"Klare Position: Nein zu Gentechnik im Anbau"

WANN & WO: Zwar ist der Anbau von durch Monsanto genetisch veränderten Lebensmittel verboten, ab Oktober wird aber die Einfuhr von Gen-Mais nach Europa erlaubt. Wie stehen sie zu dieser Situation?
Erich Schwärzler: Die vorgesehene Zulassung der mehrfach gentechnisch veränderten Maissorte „SmartStax“ durch die EU ist sehr umstritten, weil sie nicht nur gegen Unkrautbekämpfungsmittel resistent sein soll, sondern auch Gifte gegen Insektenarten bilden kann. Auch wenn diese Maissorte zwar nicht auf Europas Äckern angebaut werden darf, so kann sie als Maissilage für Tiere oder in der Lebensmittelindustrie zum Einsatz kommen. Völlig unklar sind die Folgen für Mensch und Umwelt. Wir werden in Vorarlberg im Anbau gentechnikfrei bleiben. Das Land ist Mitglied des Netzwerkes der Gentechnik-freien Regionen Europas sowie der Initiative „Gentechnikfreie Bodenseeregion“ und hat im Gesetz über Naturschutz und Landschaftsentwicklung ein klares Verbot für das Aussetzen oder Aussäen von GVO in der Natur. Vorarlbergs Bäuerinnen und Bauern können sich aufgrund mehrjähriger Stichprobenuntersuchungen auf die von den Saatguthändlern garantierte Gentechnikfreiheit ihres Saatgutes und die Konsumenten beim Kauf regionaler Lebensmittel auf die Produktsicherheit verlassen. Die Landwirtschaft in Vorarlberg braucht keine Gentechnik. Erfreulich wäre es, wenn die Konsumentinnen und Konsumenten bewusst gentechnikfreie Produkte einkaufen und damit „Stop Monsanto!“ und „Nein zur Gentechnik“ zum Ausdruck bringen.
WANN & WO: Wie steht die Landesregierung generell zu den Machenschaften des Konzerns?
Erich Schwärzler: Der angekündigte Rückzug neuer Anbau-Systeme gentechnisch veränderter Pflanzen in Europa durch Monsanto ist begrüßenswert. Er darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der US-Weltkonzern nach den mir derzeit vorliegenden Informationen an der Lobbyarbeit für den Anbau gentechnisch veränderter Produkte festhält. Er setzt auch auf Herbizidtechnologie und vertreibt patentiertes Saatgut in Kombination mit dem passenden Pflanzenschutzmittel. Nicht an den Worten, sondern an den Taten ist der Konzern zu messen.
WANN & WO: Welche Möglichkeiten hat die Landesregierung, eine von der EU-legitimierte Einfuhr von Genmais zu verhindern?
Erich Schwärzler: Es gibt eine klare Landesposition: Nein zu Gentechnik im Anbau. Aufgrund des Entschlusses des Vorarlberger Landtags vom 4. Februar 2009 ist die Landesregierung bei der Bundesregierung dafür eingetreten, dass folgende Maßnahmen in Angriff genommen werden:
1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, auf europäischer Ebene vehement dafür einzutreten, dass bisher zugelassene Gentech-Pflanzen vom Markt genommen werden und die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) künftig verpflichtet wird, eigene Langzeitstudien über die Auswirkungen von Gentech-Pflanzen auf Mensch und Tier durchzuführen.
2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, gesetzliche Vorsorge dafür zu treffen, dass verstärkt GVO-freie Futtermittel auf dem österreichischen Markt angeboten werden, mit dem Ziel, auf den Einsatz gentechnisch veränderter Futtermittel zu verzichten, soweit wirtschaftlich vertretbar.
3. Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine der zentralen Forderungen des Gentechnik-Volksbegehrens 1997 („Kein Patent auf Leben!“) als klares und eindeutiges Signal in der Bundesverfassung zu verankern und sich auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, dass „Patente auf Leben“ in Hinkunft vom Europäischen Patentamt nicht mehr vergeben werden.
Statements
Barbara Keckeis und Gertrud Grabher, Wegwarte (Biologischer Gemüseaenabau, Koblach): „Wir brauchen keine Konzerne wie Monsanto. Wir brauchen Menschen und Leben achtende Betriebe. Ich bin der Meinung, dass es einer großen Änderung bedarf und diese auch kommen wird. Wir dürfen nicht den Mut verlieren.”
Dr. Egon Gmeiner, Präsident Imkerverband, Vorarlberg: „Der Vorarlberger Imkerverband sieht sich nicht nur als Verband für 47 Bienenzuchtvereine und 1150 Imker, sondern auch als Vertreter der gesamten Natur. Von der Vielfalt der Pflanzen, dem Boden, dem Wasser und neben den Bienen der Schmetterlinge, der Insekten und aller Tiere, die von diesen leben. Das sind Rebhühner, Mäuse, Ameisen usw. Gift, das heutzutage in der Landschaft ausgebracht wird, verseucht alles. Es ist unverschämt, dass nicht nur die unmittelbar behandelten Pflanzen davon betroffen sind, sondern auch die Folgepflanzen, die auf dem Boden, wo die behandelten Pflanzen angebaut wurden, das Gift aufnehmen und in den Früchten an die Konsumenten weitergeben. Bei der Sorge des Vorarlberger Imkerverbandes geht es also nicht nur mehr um die Bienen.”
Simon Vetter, Vetterhof Lustenau: „Auch wenn das vielen Menschen nicht mehr bewusst ist – Saatgut ist eine der wichtigsten Ressourcen unserer Welt. Die Kontrolle darüber in die Hände einzelner Konzerne zu geben ist ein Skandal.”
Wolfgang Waldner, Jasemine Etter und Martin Greber (SÖPPS): „Wir KonsumentInnen haben die Macht, durch bewusste Kaufentscheidungen zu bestimmen, was auf unserer Welt produziert wird. Selbst der Weltkonzern Shell konnte durch Boykott von Tankstellen von der Versenkung des Öltankers Brent Spar abgebracht werden. Wir möchten uns bei den vielen engagierten Menschen, die wir im Zuge der Vorbereitungen auf den ‚March Against Monsanto’ kennenlernen durften, herzlich bedanken. Voller Freude warten wir auf weitere gemeinsame Aktionen.”
Monsanto-Demo
Auf Initiative der SÖPPS (Sozialökonomische und -politische Plattform der StudentInnen der FH Vorarlberg) und engagierten Menschen wie Samuel Passler, u.v.m. wird es auch in Bregenz eine Beteiligung am weltweiten „March Against Monsanto” geben.
WANN: Samstag, 12. Oktober, 14 Uhr
WO: Bregenz, Treffpunkt gegenüber Hauptbahnhof, Bahnhofstraße beim Seeparkplatz
Infos auf Facebook und im Web: March Against Monsanto – Vorarlberg, http://soepps.cwsurf.de