Ein Film als Dokument der Zeitenwende

Mit dem filmischen Beitrag „Deutschland 949,5 hPA“ des aus Dornbirn stammenden Filmemachers Hanno Thurnher fand vor kurzem das Wintersemesterangebot der Wissenschaftsreihe DiskursDirekt des Bludenzer Vereins Aller Art mit dem Themenschwerpunkt Berliner Mauerfall und Zeitenwende 1989 seinen Abschluss. Nach dem die beiden vorangegangenen Veranstaltungen sich mehr auf theoretische Weise mit den Ereignissen rund um dieses Zeitgeschehen auseinandergesetzt hatten, eröffnete Hanno Thurnher dem Publikum mit seiner Dokumentation nun einen praktischen Zugang.
Filmisches Zeitdokument
Die Idee zum Film entstand bereits 1987, also schon weit vor dem Mauerfall, und war eigentlich als ein Portrait durch die Jahreszeiten geplant, wie Hanno Thurnher erklärt. Aufgrund finanziellen und zeitlichen Drucks kam es dann jedoch anders. Der Film startete seine Beobachtungen erst am 24. Oktober 1989, also nur knapp drei Wochen vor dem Berliner Mauerfall. Dadurch wurde Thurnhers Erstlingswerk zu dem, was es heute ist: eine nüchterne Momentaufnahme der innerdeutschen Grenze kurz vor dem Umbruch, ein unbeabsichtigtes Zeitdokument. In ungefilterten teils gespenstischen Aufnahmen zeigt der Film die Stimmung im geteilten Deutschland. Von Schleswig-Holstein über Sachsen und Hessen folgte Hanno Thurnher dem Verlauf der Mauer und gibt dabei Einblicke in den Alltag der grenznahen Bewohner.
Vergangenheit=Zukunft?
Der Blick in die Vergangenheit Deutschlands wird mit dem Wissen um die derzeitige angespannte Situation im europäischen Raum, mit dem Ruf nach innereuropäischen Grenzen auch ein Stück weit zu einem Blick in die Zukunft. Was als Resümee der DiskursDirekt-Reihe zur Zeitenwende am Ende bleibt, ist der bittere Nachgeschmack um die Erkenntnis, dass der Mensch scheinbar ein unbelehrbares Wesen ist – zumindest in Sachen Politik.
Bereits am 16. März startete die DiskursDirekt-Wissenschaftsreihe unter dem Titel „Heimat im Gepäck“ ins neue Semester. Den Anfang dazu macht Gudrun Harrer, Redakteurin der Tageszeitung „Der Standard“, die ihr Buch „Nahöstlicher Irrgraten“ vorstellen wird.