Georg-Büchner-Preis 2012 geht an Felicitas Hoppe

“In einer lakonischen und lyrischen, eigensinnigen und uneitlen Prosa hat sie ein erzählerisches Universum erfunden, in dem Grundfragen eines ‘postmodernen’ Daseins mit freier und befreiender Phantasie durchgespielt werden”, so die Begründung der Jury für ihre Wahl.
Der Aufbruch in ihr vielstimmiges Werk habe 1996 mit “Picknick der Friseure” seinen Ausgang genommen und erstrecke sich mittlerweile weit in die Welt der Abenteurer und der Hochstapler, der Entdecker und der Taugenichtse. Das Reisebuch Pigafetta (1999), der pikareske Roman Paradiese, Übersee (2003), die Porträtgalerie Verbrecher und Versager (2004), die moderne Legende von der heiligen Johanna (2006), die Neuerzählung des Ritterromans von Iwein Löwenritter (2008) und jüngst die fiktive Biografie Hoppe (2012) unterliefen virtuos die Grenzen von Wahrheit und Fiktion, Selbsterkenntnis und Rollenspiel, so die Jury: “Felicitas Hoppe fragt nach Möglichkeiten der Ich-Werdung, nach den Wundern und Verstrickungen der Sehnsucht, und lässt unaufdringlich metaphysische Horizonte aufscheinen.”
Geboren wurde die neue Büchner-Preisträgerin am 22. Dezember 1960 in Hameln an der Weser. Ab 1980 studierte sie Literaturwissenschaft, Rhetorik, Religionswissenschaft, Italienisch und Russisch an den Universitäten in Hildesheim, Tübingen, Eugene/Oregon (USA), sowie in Berlin und Rom. Seit 1996 lebt sie in Berlin als freie Schriftstellerin. Zuvor hatte sie als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache gearbeitet und für verschiedene Feuilletons geschrieben. Bis heute hat Hoppe fünf Romane, Essays und mehrere Erzählbände vorgelegt, außerdem einige Veröffentlichungen zusammen mit Künstlern der Berliner Handpresse.