Analoge Kinogeschichte im Kino Rankweil geht zu Ende

So wie auch die Schallplatte von der CD und dann vom MP3-Format abgelöst wurde, so wird auch die 35-mm Filmrolle nach und nach von digitalem Film auf Festplatten verdrängt, denn bei den Verleihs gibt es kaum mehr aktuelle Filme im 35 mm Kinoformat. Die größeren Kinos haben ihre alten Projektoren schon weitgehend gegen Server und Beamer ausgetauscht. Auch das Alte Kino Rankweil konnte sich dieser neuen Technik nicht mehr verschließen und nimmt Abschied von der analogen Filmrolle.
85-jährige Kinogeschichte
Zum Anfang der digitalen Epoche werden dem filminteressierten Publikum im Rahmen eines kleinen Festaktes am 22. Mai um 20:00 Uhr die neue Möglichkeiten präsentiert, sowie gemeinsam in die Zeit der Kinogeschichte zurückgeblickt. Die Türen in die heiligen Räume des Filmvorführers werden für das Publikum geöffnet. Das Rattern des Filmprojektors, der ölige Geruch und das leisen Surren des neuen 4-K Digitalprojektors wird nicht nur Cineasten beeindrucken. Es wird in die faszinierende Welt des Films eingetaucht und anhand von Filmausschnitten die Entwicklung des Films zurückverfolgt.
46 Jahre Filmvorführer
Schon mit 18 Jahren begann Herbert Gehring als Filmvorführer. Er war schon als Jugendlicher ein Cineast, wohnte er ja gleich neben dem Kino. Mit einiger Wehmut schleppt er einen schweren Karton mit etwa 3.000 Meter 35-Millimeter-Film in die Vorführkabine. „46 Jahre bin ich schon als Filmvorführer mit dabei, und fast nie hatten mich die beiden Ernemann IX Filmprojektoren, Paradepferd der Firma Zeiss-Ikon, im Stich gelassen. Ich habe auch dem Spezialisten immer gut auf die Finger geschaut und dann konnte ich kleine Wehwehchen auch selbst reparieren“, so stolz der Jungpensionist. Er hat die ganze Technikveränderung, zu Beginn noch die Lichtbogenlampe mit Kohlestäben bis zum Xenonlicht oder die Veränderung vom Mono zum Stereoton miterlebt. Oft war es eng in der kleinen Vorführkabine, mussten ja auch Filme der tönenden Wochenschau Fox oder Werbedias vorbereitet werden. „Mal sehen, wie es dann mit der neuen Technik so funktioniert“, meint er schmunzelnd
4K Projektor
Ein Ernemann Projektor ist an die Vorarlberger Museumswelt in Frastanz abgegeben worden, dort entsteht in Bälde ein Kinomuseum. An seiner Stelle steht jetzt der hochmoderne Sony 4K Projektor mit 6 Lampen und der Server mit dem Festplattenschacht. Neue Filme vom Verleih kommen nur noch auf Festplatten und müssen vor Ort freigeschaltet werden. Zahlreiche Schnittstellen erlauben das Abspielen verschiedenster Film-Formte, ideal für andere Events. Die Digitaltechnik bringt eine deutlich bessere Filmqualität für den Zuschauer und der Film behält seine Qualität auch noch nach unzähligen Vorführungen.
Aktiver Verein
1929 war das Schicksalsjahr für das alte Gebäude an der Bahnhofstraße. Unter maßgeblicher Initiative des Pfarrers H. H. Josef Strasser wurde beschlossen, ein Kino im damaligen Vereinshaus zu eröffnen. Am 21. Dezember 1929 wurde der erste Stummfilm vorgeführt. Bereits 1932 fand der Wechsel zum Tonfilm statt. Damals wurde das Kino vom Katholischen Jünglingsverein betrieben. Nach der Auflösung durch die Nationalsozialisten konstituierte sich der Verein 1951 neu und führte 1951/1952 eine Generalsanierung des Gebäudes durch. An die 300 Sitzplätze fasst heute der Saal. Dank großer finanzieller Unterstützung der Marktgemeinde Rankweil und dem Land Vorarlberg konnte der neue Projektor samt Tontechnik um 70.000 Euro angeschafft werden. „Wichtig war den Förderern, dass hier weiterhin die 85-jährige Kinogeschichte des Hauses fortgeführt wird, berichtet Armin Willi von der Gemeinde. Der Jünglingsverein ist Besitzer des Hause, der Verein „Altes Kino Rankweil“ bemüht sich mit großem Erfolg für die Belebung des Hause mit Konzerten, Kabarett und nun durch die Modernisierung der Technik werden Filmvorführungen wieder fixer Bestandteil des Programms sein.