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Sprache als Barriere in der Psychiatrie

Die Psychiaterin Meryam Schouler-Ocak berichtete über kulturelle und sprachliche Probleme in der Psychiatrie.
Die Psychiaterin Meryam Schouler-Ocak berichtete über kulturelle und sprachliche Probleme in der Psychiatrie. ©Pro Mente Vorarlberg
Kulturelle Schranken können laut einem Vortrag oft dazu führen, dass sich Schmerzzustände von Patienten als Hilferuf und Zeichen für tiefer liegende psycho-soziale Probleme äußern.
Vortrag "Schmerz als kulturelles Erleben ..."

In der Behandlung gehen die Ärzte dann aber meist im Sinne einer Schmerzbehandlung vor weil sie dies nur schwer erkennen können.  Diese Aussage bildete das Zentrum eines Vortrags der türkischstämmigen Psychiaterin Meryam Schouler-Ocak vor interessierten Psychiatern, Psychotherapeuten und Laien im Bildungshaus St. Arbogast. „Es kommt zu einem Einverständnis im Missverständnis“, so die Psychiaterin, denn die Patienten geben sich  mit der Behandlung ihrer Schmerzen zufrieden. Die Ursache bleibt also unbehandelt. Die Schwierigkeit des sich in der Nicht-Muttersprache „richtig ausdrücken Könnens“ stellt damit eine Herausforderung in der psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung dar. Die Vortragende schilderte eindrucksvoll die Probleme die sich daraus ergeben können und präsentierte Lösungsansätze, wie beispielsweise das Beiziehen eines Dolmetschers in die Behandlung. Sie erklärte auch Unterschiede im „Krank sein“. Während sich bei uns Kranke eher zurückziehen und Ruhe suchen, steht der Patient in anderen Kulturen im Mittelpunkt und es wird gerade zu als Beleidigung verstanden wenn er nicht besucht wird.

Der Vortrag „Schmerz als kulturelles Erleben und dessen unterschiedliche Bedeutungen“ bildete den Abschluss einer vom Bildungshaus gemeinsam mit Pro Mente Vorarlberg abgehaltenen Vortragsserie. Diese Serie wird jährlich abgehalten und dieses Jahr stand die transkulturelle Psychiatrie im Mittelpunkt von „Auf die Seele schauen“.

Gerhart Vonach, Geschäftsführer von Pro Mente Vorarlberg, war persönlich anwesend. Moderiert wurde die Veranstaltung von der Lustenauer Psychiaterin Zeynep Vetter. Für den Verein „Dowas“ war GF Michael Dietrich vor Ort, der sich auch aktiv mit Fragen einbrachte. Auch Mehrere Mitarbeiter der Aqua Mühle Frastanz folgen den Ausführungen interessiert.

Die Erkenntnis, dass Schmerzempfinden in unterschiedlichen Kulturen unterschiedliche Reaktionen hervorruft, sorgte jedenfalls für interessante Denkanstöße, die nach der Veranstaltung von einigen Besuchern noch eingehend diskutiert wurden. Im Herbst startet die nächste Vortragsreihe, die sich mit Zeit-, Beziehungs- und Berührungsmangel beschäftigen wird. Man darf gespannt sein. 

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