Lipizzaner der Spanischen Hofreitschule gehen auf Dienstreise nach Paris

Vom 5. bis 7. Oktober zeigen die Lipizzaner in Paris ihr Können. Im Anschluss stehen weitere europäische Städte auf dem Programm. Eine Show im Ausland bedarf intensiver Vorarbeit: “Es wird eigentlich ein Jahr vorher schon vorbereitet”, berichtete Oberstallmeister Johannes Hamminger im APA-Interview. Dann besuchen der technische Leiter und der Chef der Reitbahn den Spielort und prüfen, ob die nötigen Voraussetzungen für das Gastspiel gegeben sind. Auch Aufbauarbeiten sind zu organisieren – bei großen Hallen etwa: “Es muss ein neuer Boden reingelegt werden, es muss eine Stallung gebaut werden.” Dabei handelt es sich um mobile Boxen. Doch nicht nur am Veranstaltungsort müssen Vorbereitungen getroffen werden, sondern auch zu Hause, in Wien. Denn immerhin wird mit ungefähr fünf Tonnen Gepäck gereist.
Lipizzaner reisen mit großem Gepäck
“Da glaubt man gar nicht, was da alles zusammen kommt”, so Hamminger, der bei den Reisen ins Ausland immer mit dabei ist. Es kommt viel mit – angefangen von den Reituniformen der Bereiter über Sättel, Trensen, Kandaren und Goldzäume bis hin zur Ledernadel für Sattelreparaturen. Für jeden Hengst sind auch noch Decken, Bürsten und weitere Pflegeutensilien einzupacken. Mitgenommen werden auch die Mahlzeiten der Tiere: “In Europa machen wir es so, dass wir das Futter für die erste Station meistens selber mitnehmen.” Nach Paris sind das zum Beispiel jeweils 150 Kilogramm Hafer und Pellets sowie 450 Kilogramm Spezialmüsli. An die anderen Tour-Destinationen liefert eine Spedition das Futter aus Österreich. Grund für den Aufwand ist, dass die Gefahr von Verdauungsproblemen durch eine plötzliche Futterumstellung vermieden werden soll. Nur Heu, Stroh, Äpfel und Karotten werden lokal bezogen.
Überseereisen erfordern viel Aufwand
Die Hengste werden jeweils zu sechst mit dem Transporter befördert, der klimatisiert und videoüberwacht ist. Die Pfleger reisen bei ihren Schützlingen mit: “Wenn ein Pferd unruhig wird, dann geht der Pfleger hin und beruhigt es.” Alle vier Stunden wird eine Pause gemacht und dabei geprüft, ob die Lüftung korrekt funktioniert und den Lipizzanern Heu und Wasser gegeben. Bei längeren Anreisen wird unterwegs übernachtet. “Die größte Herausforderung ist natürlich immer eine Auslandstournee nach Übersee”, berichtete der Oberstallmeister. Zunächst einmal müssen die Lipizzaner nach Frankfurt oder Amsterdam transportiert werden, da nur dort die Flughäfen “pferdegerecht” sind. Wie die menschlichen Fluggäste müssen auch die tierischen einchecken: “Das dauert drei Stunden.” Anschließend kommen die Pferde in Boxen und werden mit einem Lift ins Flugzeug gehievt.
Pferde sind flugtauglich
Dabei reist nicht die gesamte Truppe zusammen: “Wir fliegen immer in zwei Gruppen mit zwei Flugzeugen – aus Sicherheitsgründen, wenn was passieren sollte.” Grundsätzlich sind die Lipizzaner flugtauglich: “Abgesehen von Turbulenzen könnten die Pferde unter Umständen beim Starten und Landen Angst kriegen.” Wenn eine Pferde-Fracht an Bord ist, haben die Piloten die Instruktion, langsam zu starten und zu landen: “Die Flugbahn wird ganz flach gesetzt, damit kein großer Stress entsteht.”
Heuer wird jedoch nicht geflogen, es stehen keine Auftritte außerhalb Europas auf dem Programm. Die diesjährige Tournee startet in einigen Tagen in Paris. Anschließend werden die edlen Rösser auch im dänischen Odense, im niederländischen Rotterdam sowie in Birmingham in Großbritannien zu sehen sein. Die erste Tournee ins Ausland unternahm die Hofreitschule 1925 nach Berlin. Seither geht das Traditionsunternehmen regelmäßig auf Reisen. Im Vorjahr wurde aus der Tourneetätigkeit rund eine Million Euro lukriert. (APA)