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"Bin heute viel schlagfertiger"

Jennifer Rotheneder aus Rankweil leitet seit 2017 die Geschicke im Autohaus Rohrer in Rankweil.
Jennifer Rotheneder aus Rankweil leitet seit 2017 die Geschicke im Autohaus Rohrer in Rankweil. ©Sams
Jennifer Rotheneder aus Rankweil leitet seit 2017 die Geschicke im Autohaus Rohrer in Rankweil. WANN & WO sprach mit der 32-Jährigen über Frauen in der Technik, die Freiheit auf einer Harley und die Zukunft der Autoindustrie.

Von Harald Küng (Wann&Wo)

“In den Fußstapfen von …”. In der aktuellen Serie in Kooperation mit der Jungen Wirtschaft ­Vorarl­berg spricht WANN & WO im Sonntags-Talk-Format mit jungen Unternehmern, die in traditionsreichen Vorarlberger Familienbetrieben die Nachfolge antreten. Heute im Gespräch: Jennifer ­Rotheneder vom Autohaus Rohrer in Rankweil.

WANN & WO: Du bist eine der wenigen Frauen in der Autobranche. Wie schwierig war es für dich, in dieser Männerdomäne Fuß zu fassen?

Jennifer Rotheneder: Es stimmt, Frauen sind immer wenig vertreten in diesem Bereich. Auch ich musste mich von Beginn an beweisen, musste zeigen, dass ich etwas auf dem Kasten habe – und muss es noch tagtäglich. In vielen Köpfen steckt oft noch: Autoverkäufer und Techniker sind männlich. Viele testen das auch, man wird als Frau nicht gleich ernst genommen. Ich habe aber von Anfang an versucht, möglichst viel über Autos zu lernen. Natürlich kann ich nicht alles wissen. Wir haben eine sehr breite Produktpalette und die Technik wird immer komplexer, aber ich weiß, wie ich mir helfen kann und bin heute auch viel schlagfertiger, als noch vor zehn Jahren. Irgendein Spruch fällt mir immer ein (lacht).

WANN & WO: Wie siehst du das Thema „Frauen in der Technik“ ganz allgemein?

Jennifer Rotheneder: Ich spreche mich voll und ganz dafür aus. Wir bekommen im Herbst auch eine neue Kfz-Technikerin. Ich bin überzeugt, dass Frauen genauso wie Männer jeden Beruf ausüben können. Als ich die Funktion hier übernahm, wurde ich auch gefragt, ob ich denn später keine Familie wolle. Natürlich möchte ich das, aber meiner Meinung nach, schließt das eine das andere nicht aus. Es ist unfair, dass Frauen wegen der Karriere auf Familie verzichten sollen, oder umgekehrt. Heutzutage ist das alles gut miteinander vereinbar.

WANN & WO: Was hältst du von Frauenquoten im Betrieb?

Jennifer Rotheneder: Das ist ein schwieriges Thema. Ich bin der Meinung, dass sich jeder den Beruf aussuchen soll, den er oder sie machen möchte. Die Leute sollen nach ihren Talenten eingesetzt werden. Was mir total wichtig ist, ist Lohngerechtigkeit. Gerade in Vorarlberg ist das noch ein großes Thema. Für mich steht fest: Gleiche Leistung muss mit gleicher Bezahlung einhergehen. Ich bin auch die Letzte, die eine Frau nicht einstellt, weil sie irgendwann einmal Kinder haben möchte.

WANN & WO: Du lebst in einer festen Beziehung. Wie wichtig ist der Rückhalt deines Partners?

Jennifer Rotheneder: Unglaublich wichtig. Ich arbeite oft bis 20 Uhr, bin auf vielen Events, arbeite auch am Samstag. Mein Freund hat aber gesehen, dass ich es gerne mache. Ich will wissen, wie der Betrieb funktioniert und es macht mir auch viel Spaß. Müsste ich mich jeden Morgen aus dem Bett raffen, wäre es wohl das Falsche für mich. Ich bin gern für das Unternehmen und die Kunden da, und erhalte von meinem Freund volle Unterstützung. Er steht voll und ganz hinter mir. Das ist sehr schön.

WANN & WO: Du hast im September 2017 das Steuer im Autohaus Rohrer von deinem Vater Thomas übernommen. Stand für dich eigentlich schon immer fest, dass du irgendwann im elterlichen Betrieb arbeiten wirst?

Jennifer Rotheneder: Nach der Matura war es für mich eigentlich schon klar, dass ich einmal hier anfangen werde. Nach meinem Auslandsjahr in Barcelona bin ich auch bereits erstmals in die Firma eingetreten. Später habe ich in Innsbruck BWL studiert und einen Job in einem anderen Betrieb angenommen. Ich wollte nicht in die Firma kommen, so auf die Art: „Hallo, da bin ich. Ich bin die Tochter vom Autohaus und bin jetzt eure Chefin.“ Es war mir wichtig, andere Betriebe und andere Strukturen zu sehen. Zwischenzeitlich habe ich aber auch mit dem Gedanken gespielt, nicht mehr nach Vorarlberg zurückzukommen. Doch je älter ich wurde, desto mehr habe ich die Vorzüge des Ländles erkannt und lebe sehr gerne hier. Und wenn ich schon in Vorarlberg bin, dann arbeite ich natürlich auch in unserem Betrieb. Ich hatte aber am Anfang schon etwas Respekt vor meiner neuen Funktion, die meisten Mitarbeiter hier kennen mich ja bereits, seit ich ein kleines Kind war. Aber diese Sorgen waren völlig unbegründet.

WANN & WO: Gibt es Dinge, die du grundsätzlich anders machst, als dein Vater?

Jennifer Rotheneder: Ja, ganz klar. Durch mein Studium befasse ich mich mehr mit Zahlen. Mein Vater hat sich sein ganzes Leben mehr oder weniger ausschließlich mit Autos beschäftigt, er hat dadurch auch ein ganz besonderes Gespür für die Materie. Für mich als Betriebswirtschafterin reicht dieses Gespür alleine aber nicht – für mich sprechen vor allem Zahlen und Fakten. Es war mir wichtig, hier den richtigen Kompromiss zu finden. Ich glaube auch, dass ich als Frau anders auf die Mitarbeiter eingehen kann.

WANN & WO: Bist du mit deinem Vater immer einer Meinung, oder gibt es auch Reibungspunkte?

Jennifer Rotheneder: Wir entscheiden viele Dinge gemeinsam. Natürlich gibt es immer einmal Reibungspunkte. Das ist aber logisch. Wenn man sich solange kennt und so eng zusammenarbeitet, ist man nicht immer einer Meinung. Wir ergänzen uns aber sehr gut: Ich schätze seine Erfahrung, er meine junge, moderne Sichtweise. Dadurch haben wir es bislang immer geschafft, auf einen grünen Zweig zu kommen und richtig zu entscheiden.

WANN & WO: Hast du dich schon immer für Autos interessiert?

Jennifer Rotheneder: Es gab für mich eigentlich nie was anderes. Ich war fünf Jahre alt, als mein Vater 1992 das Autohaus übernommen hat. Somit waren Autos immer ein Thema für mich. Als wir vor sechs Jahren Harley-Davidson dazubekommen haben, kam auch das Interesse für Motorräder dazu.

WANN & WO: Fährst du selbst Motorrad?

Jennifer Rotheneder: Als ich jünger war, konnte ich mit Bikes nicht viel anfangen. Ich habe den Motorradschein auch nicht gleich gemacht. Aber mittlerweile hat auch mich längst das Harley-Davidson-Fieber gepackt. Ich bin in die Firma eingetreten, habe ein paar Harley-Events erlebt und mir gedacht: Okay, jetzt muss ich auch fahren! Ich bin niemand, der hinten auf dem Sozius mitfährt – ich will die Freiheit selbst erleben. Für mich kommt auch nur eine Harley in Frage. Ich bin auch ab und zu auf Bikerpartys, allerdings in einem anderen Outfit, als heute (lacht). Wir veranstalten auch zweimal jährlich das Open House: Im vergangenen Jahr haben wir dabei mit WANN & WO eine Harley im Rahmen der Patenkind-Aktion verlost. Übrigens, ein Fun Fact am Rande: Vorarlberg hat die höchste Harley-Dichte in ganz Europa.

WANN & WO: Wagen wir abschließend noch einen Blick in die Zukunft. Wo geht die Reise in den kommenden Jahren hin?

Jennifer Rotheneder: Das ist eine sehr schwierige Frage, weil sich die Autobranche derzeit in einem großen Wandel befindet. Ich unterhalte mich oft und gerne mit Unternehmern, die schon sehr lange dabei sind und auch diese erfahrenen Leute trauen sich aktuell kaum, Zukunftsprognosen abzugeben, weil niemand wirklich weiß, was die nächsten Jahre für die Branche bringen werden. Gerade auch in Bezug auf Elektromobilität. Das ist natürlich auch für unseren Konzern ein großes Thema. Jeep plant einen Plug-in-Hybriden, Alfa bringt einen Hybriden auf den Markt, Fiat bringt den 500 als Elektroversion. Aber ich glaube nicht, dass deshalb Benziner und Diesel-Motoren aussterben werden. Ich glaube eher, dass es künftig einfach eine noch größere Vielfalt geben wird. Wir sind ein Betrieb, der immer innovativ war, immer mit der Zeit gegangen ist, das wird auch weiterhin so bleiben. Ich habe ein junges, dynamisches Team, das sehr anpassungsfähig ist. Unser Ziel ist es, auch weiterhin am Zahn der Zeit zu sein und uns bestmöglich um unsere Kunden zu kümmern.

WORDRAP

  • Familie: Das Wichtigste, das es gibt.
  • Innovation: Autohaus Rohrer.
  • Vorarlberg: Der schönste Ort zum Leben.
  • Mobilität: Muss auch Spaß machen.
  • Zukunft: Offen für alles, das noch kommt.
  • Stillstand: Gibt es nicht.

Zur Person

  • Name, Alter, Wohnort: Jennifer Rotheneder, 32, Rankweil
  • Ausbildung, Funktion: HLW-Matura, BWL Studium in Innsbruck, seit 2017 GF Autohaus Rohrer in Rankweil (Jeep, Alfa Romeo, Fiat, Maserati, Abarth Harley-Davidson)
  • Hobbys: Wandern, Motorradfahren, Skifahren

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