Internationaler Anti-Rassismus-Tag: In Österreich gibt es noch viele Probleme
“Menschen sollen nicht nach ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion beurteilt werden, sondern nach dem was sie beitragen und einbringen wollen”, sagte Integrations-Staatssekretär Sebastian Kurz am Mittwoch. Rassismus und Diskriminierung sind aber Teil unseres Alltags, wie der aktuelle Rassismus-Report verdeutlicht. Seit 2007 ist Wien Mitglied der europäischen Städtekoalition gegen Rassismus und hat sich entsprechend verpflichtet, in den unterschiedlichsten Bereichen entsprechende Maßnahmen und Aktionen umzusetzen.
Rassistischer Trend in Österreich ist zu beobachten
Der Rassismus-Report der Initiative “Zara” für das Jahr 2011 listet einschlägige Vorfälle etwa in Lokalen, Banken und Shops auf. “Lieber auf ein Geschäft verzichten als einen Ausländer bedienen”, scheint das Motto vieler Unternehmen zu sein. Zara-Geschäftsführerin Claudia Schäfer fordert nun Politik und Wirtschaftsorganisationen dazu auf, Initiativen gegen diese “rassistische Selektion” vorzunehmen.
Der Zara-Report listet traditionell rassistische Vorfälle auf, die der Initiative zu Gehör gebracht wurden. Heuer waren es 706 und damit 39 weniger als im Vorjahr. Zurückzuführen ist das darauf, dass deutlich weniger Beschmierungen gemeldet wurden als 2010. Angestiegen sind dagegen Vorfälle im Internet sowie eben im Bereich Güter und Dienstleistungen. So wurde etwa eine Frau beim Verlassen eines Geschäfts, in dem sie letztlich nichts gekauft hat, mit den Worten “Ausse, ausse, jüdisches Gesindel” bedacht. Einer Malerin aus Chile wurde in mehreren Bankfilialen nicht gestattet, ein Konto zu eröffnen, offenbar weil man sie für eine Sexarbeiterin hielt: “What is your real job?”, musste sie sich von einem Angestellten anhören.
Auch Politik wird im Rassismus-Report kritisiert
Neben vielen Alltagsereignissen hat wie jedes Jahr auch die Politik Eingang in den Rassismus-Report gefunden, etwa der mittlerweile aus der FPÖ ausgeschlossene Ex-Nationalratsabgeordnete Werner Königshofer, der marokkanische Flüchtlinge als “Kanaken” bezeichnet hatte. Unter den Kulturschaffenden tat sich der deutsche Schauspieler Ben Becker mit einer “antiziganistischen” Äußerung negativ hervor, als er im ORF meinte, in Deutschland werde man als Schauspieler behandelt wie “Zigeuner, die tun hinter die Büsche scheißen”. “Der aktuelle ZARA-Report verdeutlicht, dass Rassismus nach wie vor Bestandteil des Lebens in Wien ist”, so Senol Akkilic, Integrationssprecher der Grünen Wien.
Rassismus ist auch in Wien ein Problem
“Jeder rassistische Vorfall in unserer Stadt ist einer zu viel. Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen aufgrund ihrer persönlichen und sozialen Merkmale diskriminiert werden”, so Akkilic. Die Wiener Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger verweist auf das gearde gestartete Bürgerbeteiligungsprojekt der ‘Wiener Charta’. Für ein dauerhaft gutes Klima des Zusammenlebens in Wien brauche es, so Frauenberger, nämlich einen gemeinsamen Nenner, auf den sich die WienerInnen in direkter Kommunikation miteinander verständigen und der ausdrückt wofür die Menschen, die in dieser Stadt leben, stehen und wofür nicht.
Gesetzliche Grundlage gegen Diskriminierung ist vorhanden
Die rechtliche Grundlage für Schutz vor Diskriminierung ist vorhanden, denn Österreich verfügt über ein strenges Antidiskriminierungsgesetz. Aber Diskriminierung gebe es häufig, wo man es oft kaum vermutet, merkt Integrationsstaatssekretär Kurz an und spielt darauf an, dass es bis vor wenigen Wochen in Teilen Österreichs nicht möglich war, dass Migranten der Freiwilligen Feuerwehr beitreten. Mit der Änderung der entsprechenden Landesgesetz sei diese Diskriminierung jedoch abgeschafft worden.
(APA/ Red.)