Hochwasser bedroht Altstadt von Prag
Nur wenige Stunden zuvor hatten die Behörden angedeutet, auch angesichts der steigenden Pegel der Moldau bestehe für das Viertel nur wenig Gefahr. Bislang kamen in den Fluten allein in Tschechien neun Menschen ums Leben. In den Hochwassergebieten in Österreich entspannte sich die Lage dagegen etwas.
In Prag wurde auch das ehemalige jüdische Viertel geräumt, in dem sich ein Jahrhunderte alter Friedhof befindet. Insgesamt flohen etwa 40.000 Menschen aus ihren Häusern. „Die Situation ist nicht rosig, aber ich glaube, wir kommen noch damit zurecht“, sagte Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdik. Mitarbeiter der Stadt sicherten im Rathaus wichtige Dokumente, während Rettungskräfte mit Kränen zerstörte Boote, Telefonmasten und andere Trümmerteile aus dem Weg des Wassers räumten. Freiwillige schaufelten Sand in Plastiksäcke, die um Denkmäler und historische Gebäude gestapelt wurden.
Vertreter der Stadt sprachen von den schwersten Überschwemmungen seit 1890. Der tschechische Ministerpräsident Vladimir Spidla stellte 4.000 Soldaten für die Rettungsarbeiten ab; Staatspräsident Vaclav Havel brach seinen Urlaub in Portugal ab und kehrte nach Tschechien zurück. Ein historisches Gebäude fiel den Wassermassen bereits zum Opfer: Etwa 100 Kilometer südlich von Prag wurde eine Brücke aus dem 13. Jahrhundert über dem Fluss Wottawa weggespült.
In Österreich, wo mindestens sieben Menschen ums Leben kamen, überflutete die Donau den Wiener Hafen und einige tiefer gelegene Straßen. In der Bundesland Salzburg stehen mehr als 1.000 Gebäude unter Wasser. Rund 60.000 Menschen sind nach Schätzungen der Regierung vom Hochwasser betroffen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums kämpften allein in Niederösterreich 8.000 Soldaten gegen die Fluten.
Dort war in der Nacht zum Mittwoch der Höhepunkt des Donau-Hochwassers erreicht. Mit einem Absinken des Wasserpegels werde aber nur langsam zu rechnen sein, erklärte die Feuerwehr nach einem Bericht der Nachrichtenagentur APA. In Krems bezeichneten die Behörden die Lage als kritisch. Der Pegel der Donau lag nur sechs Zentimeter unter der Oberkante des mit Sandsäcken verstärkten Damms.
Die meisten Hochwasseropfer hat Russland zu beklagen. Am Schwarzen Meer kamen mindestens 58 Menschen um. Sieben Menschen fielen in Rumänien Überschwemmungen und Stürmen zum Opfer.