Vom Ständestaat zur NS-Diktatur

Spannender Vortrag von Leo Haffner, Hans Peter Link und Wolfgang Scheffknecht.
Lustenau. (bet) Zahlreiche Besucher fanden sich zur Archivmatinee im Reichshofsaal ein, wo mit Leo Haffner, Hans Peter Link und Wolfgang Scheffknecht drei ausgezeichnete Referenten am Podium über die Zeit vom “Christlich-deutschen Ständestaat ins Großdeutsche Reich” referierten. Dabei dienten den Vortragenden Aussagen und Erzählungen von Zeitzeugen aus Lustenau, Bregenz und anderen Orten. “Die Machtergreifung der Christlich-Sozialen Partei im Jahre 1934 unter Führung des Bundeskanzlers Engelbert Dollfuss bedeutete auch für die katholische Kirche in Österreich eine weitreichende Veränderung. Schließlich stand sie in einem Nahverhältnis zur nun allein herrschenden Partei”, eröffnete Dr. Wolfgang Scheffknecht die Matinee.
Auf dem Weg in den Bürgerkrieg
Wie Leo Haffner anschließend ausführte, wurde der damalige Vorarlberger Landeshauptmann Dr. Otto Ender von Bundeskanzler Dollfuss beauftragt, eine Verfassung im Sinne des politischen Katholizismus auszuarbeiten. In dieser “Mai-Verfassung” (1934) ging das Recht nicht mehr vom Volke aus, sondern von “Gott dem Allmächtigen”. Sie war antidemokratisch, antiparlamentarisch und führte schlußendlich in den Bürgerkrieg. Der “Ständestaat” unterdrückte die Sozialdemokratie, war aber kein Bollwerk gegen den Nationalsozialismus. Hans Peter Link zitierte aus dem Tagebuch des ehemaligen Bürgermeister von Bregenz (1950-1970) Karl Tizian, damals Schüler des Klosters Mehrerau: “24.2.1934. Jetzt politisiere ich wieder mit den Geistlichen und denke mir, sie säen doch nur Zwietracht.” Weiters erörtert Link, wie ein Tagebuchschreiber aus Lustenau sich ereiferte, daß Schulpolitik als Gesellschaftspolitik verstanden wird und Sport als vormilitärische Jugenderziehung gilt.
Eine Hochburg des Nationalsozialismus
Ertönten 1934 auch “Heil Dollfuss” Rufe beim Besuch des Kanzlers in Lustenau, mischten sich darunter schon die Böllerschüsse und Hakenkreuzfähnchen der 1933 verbotenen NSDAP. Neben Dornbirn war Lustenau eine Hochburg der Nationalsozialisten. Vier Mitglieder zählte damals die SS, 90 die SA, in der Hitlerjugend waren 19 Mitglieder verzeichnet. Viele waren in anderen Untergliederungen der Partei tätig. Die Jahn-Turnhalle entwickelte sich zum Treffpunkt der Nationalsozialisten und wurde mehrmals von der Gendarmerie gestürmt. Im März 1938 fand eine Entwicklung ihren Abschluß, die in den Märztagen 1933 ihren Anfang nahm.