Zehn Jahre Schneesturm in Wien: Klima-Wind-Kanal feiert Jubiläum

Auch Skispringer testeten ihre Aerodynamik und zwecks der Überprüfung des Pollenflugs von Nadelbäumen wurde sogar ein kleines Wäldchen aufgebaut und kontrolliert angeblasen. Am Donnerstag, den 27. Juni wird das zehnjährige Bestehen des Hi-Tech-Prüfstands von Rail Tec Arsenal (RTA) im Rahmen einer Jubiläumsveranstaltung nachgefeiert.
Die Wiener Anlage besteht aus zwei Prüfstätten. Im 100 Meter langen “großen Kanal” werden maximale Windgeschwindigkeiten von 300 Stundenkilometern bei Temperaturen von minus 45 Grad bis 60 plus Grad erreicht. Der “kleine Kanal” schafft das gleiche Temperaturspektrum. Auf einer Länge von fast 34 Metern bläst dort der Wind mit maximal 120 Stundenkilometern.
Klima-Wind-Kanal in Wien
Trotz vieler Aufträge aus der Industrie arbeite man am Klima-Wind-Kanal stark neugiergetrieben, erklärte der Technische Direktor, Gabriel Haller. Auch abseits des Kerngeschäfts habe sich in den ersten zehn Jahren viel getan. An ein Projekt, das auf eine Initiative der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien zurückgeht, erinnert sich der Techniker besonders gerne. Dabei ging es um die Untersuchung der Pollenausbreitung von Nadelbäumen.
Typischerweise handelt es sich bei den Forschungsobjekten im Klima-Wind-Kanal aber nicht um Bäume, sondern um Schienenfahrzeuge. Ein großer Schwerpunkt lag darauf, standardisierte Testprozeduren für alle maßgeblichen Komponenten von Zügen aller Art zu entwickeln. Vor allem die Simulation von Regen, Schnee und ihrer Vor- und Zwischenstufen sei alles andere als trivial.
Laufend Tests in Floridsdorf
Im Automotive-Bereich sei man aufgrund der außergewöhnlichen Größe vor allem für Entwickler von LKW und Bussen ein wichtiger Ansprechpartner.Daneben ist auch die Luftfahrt in den vergangenen Jahren zunehmend zum Schwerpunkt geworden. Aktuell arbeiten die Techniker an neuen Methoden zur Simulation der Bedingungen, die beim Durchfliegen von Wolken vorherrschen.
Gelingt es, diese gefrierenden feinen Tröpfchen zu erzeugen, könne Anfälligkeit für Vereisungen bei Flugzeug-Triebwerken getestet werden. Aufgrund der extremen Kühlleistung des Wiener Klima-Wind-Kanals könnten die Tests dann vermutlich auch bei laufenden Triebwerken durchgeführt werden. Haller: “Ich glaube, das wäre weltweit einzigartig”.
(Red./APA)