Billy Elliot”) mutig und fantasievoll und geht auch erfrischend leidenschaftlich mit der Homosexualität des Sängers um. In vielerlei Hinsicht ist es der Film, der “Bohemian Rapsody” hätte sein sollen. Überspannt, obszön und furchtlos.

Es ist trotzdem immer noch sehr erbauliches Hollywoodkino, das sich wie eine Portion Sprühkonfetti anfühlt. Elton John fungierte als ausführender Produzent, und “Rocketman” wurde von ihm natürlich autorisiert. In einer Szene schießt er selbst von einer Bühne in den Nachthimmel und explodiert als Feuerwerk. Es handelt sich also in gewisser Weise um eine sehr unterhaltsame Liebeserklärung an sich selbst. Aber wenn es Elton John nicht erlaubt ist, sich selbst zu lieben, wem dann?

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(APA/Red)

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