Bei der Wirtschaftskammer Vorarlberg klingeln 2017 die Kassen

Bei der Wirtschaftskammer Vorarlberg klingeln im Geschäftsjahr 2017 die Kassen, zumindest wenn es um die geleisteten Beiträge der Unternehmen geht. Wie aus dem der Wirtschaftspresseagentur.com zugespielten Budget-Entwurf 2017 der WKV (ohne die rechtlich eigenständigen Fachgruppen) hervorgeht, rechnet die Landeskammer der Vorarlberger Firmen bei der Kammerumlage 1 im besten Fall mit Einnahmen in Höhe von bis zu 5,18 Millionen Euro. Das wäre ein Plus von etwa 5,6 Prozent gegenüber dem Voranschlag 2016. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Kammerumlage 2, die gegenwärtig für 2017 mit 10,2 Millionen Euro angesetzt ist. Das wäre ein Zuwachs von 4,4 Prozent gegenüber dem Voranschlag 2016. Dazu kommen noch die Grundumlagen für die Fachvertretungen, die sich 2017 um 3,9 Prozent auf 2,3 Millionen Euro erhöhen – immer vorausgesetzt, die dem zugrundeliegenden prognostizierten Wirtschaftsparameter treffen auch ein. Zur Erinnerung: Der Verbraucherpreisindex liegt in Österreich heuer bislang bei durchschnittlich 0,8 Prozent und in Vorarlberg ist gegenwärtig von einem Wirtschaftswachstum von etwa zwei Prozent die Rede.
Die Umlagen machen allerdings nur einen Teil der Einnahmen der WKV aus. Zusammen mit Gebühren für Sonderleistungen, Waren- und Leistungserlösen (z.B. WIFI) und sonstigen betrieblichen Erträgen werden Erlöse von insgesamt 30,1 Millionen Euro erwartet, ein Plus von 0,95 Prozent gegenüber dem Voranschlag 2016.
Erfolgreichere Unternehmen, höhere WKV-Einnahmen
Die Kammerumlagen 1 und 2 sowie die Grundumlagen sind von den Unternehmen aufgrund ihrer gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtmitgliedschaft zur im Verfassungsrang stehenden Wirtschaftskammer zu bezahlen. Die KU1 errechnet sich insbesondere auf Basis der Umsatzsteuer nach festgelegten Hebesätzen von 1,8 Promille für die Landeskammern und 1,2 Promille für die WKÖ, also insgesamt 3,0 Promille. Die KU2 orientiert sich an den Bruttolöhnen und hat bundesweit einen Hebesatz von 0,15 Prozent für die WKÖ und 0,24 Prozent für die WKV. Macht in Summe 0,39 Prozent für die KU2. Die Grundumlagen werden von den 90 Fachgruppen in Vorarlberg wie auch im übrigen Österreich autonom festgelegt.
Unmittelbaren Einfluss auf den Hebesatz und damit auf die zu entrichtenden Kammerumlagen hätte die WKV bei ihrem 0,24-Prozent-Teil der KU2. Der liegt von der Höhe her in Österreich an zweitniedrigster Stelle hinter Oberösterreich mit 0,21 Prozent. Am höchsten ist der Länderkammer-Anteil an der KU2 in Tirol mit einem Hebesatz von 0,28 Prozent und im Burgenland mit 0,29 Prozent. Die letzte Senkung der Hebesätze in der WKV liegt viele Jahre zurück.
Eigenkapital seit 2005 um 68 Prozent gestiegen
Die WK Vorarlberg hat zudem – wie andere Landeskammern auch – in den vergangenen Jahren deutlich Vermögen aufgebaut. So brachte eine parlamentarische Anfrage der NEOS im Herbst 2016 hinsichtlich der finanziellen Situation der WK-Landesorganisationen in Österreich ans Licht, dass sich das Eigenkapital der WKV (ohne Fachgruppen) zwischen 2005 und 2015 von 32,5 auf 54,5 Millionen Euro erhöht hat, ein Zuwachs von fast 68 Prozent. Das Finanzvermögen stieg von 2005 bis 2014 von 30,5 Millionen Euro auf 38,6 Millionen Euro, ein Plus von fast 27 Prozent. Fast zehn Millionen Euro davon entfallen auf Wertpapiere. Jederzeit frei verfügen kann die WKV über dieses Geld naturgemäß nicht, denn ein großer Teil steckt im Gebäudebestand wie etwa im WIFI Dornbirn oder am Stammsitz in Feldkirch. So entfallen zum Beispiel in der Bilanz 2015 rund 29 Millionen Euro auf gebundene Kapitalrücklagen und 25 Millionen Euro auf Gewinnrücklagen (Ausgleichsrücklagen, freie Rücklagen). Die WKV ist wie ihre Pendants in Österreich sowie die Fachgruppen gemäß WKO-Haushaltsordnung allerdings dazu angehalten, angemessene Rücklagen in Höhe von rund einem Jahresbedarf der fortlaufenden Aufwendungen zu bilden.
Personalkosten steigen
Nach oben geht es auch mit den Personalkosten der WKV. So zeigt der Jahresabschluss 2014 einen Personalaufwand von 11,7 Millionen Euro. Für 2017 geht man bei der WKV im Voranschlag von 13,2 Millionen Euro aus. Das wären ein Plus von über zwölf Prozent binnen drei Jahren oder im Schnitt jährlich plus vier Prozent. Gegenwärtig beschäftigt die Wirtschaftskammer Vorarlberg 180 Mitarbeiter auf Vollzeitäquivalent-Basis. Davon entfallen 70 auf das WIFI Vorarlberg. Dieser Stand hat sich heuer seit dem Vorjahr um fünf Vollzeitäquivalent erhöht, wobei dies primär das WIFI betrifft. Allein zwischen dem Rechnungsabschluss 2015 und dem Voranschlag 2016 stieg der Personalaufwand um fast eine Million Euro auf 13,09 Millionen Euro oder plus 8,2 Prozent. Der Zuwachs erklärt sich durch eine 1,7-prozentige Lohn/Gehaltserhöhung, durch um 1,8 Prozent höhere Biennalsprünge sowie Abfertigungen, die um 29 Prozent angestiegen sind. Dazu kommen die neuen WIFI-Mitarbeiter. Die Gehälter vieler WKO-Mitarbeiter werden nach einem komplizierten Berechnungsmodus erhöht, den es sonst in dieser Form in keiner anderen Berufsgruppe gibt. Auf offiziellem Wege sind solche Informationen aus der Direktion der WKV übrigens nicht zu erhalten. WKV-Direktor Helmut Steurer blieb eine entsprechende Antwort sogar nur zum aktuellen Personalstand bislang schuldig, wodurch die Redaktion auf interne Quellen zurückgreifen musste.
“Müssen mit gutem Beispiel vorangehen”
Deutlichere Worte findet unterdessen der vor kurzem gewählte neue WKV-Präsident und Bregenzerwälder Hotelier Hans-Peter Metzler angesichts dieser Entwicklung bei den Kammer- und Grundumlagen. Man könne als Interessenvertretung der Unternehmen nicht ständig von der öffentlichen Hand Kosteneinsparungen und Steuersenkungen zur Entlastung der Firmen einfordern, wenn man selbst nicht mit gutem Beispiel vorangehe. “Es geht hier um unsere Glaubwürdigkeit, wir müssen diese Pfanne auch selbst in die Hand nehmen. Deshalb kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es bei der Höhe der Umlagen zu einer deutlichen Verringerung kommen wird. Wir sprechen hier nicht von kosmetischen, sondern von massiven Schritten.” Er verweist in diesem Zusammenhang auf die schon länger laufenden WKO-internen Überlegungen auf Bundesebene zur Reduzierung der Kammerumlage 1. “Wir werden jetzt einmal abwarten, was hier kommt und dann unsere Reduzierungen bei der Kammerumlage 2 entsprechend abstimmen. Wir haben das im Präsidium bereits thematisiert.” Eine diesbezügliche Entscheidung sollte noch im ersten Halbjahr 2017 fallen, so Metzler.
“Kammer muss sich flexibel anpassen”
Grundsätzlich sieht der neue WKV-Präsident die Wirtschaftskammer Vorarlberg mit viel kompetentem Personal sehr gut aufgestellt. Gerade das WIFI oder das Gründerservice sowie die vielen Beratungsleistungen für die Unternehmen seien Aushängeschilder für diese Interessenvertretung. Allerdings müsse auch die Kammer so wie jedes Unternehmen ständig danach trachten, die gleichen Dienstleistungen bei noch geringeren Kosten erbringen zu können. “Wie auch ich als Unternehmer muss sich die Kammer dabei anpassen und flexibel agieren.” Man werde auch mit den durch die Reduzierung der Kammerumlagen verringerten Einnahmen zurechtkommen, ist Metzler überzeugt. Mit seinem Vizepräsidenten, dem (bald ehemaligen) Hypo-Vorarlberg-Vorstandsvorsitzenden Michael Grahammer, habe er für diese Herausforderungen einen ausgewiesenen Finanzexperten an Bord. (Quelle: Wirtschaftspresseagentur/gübi)
NEOS gegen Zwangsmitgliedschaft
NEOS-Nationalrat Gerald Loacker begrüßt die Ankündigung des neuen Präsidenten Metzler, die Umlagesätze zu senken: “Eine Senkung um 30 Prozent ist möglich, ohne irgendeine Leistungsreduktion.” Loacker kritisiert, dass die Personalstände wachsen, die Rücklagen ansteigen und die Ausgaben für Kammerpensionen immer noch nicht sinken.
Die NEOS kritisieren zudem, dass die Wirtschaftskammer österreichweit ein Wertpapiervermögen von mehr als 500 Mio Euro angehäuft hat. “Die neun Landeskammern und die Bundeskammern futtern jeweils für sich Reserven an wie ein Murmeltier vor dem Winterschlaf”, meint Loacker. Am liebsten wäre es den NEOS, wenn die Zwangsmitgliedschaft abgeschafft würde.