Eine junge Sängerin zwischen St. Petrus und Luzifer

FELDKIRCH Professor Fidel Schurig (geb. 1932) ist nach dem Tod von Gerhard Fetka der letzte Theaterprinzipal in der Montfortstadt. Der immer noch vitale „Vater“ seiner Theaterwerkstatt Feldkirch wollte aus Anlass des 800-Jahr-Jubiläums ein eher selten gespieltes, aber nicht minder interessantes Stück präsentieren. Es ist die himmlisch-teuflische Komödie „Himmelwärts“ des altösterreichischen Dramatikers Ödön von Horváth (1901-1938). Am 1. Juni vor 80 Jahren erschlug ihn auf dem Weg in die Emigration in Paris ein herabfallender Ast. Der Ruhm etwa von Horváths populären, auch verfilmten „Geschichten aus dem Wienerwald“ lässt sich mit der Präsenz von „Himmelwärts“ auf den Theaterbühnen nicht vergleichen; doch der früh verstorbene Autor steht zweifellos in der guten Tradition von Raimunds und Nestroys Märchen-und Zauberstücken, ja selbst Goethes „Faust“ mit dem berühmten Teufelspakt stand ein wenig Pate in „Himmelwärts“. Und wenn man genau hinhört, findet man manch zeitkritische Töne im Stück Horváths, der im Jahre 1938 die kommende Katastrophe ahnte und emigrieren wollte. Eine Portion schwarzer Humor, vor allem beim sprachlich an Karl Valentin erinnernden Teufel macht das Stück zur sehenswerten Komödie.
Der Kampf um eine Seele
Die ehrgeizige junge Luise Steinthaler möchte unbedingt eine berühmte Sängerin werden. Bei einem aalglatten Intendanten (Florian Moosbrugger) hat sie aber kein Glück. Ihre verstorbene Mutter im Himmel bestürmt St. Petrus, Luises Wunsch zu erfüllen. Doch ein anderer, der Teufel hat den „Braten“ einer unschuldigen Seele gerochen und verhilft Luise durch einen intriganten Teufelspakt zur großen Karriere. Aber wer profitiert letztlich an dem Deal des Dreiecks Himmel, Erde, Hölle ? Horváth liebt es, bisweilen etwas verwirrend zu agieren. Regisseur und Bühnengestalter Fidel Schurig lässt die Handlung in den drei farbenfrohen Schauplätzen Himmel, Erde, Hölle mit guten Gags flott abrollen, leider hat das Tempo aber wegen einiger technischer Ungenauigkeiten etwas Sand im Getriebe. Doch das kann behoben werden.
Spielfreudiges Ensemble
Schurigs Theaterwerkstatt hat eine Stammspielergruppe (mit Gästen), die immer wieder durch großes Engagement und Spielfreude erfreut. Jürgen Schäfer ist ein schneeweiß gekleideter, souveräner St. Petrus ohne üblichen Rauschebart; sein Pendant, der geschwänzte Teufel Ernst Walser, spuckt, manchmal reichlich laut, Gift und Galle; die scheue und dann wegen des Teufelspakts leidende Luise hat durch Sandra Hoch sehr menschliche, psychologisch gut gespielte Züge; Hedwig Scherrer ist ihre berührende Mutter; Angelika Romagna brilliert als schnippische Vizeteufelin; Karin Epple ist eine gestrenge Bühnenportierin; Oswald Wachter beeindruckt in der Doppelrolle des erfolglosen Hilfsregisseurs Lauterbach und des späteren Kellners. Ebenso sieht man das Fidel-Urgestein Werner Büchel, sogar mal drei: als jammernden Verdammten in der Hölle, als smarten Arzt in Weiß bei Petrus und als aufdringlichen Autogrammjäger. In weiteren kleineren Rollen: Achim Schurig, Martin Dobler, Matthias Mayer, Annette Lenhardt, Charlotte-Cecilia Neyer. „Himmelwärts“ – Ein feines Kultur-Geschenk an die Stadt zum 800. Geburtstag! Weitere Aufführungen bis 21. April 2018 im Pförtnerhaus. Tel. 05522/73 467-0. SCH