Kahlschlag bei Bank Austria: Auch in Vorarlberg wackeln 118 Jobs

Seit Mittwoch ist es fix: Die Bank-Austria-Mutter UniCredit streicht über 18.000 Stellen und stellt das Filialnetz der Bank Austria in Österreich zur Disposition. Außerdem verlagert sie das profitable Osteuropageschäft von Wien nach Mailand. Konzernchef Federico Ghizzoni will damit die Rendite steigern, die Kapitaldecke aufbessern und den Anlegern die Sorge vor einer Kapitalerhöhung mit Verwässerung der Anteile nehmen. In Österreich sollen bis 2018 670 Jobs wegfallen, in Vorarlberg ist laut ORF die Zukunft von 118 Mitarbeitern ungewiss. Genaueres soll erst Anfang Dezember bekanntgegeben werden. Bernhard Heinzle von der Gewerkschaft für Privatangestellte wird, so kündigt er gegenüber dem ORF an, gemeinsam mit den Bank Austria-Betriebsräten schon in den nächsten Tagen Verhandlungen mit dem Management aufnehmen.
IV: Miteinander und nicht gegeneinander kämpfen
Industriellenvereinigung (IV) und Gewerkschaft (ÖGB) aus Vorarlberg nehmen die aktuellen Spekulationen zu strategischen Plänen bei der Unicredit als Anlass, zukünftig noch stärker gemeinsam im Sinne von Arbeitgeber und Arbeitnehmer und der Wirtschaft aufzutreten. “Egal ob Banken, Industrie oder andere Branchen: Es ist Zeit aufzuwachen! Was wir momentan auf Bundesebene erleben, ist ein Trauerspiel, das natürlich auch in Vorarlberg zu negativen Auswirkungen führt”, so Martin Ohneberg, Präsident der IV-Vorarlberg und Norbert Loacker, Vorsitzender des ÖGB Vorarlberg gemeinsam.
Entwicklung im Bankensektor nicht überraschend
Die aktuellen Diskussionen im Bankensektor kämen für Ohneberg und Loacker nicht überraschend, diese Entwicklung habe sich schon lange abgezeichnet. “Zuerst plagen wir Banken mit abstrus wettbewerbsverzerrenden Bankenabgaben, die zehn Mal höher als in Deutschland sind, und dann schreien wir auf, wenn die Unternehmen Personalabbauprogramme betreiben müssen, damit sie weiterhin konkurrenzfähig bleiben. Kein Unternehmen entlässt gerne Mitarbeiter, aber wenn es die Rahmenbedingungen nicht mehr zulassen, muss gehandelt werden”, so der IV-Präsident.
ÖGB Vorarlberg-Vorsitzender Loacker sieht die Entwicklung ebenfalls auf einem Holzweg und nimmt die Bundesgewerkschaft in die Pflicht, sich für bessere Rahmenbedingungen im Sinne der Schaffung neuer Arbeitsplätze einzusetzen: “Wenn wir nur alte Pfründe verteidigen und zukünftige Standortbedingungen nicht offensiv im Sinne des Wirtschaftsstandorts gestalten, dann bleiben am Ende des Tages sowohl die Unternehmen als auch ihre Mitarbeiter als Verlierer übrig. Daher stelle ich auch Forderungen wie eine 35-Stunden Woche bei vollem Lohnausgleich in Frage. Wichtiger etwa im Bankenbereich wäre mir eine Finanztransaktionssteuer auf europäischer Ebene.”
Regionalbanken gewinnen an Bedeutung
Neben einem gemeinsamen Eintreten für die Interessen der Unternehmen und der Mitarbeiter sind sich Ohneberg und Loacker auch einig, dass neben den internationalen Banken auch Regionalbanken wieder mehr an Bedeutung gewinnen. “Wir brauchen die Anbindung in die Region, je weiter weg die Risikobeurteilungen und die Entscheidungen fallen, desto problematischer wird es”, ist Loacker überzeugt. Ohneberg fordert in diesem Sinne auch mutige Schritte in Vorarlberg: “Eine entscheidende Zukunftsfrage für den Wirtschaftsstandort Vorarlberg ist die Weiterentwicklung starker Regionalbanken – wir brauchen eine klare und vernünftige Strategie.”
(Red.)