Olympia: Dopingtests negativ
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat am Freitag in Turin die lange und mit Spannung erwarteten Ergebnisse der vergangenen Samstag an zehn österreichischen Athleten genommene Dopingtests bekannt gegeben. Sie sind allesamt negativ, die überprüften Sportler somit “sauber”. Die IOC-Untersuchungen gehen aber ebenso weiter wie offenbar die internen Querelen zwischen ÖOC und ÖSV.
Denn fast zeitgleich während in Turin IOC-Sprechern Giselle Davies und Arne Ljungqvist, Chef der IOC-Medizinkommission, von den negativen Ergebnissen der am 18. Februar im Anschluss an die berühmten Razzien genommenen Dopingproben berichteten, hielt der Österreichische Ski-Verband (ÖSV) in Sestriere direkt gegenüber des vom ÖOC geführten Österreich-Hauses eine Pressekonferenz ab, bei der es schwere Vorwürfe gegen das Österreichische Olympische Comite (ÖOC) gab.
Dabei gab sich der im ÖSV für Biathlon und Langlauf zuständige Sportdirektor Markus Gandler, der am Nachmittag den italienischen Behörden Rede und Antwort gestanden war, vor allem dem ÖOC, aber auch dem IOC und der Welt-Antidoping-Agentur (WADA) gegenüber äußerst kritisch. Er berichtete, dass die Anwesenheit des für Olympia gesperrten Walter Mayer mit dem ÖOC abgesprochen gewesen sei, dieser vom ÖOC sogar hätte eingekleidet werden sollen. Von den Weltverbänden verlangte Gandler “Wiedergutmachung”, weil seinen Staffeln durch die nächtlichen “Überfälle” zwei konkrete Medaillenchancen gestohlen worden wären. Selbst den IOC-Präsidenten Jacques Rogge griff Gandler an. “Ich wundere mich über seine Aussagen.”
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel bezeichnete die Kritik der vergangenen Tage an seinem Verband als “Rufmord”, sah sich aber insgesamt bestätigt. “Das Ergebnis ist wie erwartet. Ich hatte nie Zweifel, dass wir ordentliche und saubere Sportler haben”, sagte der Tiroler und lobte sein Team, das bis Freitag 18 der 19 ÖOC-Medaillen gewonnen hatte. “Die ganze Mannschaft hat extrem zusammengehalten. Ohne diese Affäre würde der Medaillenspiegel niemals so gut aussehen. Es hat den berühmten Jetzt erst recht-Effekt gegeben.” Kritisch äußerte sich Schröcksnadel wegen der Razzien. Dem Fahrer der Langläufer seien wichtige Medikamente weggenommen worden, für den Mann hätte das ohne notärztliche Hilfe tödlich enden können, so Schröcksnadel. Auch er bekräftigte, dass Mayer erst nach Absprache mit dem ÖOC zu den Spielen gekommen sei.
Dabei hatte das IOC am drittletzten Tag der Spiele höchst erfreuliche Nachrichten für Österreich gehabt. Die Tests sind negativ, die Sportler gelten als “sauber”, Ljungqvist betonte sogar, dass man nie von einem konkreten Dopingfall gesprochen habe. Das IOC lässt die Sache deshalb jetzt aber nicht auf sich beruhen, sondern will wegen offensichtlich eklatanter Hinweise auf Doping das “ganze Bild” erforschen. Eine demnächst gegründete IOC-Untersuchungskommission wartet nun deshalb auf die Ergebnisse der Hausdurchsuchungen, bei denen angeblich verdächtige Geräte gefunden worden seien. Laut Ljungvist sei auch die Intention, der Besitz oder die Weitergabe von Doping ein Verstoß gegen die Anti-Dopingregeln. Aber auch diesbezüglich blieb Gandler gelassen. “Wenn sie die alten Laktatmaschinen meinen, die können sie gerne behalten.”
Von den zehn Athleten wären auch Bluttests wünschenswert, sagte Ljungvist. Damals waren nur Urinproben verlangt worden, weil sich die Athleten am Vorabend von Wettkämpfen befunden hätten. Weil mit der Schlussfeier der Spiele am Sonntag aber das Mandat des IOC endet, geht diese Aufgabe ab Montag an den Internationalen Ski-Verband (FIS) über. Ljungqvist bestätigte, dass die fluchtartige Abreise der drei Österreicher für das IOC belanglos sei. Das sei Sache des NOK, vom ÖSV sind die drei bekanntlich bereits suspendiert.
Dass es trotzdem auch am Freitag noch einen innerösterreichischen Konflikt gab, war umso bedauerlicher. Der von Gandler ebenfalls angegriffene ÖOC-Präsident Leo Wallner versuchte dennoch zu kalmieren. “Ich will keinen Zwist in der Öffentlichkeit austragen. Wo Rauch ist, brennt es meist auch. Aber das Feuer wird bald gelöscht sein.”