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Die Irrfahrten einer Durchschnittsfrau

Marion Kracht war eine Frau auf Abwegen.
Marion Kracht war eine Frau auf Abwegen. ©Veranstalter/Kulturbühne

In der „Applaus“-Gastspielreihe war kürzlich die deutsche Schauspielerin Marion Kracht zu Gast „AmBach“.

Götzis. (sch) Marion Kracht, die durch Film und Fernsehen zum Publikumsliebling gewordene deutsche Schauspielerin, war die Hauptfigur in dem Problemstück „Harper Regan“ des englischen Erfolgsautors Simon Stephens (geb. 1971), das in einer Produktion der Theatergastspiele Kempf („Applaus“-Reihe) auf der Kulturbühne zu sehen war. Regie führte Sabine Mitterecker, die 2000 und 2010 einen „Nestroy“- Theaterpreis erhielt. Die Handlung des Stücks ist relativ dünn und psychologisch nur schwer nachvollziehbar. Eine Durchschnittsfrau, von der das Publikum wenig Aufregendes erfährt, verwandelt sich durch den Tod ihres Vaters fast schockartig in einen anderen Menschen mit fragwürdigem Charakter – was hat sie bisher versäumt, was will sie, ja muss sie in ihrem neuen Leben nun „nachholen“? Sie findet kein Glück in flüchtigen Begegnungen, mit neuem Outfit, mit einem windigen Liebhaber, in der Konfrontation mit der Lebenslüge ihrer Mutter etc. Harper kehrt schließlich nach enttäuschenden Irrfahrten in ihr altes Leben zurück. Doch es kann nicht mehr ihr „altes Leben“ sein…

Sensible Marion Kracht

Marion Kracht, die zauberhafte Blondine mit den blauen Augen und der sehr fraulichen Ausstrahlung, erweist sich einmal mehr als große Charaktersdarstellerin (Man erinnere sich nur an ihre schon legendäre Rolle in „Gottes vergessene Kinder“). Sie spielte mit feinen seelischen Nuancen die vom Autor nicht unbedingt „glaubwürdig“ gezeichnete Frau auf der Achterbahn ihres neuen Lebens in subjektiver „Freiheit“, die aber keine ist. Ein gutes Bühnenensemble mit dem TV-Star Andreas Patton und Kathrin Osterode, Angelika Auer, Simon Hatzl und Ionut Chiriac (teils in Doppelrollen) begleitete Harper Regan/Marion Kracht an ihren Schicksalsstationen. Die Bühne von Ralph Zeger bestand aus einigen hässlichen, bleichen, viel benützten Drehwänden und ein paar Stühlen; gewiss tourneetauglich, doch phantasielos.
Der Applaus des Abo-Publikums galt selbstredend hauptsächlich der großartigen Marion Kracht.

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