"Harmonie ist wichtiger als Geld!"
APA: Das neue ÖSV-Trainingscenter in Sun Peaks ist offenbar ein Volltreffer. Zufrieden?
Schröcksnadel: “Sehr. Damen und Herren konnten dort den ganzen Tag parallel unter Rennbedingungen trainieren. Wir sind dort bis 2010 exklusiv, das Ressort ist ja nicht weit weg von Whistler und den Olympia-Pisten. In Sun Peaks können wir auch während der Spiele in Vancouver abgeschirmt trainieren.”
APA: Sie sind ja selbst ein bisschen Austro-Kanadier, fühlen sie als Unternehmer mit Frank Stronach?
Schröcksnadel: “Es ist schade. Er hat ein Herz für den Sport gehabt und fast nur Neid geerntet. Er hat einfach keine Anerkennung bekommen. Wenn es schon Leute gibt, die bereit sind, so viel Geld auszugeben, dann sollte man diese Menschen hegen und pflegen. In Österreich passiert das Gegenteil.”
APA: Man warf Stronach vor, sich zu sehr in den Sport eingemischt zu haben. Wie halten Sie das?
Schröcksnadel: “Bei uns entscheiden die Trainer und ich habe noch nie eine Trainerentscheidung korrigiert. Das würde ich nie tun. Das einzige, was ein Verantwortlicher tun kann, ist, den Trainer zu wechseln. Die Harmonie in der Mannschaft ist oft wichtiger als Geld.”
APA: Was sagen sie zu den jüngsten Aussagen von Bode Miller?
Schröcksnadel: “Ich bin absolut gegen Doping. Aber ich verstehe, was er sagt. Wie das derzeit abläuft, das ist wirklich unwürdig. Miller sagt, was sich alle anderen nur denken.”
APA: Was denken Sie?
Schröcksnadel: “Diese Whereabout-Regeln sind einfach übertrieben, diese Meinung vertrete ich auch im FIS-Vorstand. Man kann einen Menschen nicht so so entmündigen, dass er stets erreichbar sein muss. Es kann nicht sein, dass ein Hermann Maier oder ein Benni Raich um zehn am Abend aus dem Bett geklingelt werden, das ist ja Verfolgung.”
APA: Aber Millers Aussagen zur Quasi-Freigabe des EPO-Levels?
Schröcksnadel: “Mit EPO kenn ich mich zu wenig aus. Doping soll man natürlich bekämpfen, nur das Wie, und was ich als Dopingmittel verurteile, dass sollte man überlegen und auf wirklich ernsthafte Dinge beschränken. Jeder soll mit seinem Körper machen, was er will. Es geht aber um Unfairness gegenüber dem Mitbewerber. Wenn sich also einer durch unfaire Mittel einen Vorteil holt. Es ist lächerlich, wenn 80 Prozent der Athleten Asthma haben.”
APA: Miller meint, ausschließlich die Gesundheit sollte das maßgebliche Kriterium sein.
Schröcksnadel: “Nein, es ist schon auch eine Frage der Fairness. Alles was der Körper normalerweise produziert, soll er auch haben. Man sollte nur Sachen nicht additiv nehmen dürfen. Sport soll Sport bleiben.”
APA: Ihre Meinung zum umstrittenen Modus der Abfahrtsqualifikation?
Schröcksnadel: “Ein Thema fürs nächste Jahr. Mein Vorschlag: Die ersten fünf sind Junge, die vorne weg fahren können. Die Besten fünf oder sechs im Training können ihre Nummer wählen, der Rest wird verlost.”