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Risiko-Brustimplantate auch in Österreich

Statt für Brustimplantate vorgesehenes Silikongel (im Bild) soll größtenteils "hausgemachtes Gel" verwendet worden sein.
Statt für Brustimplantate vorgesehenes Silikongel (im Bild) soll größtenteils "hausgemachtes Gel" verwendet worden sein. ©AP (Archiv)
Nach mehreren Krebsfällen, die angeblich mit defekten Silikonkissen einer südfranzösischen Firma zusammenhängen könnten, stehen in Frankreich 30.000 Frauen vor der Entscheidung, ihre Brustimplantate entfernen zu lassen.

Nach jüngsten Informationen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) tragen in Österreich vermutlich sechs Frauen Implantate jener Firma im Körper, bei drei weiteren wurden sie bereits entfernt.

Fünf heimische Ärzte auf PIP-Kundenliste

Zur Frage, ob eine Entfernung der Brustimplantate nötig sei, sagte Gesundheitsminister Stöger am Rande einer Pressekonferenz in Wien: “Das ist eine medizinische Frage, die man an jeder konkreten Patientin konkret beurteilen muss.” Es gehe dabei sowohl um das gesundheitliche Risiko als auch die soziale Zumutbarkeit. “Wir haben vonseiten der AGES, Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, sichergestellt, dass die Ärzte, die diese Implantate verwendet haben, die Patientinnen kontaktieren und ihren Gesundheitszustand überprüfen”, betonte Stöger. “Rechtliche Konsequenzen sind anhand des jeweiligen Sachverhalts zu prüfen.”

Fünf heimische Ärzte fanden sich laut Unterlagen der Herstellerfirma PIP auf der Kundenliste für die defekten Silikonkissen. “Es hat sich herausgestellt, dass vier davon die Implantate nie verwendet haben”, sagte AGES-Bereichsleiter Marcus Müllner am Mittwoch der APA. Bis auf eine Medizinerin aus der Steiermark: Sie habe diese Implantate acht Frauen eingesetzt. Bei drei Patientinnen wurden die Eingriffe schon wieder rückgängig gemacht, vermutlich aufgrund eines Warnschreibens der AGES im September 2010. Damals hatten die französischen Behörden erstmals vor dem mangelhaften Produkt gewarnt.

Fünf Patientinnen der steirischen Medizinerin tragen die Implantate noch im Körper. Sie stünden unter Beobachtung, bisher habe es keine Hinweise auf gesundheitliche Probleme gegeben, sagte Müllner. Zudem wusste der Experte von einer weiteren Frau aus Österreich, die ebenfalls ein PIP-Produkt hat einsetzen lassen, und zwar bei einem Eingriff im Ausland.

Fehlerhafte Brustimplantate forderten bereits zwei Todesopfer

Die französischen Behörden haben am Mitte Dezember die österreichischen informiert. Der französischen Justiz in Marseille liegen bereits mehr als 2.000 Beschwerden von Frauen mit den Brustimplantaten vor. Zwei Frauen sollen daran bereits gestorben sein. Untersucht wird der Vorwurf der Körperverletzung sowie der fahrlässigen Tötung.

Die südfranzösische Firma PIP, die die fehlerhaften Implantate herstellte, existiert seit dem Jahr 2010 nicht mehr. Sie hatte 80 Prozent ihrer Prothesen ins Ausland exportiert. Im vergangenen Jahr wurde bereits von dem Produkt gewarnt, bereits damals hatten die französischen Behörden den Vertrieb und die weitere Verwendung der Silikongel-gefüllten Brustimplantate untersagt.

“Hausgemachtes Gel” in Brustimplantaten

Die französischen Behörden hatten festgestellt, dass die meisten Brustimplantate des Herstellers PIP, die seit 2001 hergestellt wurden, nicht mit dem ursprünglich vorgesehenen Silikongel gefüllt waren. Staatsanwalt Jacques Dallest hatte in Marseille gesagt, die Firma habe stattdessen ein “hausgemachtes Gel” verwendet, wodurch das Risiko von Rissen bei den Implantaten und in der Folge auch von Entzündungen erhöht sei. Das verwendete Gel sei zehn Mal billiger als ein ordnungsgemäßes Gel gewesen. Dadurch habe die Firma PIP rund eine Million Euro jährlich gespart.

(APA)

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