Heimat ist dort, wo man mich versteht

Lustenau. Die offene Jugendarbeit hat heuer einen Projektschwerpunkt „Heimat“ in Zusammenarbeit mit „Heimatabend oder wie fremd heimisch wird“ mit verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen gesetzt. Kürzlich wurde zum interkulturellen Essen ins Culture Factor Y geladen. Es gibt zahlreiche Beispiele für das gute Miteinander, bei welchen die verschiedenen Kulturen im wahrsten Sinne des Wortes (auf dem Teller) miteinander verschmelzen, so auch beim „Exquisit-Interkulturell“ Abend im Culture Factor Y. Acht türkisch-lustenauerische Jugendliche trafen sich in ihrer „dritten“ Heimat – im Jugendhaus – zum gemeinsamen orientalischen Kochen. Unter freiem Himmel – mit Blick über Lustenau und das angrenzende Umland – wurde am runden Tisch traditionelles Essen, der Geschmack der Shisha und die Klänge der Saz genossen. Die Jugendlichen brachten sich auf allen Ebenen ein, sie spielten, kochten und gestalteten hier füreinander. Die orientalischen Klänge belebten schließlich eine Feuershow, durchgeführt von einem Duo, das verschiedene kulturelle Einflüsse miteinfließen ließ.
„Alpen(T)raum“ im Ebnit
Im Sportheim Ebnit hingegen ging es sportlich zu: Man traf sich zum „Alpen(T)raum“. Der Aufenthalt in der Pracht der Vorarlberger Alpen eröffnete neue Sichtweisen für die hauptsächlich türkischstämmigen jungen Männer. Gemeinsames Kochen, Arbeit mit Naturmaterialien, Wandern und Genießen der Ruhe standen auf dem Programm. Viel diskutiert wurde auf der Hütte zum Beispiel die ‚Essenskultur‘. So meinte ein 19-jähriger Teilnehmer, dem viele andere beipflichteten: „Bei uns zu Hause passiert das viel zu selten, dass man die Zeit hat – oder sich nimmt – wirklich gemeinsam als Familie zusammenzusitzen und das Essen und das Beisammensein in Ruhe zu genießen“. Umso mehr genießen wir genau dieses Beisammensein, das Gemeinschaftsgefühl und die gute Stimmung an diesem Wochenende.
„Heimat.Picknick“
Ernst wurde es beim Projekt „Heimat.Gefühle“. „Der Hintergrund des Projektes war, dass viele junge Menschen mit Hunger die Angebote der Offenen Jugendarbeit besuchen“, berichtet Julia Felder von der Jugendarbeit. „Gründe dafür sind zum Beispiel, dass viele Jugendliche am mittags alleine zu Hause sind, weil beide Elternteile berufstätig sind. Darüber hinaus haben einige junge Menschen wenig bis gar keine finanziellen Mittel, sich in der Freizeit selbst zu versorgen. Angebote wie eine gesunde Jause im Jugendhaus werden freudig und dankbar angenommen. Mit ‚Heimat-Picknick‘ haben wir uns zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit Jugendlichen zu essen und dabei besonderen Wert auf Produkte aus der eigenen, interkulturellen Heimat zu legen. Ebenso sollte ein Zusammenkommen mit offenen Gesprächen und Diskussionen zum Thema Heimat möglich sein. Das Interesse der jungen Menschen war sehr groß. Viele von ihnen freuten sich über das gemeinsame Essen und die Auswahl der Produkte mit biologischer und türkischer Herkunft.“
„Heimat.Gefühle“
Bei „Heimat.Gefühle“ erforschten zehn Lustenauer Mädchen bei einem Hüttenwochenende das Erleben von Heimat über Körperwahrnehmung und Körpersprache. Zwei Tage lang genossen die Mädchen die Natur mit allen Sinnen, beschäftigten sich mit Ernährung, der Herkunft von Produkten, grillten biologische und regionale Produkte am Lagerfeuer und tauschten sich über Themen wie ‚Pilze sammeln‘, ‚Sicherheit für Mädchen in Vorarlberg‘ und ‚artgerechte Tierhaltung‘ aus. Für die Teilnehmerinnen war es das erste Mal, dass sie wirklich über Stock und Stein wanderten und derart hautnah den Wald sowie die Tiere der Weiden und der Wildnis erlebten, berichtet die Jugendarbeiterin. Die Eindrücke und den jeweiligen persönlichen Bezug zur Heimat, den die Mädchen haben, drückten sie schlussendliche auch im Rahmen eines eindrucksvollen Theaterworkshops mithilfe der Körpersprache aus.