Miteinander zur Integration

Lustenau (EH) Viele engagierte Menschen mit einem großen Herz stehen Andrea Hollenstein (33) in ihrer Arbeit als Flüchtlingskoordinatorin in Lustenau zur Seite. Sie ergreift jeden Strohhalm, der ihr als Hilfe in irgendeiner Form gereicht wird. Doch auch für die Ängste der Menschen, die hier leben, mit dem Ungewissen umzugehen, hat sie Verständnis und versucht, so gut es ihr gelingt, Antworten zu geben. Sie nennt die Zahlen: Derzeit sind in Lustenau 170 Personen, die in der Grundversorgung stehen, das heißt, sie befinden sich noch im Asylverfahren und haben keinen Zugang zum Arbeitsmarkt. 70 Personen sind Flüchtlinge mit Bleibereicht. Zu den großen Schritten, die zur Integration führen, braucht es viele kleinen im Vorfeld. Für ihre Arbeit stehen ihr 120 Freiwillige, die ihre Dienste ehrenamtlich anbieten, zur Seite. „Da gibt es sehr unterschiedliche Tätigkeiten“, erklärt Hollenstein, „darunter sind zum Beispiel Lehrpersonen, die Deutschunterricht anbieten und regelmäßig im Einsatz sind, andere verteilen Sachspenden, wieder andere helfen einfach hin und wieder ein Formular auszufüllen, den Kontakt zur Schule zu knüpfen oder stellen sich bei Bedarf bei einem Transport zur Verfügung. „Es geschehen tolle Dinge“, kann die Lustenauerin auf zahlreiche helfende Menschen in ihrer Heimatgemeinde zählen.
Wie Integration gelingt
Wie Integration erfolgreich stattfindet, haben bereits Fußballsportvereine aufgezeigt, die Kinder und Jugendliche mit migrantischem Hintergrund in die Mannschaften eingliedern und auch am sportlichen Freizeitgeschehen teilhaben lassen. Die 34jährige Marwa Marash Hasrieh ist mit ihrem Mann und drei Kindern vor dem Kriegsmassaker aus Syrien geflüchtet. Seit August 2015 ist die Familie in Lustenau. In der Zwischenzeit haben sie eine eigene Wohnung beziehen können. Marwa ist glücklich. Sie hat auch eine Arbeit bekommen. Einmal wöchentlich kann sie als Näherin im Atelier „Outfit nach Maß“ in der Schillerstraße arbeiten. „Ich bin sehr zufrieden mit Marwa“, sagt die Inhaberin Ingeborg Eiler (61), die neben der Maßanfertigung auch eine Kollektion von Ninnimo Kinderbekleidung in ihrem Sortiment anbietet. „Marwa ist zuverlässig und bringt die nötige Erfahrung mit. In Syrien war sie Näherin in einem Konfektionsbetrieb“, lobt die Chefin, die ihr gerne diese Chance gegeben hat.
Fulltime-Job für Mustafa
Auch Mustafa Qzaiha, er ist 27, ist aus dem Kriegsgebiet Syrien geflüchtet. Über Italien kam er im Frühjahr 2015 nach Österreich, in weiterer Folge nach Lustenau. Im Juni letzten Jahres hat er eine Unterkunft im Schützengarten bekommen. Als einen der glücklichsten Tage hat er den 3. März 2016 in seinen Aufzeichnungen vermerkt: Den Erhalt des positiven Asylbescheides. Bis dahin hat Mustafa fleißig Deutsch gelernt. Er kann sich gut verständigen. Da er bereits in Syrien als Schiffsschweißer in der Metallbranche Erfahrung gesammelt hat, ging es direkt in die Zielgerade zur Arbeitsstelle nach Dornbirn, zur Firma Rusch, Metall am Bau. Wieder war das Glück auf seiner Seite, denn Wolfgang Rusch (46), der Inhaber der Firma, hat sein Engagement als Ehrenamtlicher im Flüchtlingscafé im Kolpinghaus Dornbirn seit Längerem angeboten. „Bei einem Gespräch mit einer Deutschlehrerin bin ich auf Mustafa aufmerksam geworden“, erklärt Rusch den Weg zu einem Arbeiter, der pünktlich ist und sich bereits gut in sein zehnköpfiges Team eingearbeitet hat. Er gehe auch schon mit auf Montage. „Aufgrund seiner Erzählungen über die Lage in seiner Heimat ist unser Verständnis für die große Fluchtbewegung viel größer geworden.“ Geben und Nehmen sei der Schlüssel für ein Miteinander, so Rusch. Dies ganz im Sinne der Lustenauer Flüchtlingskoordinatorin: „Wenn wir die Hand reichen, geben wir den Menschen die Chance zur Integration“, freut sie sich mit Mustafa über seinen Fulltime-Job in Dornbirn. Das motiviere sie in ihrer Arbeit mit Flüchtlingen, lässt Hollenstein täglich neue Hoffnung und Zuversicht in ihren Alltag fließen. „Vielleicht gibt es Morgen wieder eine Möglichkeit zur Integration, indem wir einem Menschen wieder zu einer Arbeit verhelfen können.“