Öffentliche Räume und ihre Nutzung

An verschiedenen Stationen in der Stadt wurde Halt gemacht und über die Situation der öffentlichen Räume informiert. Den 77 Teilnehmern des Rundgangs machte Eva Lingg, Dozentin an der FH St Gallen, unterschiedliche Nutzungsinteressen für den öffentlichen Raum von verschiedensten Bevölkerungsgruppen verständlich.
Der Bahnhof als besonderer Ort
Der Bahnhof sei einerseits ein Ort der Mobilität und des Pendelns, andererseits mit der Bahnhofsmission schon traditionell ein Ort der Hilfe, welcher auch von Notreisenden und sogenannten „Randständigen“ frequentiert werde, erklärte Lingg. Auch das Caritas Café steht hier als Raum zur Verfügung, der Grundversorgung und Beratung bietet. „Der Bahnhof ist ein Raum mit ganz vielen Bedeutungen und Nutzungsinteressen“, so Lingg. Wer den öffentlichen Raum zu welchem Zweck nützen dürfe, werde politisch diskutiert.
Soziale Nöte unsichtbar machen?
In der Marktgasse wurde das für Fußgängerzonen typische Phänomen des Bettelns thematisiert. Peter Wieser vom Caritas Café am Bahnhof sprach von zunehmenden „Nutzungseinschränkungen für anders Denkende und anders Nutzende“. So hat die Stadt Bludenz auch das stille Betteln im gesamten innerstädtischen Bereich verboten. In Feldkirch habe man sich stattdessen für eine differenzierte Verordnung entschieden, welche das Betteln in den „Laubengängen“, im Eingangsbereich von Geschäften, vor Bankautomaten, an Haltestellen und in Fußgängerunterführungen untersagt. Wieser sprach sich dagegen aus, die gesellschaftlich schwächsten Gruppen auszuschließen und Armut und soziale Probleme auf diese Weise unsichtbar machen zu wollen. Auch die Österreichische Gesellschaft für Soziale Arbeit spreche sich gegen den Ausschluss von notleidenden und randständigen Menschen aus dem öffentlichen Raum aus.
Erholungsräume optimal nutzen
Bewusst machte der Rundgang im Reichenfeld Halt, welches eine lange Geschichte als öffentlicher Erholungsraum hat. Diese Fläche im sogenannten „Campus Feldkirch“ soll auch zukünftigen Generationen als Grünfläche zur Naherholung erhalten bleiben. Natalie Wojtech sprach von einem großen Schatz für die Stadt, Familien und Studenten. Die hohe Nutzungsfrequenz des Grünraums spricht für dessen Beliebtheit. Weniger frequentiert ist ein Grünbereich in Hanglage hinter dem Bahnhof, welcher ebenfalls der Stadt Feldkirch gehört und laut Stadtbaumeister Gabor Mödlagl bei Platzbedarf später bebaut werden könne.
Bahnhof und Zentrum verbinden
Was den Bahnhof betrifft, ist die Vision der Stadt ist ein neu gestaltetes Viertel mit autofreiem Bahnhofsvorplatz, mehr Platz für Fußgänger und besserer Anbindung ans Zentrum. Die Realität ist diesbezüglich noch nicht zufriedenstellend, wie Teilnehmer bemerkten. Speziell die Baustelle am Jahnplatz zwingt Fußgänger zu einem Zickzackkurs in die Stadt. Mödlagl erklärte, dass es oft schwierig sei, private und öffentliche Nutzungsinteressen in Einklang zu bringen. Teilnehmer des Rundgangs regten an, im neuen Bahnhofsareal gemeinnützige Wohnungen entstehen zu lassen. Derzeit stehen in Feldkirch 1.387 gemeinnützige Wohnungen zur Verfügung.
Zu den zahlreichen Teilnehmern des Rundgangs „Wem gehört die Stadt“ zählten auch Michael Natter, Fachbereichsleiter Caritas Sozial, Beratung und Begleitung sowie Umweltstadträtin Marlene Thalhammer.