Maier und Strobl jagen WM-Ticket
Mitten drin im Qualifikationstrubel befinden sich auch zwei Olympiasieger: Hermann Maier und Fritz Strobl. Während Titelverteidiger Michael Walchhofer und Senkrechtstarter Johann Grugger gesetzt sind, müssen sich Maier und Strobl im Rennen um die drei verbleibenden Tickets den Stallkonkurrenten Werner Franz, Christoph Gruber und Klaus Kröll stellen.
Dass um die Abfahrts-Startplätze gebalgt wird, hat in Österreichs Herrenteam bereits Tradition. Diesmal hatte man jedoch auf Grund der markanten Teamumstrukturierung im Sommer 2004 und einiger nicht vorhersehbarer Entwicklungen mit einer entspannteren Situation gerechnet. Routiniers wie Stephan Eberharter, Hannes Trinkl oder Peter Rzehak haben ihre Ski an den Nagel gehängt, Josef Strobl ist nach Slowenien ausgewandert. Hinzu kommt der Dopingfall Hans Knauß und die Krise von Andreas Schifferer. Dass es rund um die fünf Tickets dennoch so eng zu geht, ist den überraschend starken Youngsters wie Grugger, Kröll oder auch Mario Scheiber zu verdanken.
Das ist ein gutes Zeichen für die gesamte Mannschaft, für die Trainer und für die Läufer. Wir haben eben die besten Leute, meint Strobl, der im WM-Winter in Lake Louise und Chamonix zwei Mal schwer gestürzt ist und bisher einen Podestplatz (3. in Bormio) eingefahren hat. Mit dem Druck, in Kitz um die WM-Fahrkarte rittern zu müssen, kann der Kärntner gut leben. Ich weiß, dass ich normal dabei sein müsste, und glaube auch, dass ich dabei sein werde, so der Olympiasieger 2002, der in Bormio 2002 eine Weltcup-Abfahrt gewonnen hat.
Auch Kitz liegt Strobl, schließlich ist der Sieger von acht Weltcup-Rennen am Samstag der einzige Starter, der die klassische Hahnenkamm-Abfahrt bereits zwei Mal (1997, 2000) gewonnen hat. Kitz ist das geilste Rennen, hier machst du einfach alles durch. Riskieren tust du hier, sobald du das Starhaus verlässt. Strobl ist seit 1997 Besitzer des Kitz-Streckenrekordes. Die Zeit von 1:51,58 Minuten hat noch heute Gültigkeit. Damals hat alles gepasst – griffiger Schnee, schön präpariert und gut gefahren, erinnert sich Strobl.
Hermann Maier braucht sich im Riesentorlauf und Super G hinsichtlich WM zwar nicht groß den Kopf zerbrechen, in der Abfahrt droht derzeit aber selbst dem Ski-Superstar die Qualifikation. Was ihn offenbar ebenso kalt lässt wie die Tatsache, dass sich seine Position im Skizirkus prinzipiell geändert hat.
Jahrelang war er der große Gejagte. 47 Mal im Weltcup und jeweils zwei Mal bei WM und Olympia hielt der Salzburger die gesamte Meute hinter sich. Maier hat zwar seit seinem Motorrad-Unfall sechs weitere Rennen und im Vorjahr auch den Gesamtweltcup gewonnen, insgesamt ist der Gejagte aber eher zum Jäger geworden. Und hat damit kein Problem. Sagt Maier. Erstaunlich für Einen, dessen Ehrgeiz für neue Dimensionen im Skisport gesorgt hat. Fakt ist, dass Maier nicht zuletzt wegen seiner Material-Tüfteleien etwas im Verzug ist, in der Abfahrt noch keinen Podestplatz geschafft hat. Druck, endlich auch in der Abfahrt siegen zu müssen, verspürt Maier aber offenbar nicht.
“Im Gegenteil. Die Rolle des Jägers ist sehr angenehm. Man hat mehr Ruhe und kann viel beobachten, so der Salzburger. Ich bin so viele Jahre gejagt worden, so ist es jetzt auch in Ordnung. Ich fahr vorne mit, habe Freude am Skifahren, gab sich der Herminator in Kitzbühel abgeklärt. Aber natürlich wären endlich Siege auch schön. Ich merke auch immer wieder, dass es möglich ist. Aber die letzte Überwindung hab ich sicher nimmer so wie früher.
Selbst eine Messplatte hat Maier bestiegen, um die optimale Abfahrts-Position zu finden. Spielereien, so Maier. Dass ich mit dem verletzten Bein eher auf der Kante stehe, habe ich vorher auch schon gewusst. Das lässt sich auch nicht ändern. Ich müsste in den Schuh so eine Beule machen, dass ich keine Kurve mehr fahren kann. WC4-Coach Andreas Evers beruhigt: Dem Hermann fehlt noch einiges. Er ist aber auf einem guten Weg, um wieder dorthin zu kommen, wo er hingehört.