Ich weiß es nicht, warum und wieso. Es war ein Reflex, vielleicht, meinte der Pensionist vor dem Schöffensenat (Vorsitz: Andreas Böhm).
Das Mädchen war sieben, als es erstmals vom Opa missbraucht wurde. Die Eltern der Kleinen hatten sich scheiden lassen, die berufstätige Mutter konnte sich untertags nicht um das ihr zugesprochene Kind kümmern, Sie glaubte es beim Großvater in guten Händen.
Zunächst zwang der alte Mann die Volksschülerin zur Duldung bzw. Vornahme sexueller Handlungen. Es hat nicht lang gedauert. Ein paar Minuten. Dann war aus, verantwortete sich der Angeklagte. Später vergewaltigte er sein hilfloses Opfer laut Anklage mehrfach. Ja, gab er vor Gericht zu, aber da ist oft nix worden draus, glaub ich. Aber gemacht muss ich es wahrscheinlich haben, sonst tät sie es nicht sagen.
Die Übergriffe fanden in der Wohnung bzw. im Keller des Favoritners statt. Ein Mal verging er sich im Haus der Nachbarn an der Kleinen: Diese hatten ihn gebeten, sich während des Urlaubs um ihre Katzen zu kümmern. Mit den Worten Magst mitkommen, die Katzen füttern? lockte er die Enkelin nach nebenan, um ungestört seinen abartigen Trieben nachgehen zu können. Der Mann fürchtete nach eigenen Angaben nämlich, seine an den Rollstuhl gefesselte Frau würde daheim die Vorgänge mitbekommen.
Ab dem zehnten Lebensjahr ließ er das Mädchen in Ruhe. Ich hab aufgehört, weil sie wird ja älter und sie wird jemanden kennen lernen, erläuterte er dem Senat. Jahrelang schwieg das Missbrauchsopfer. Erst im heurigen März vertraute sich die mittlerweile 18-Jährige der Mutter an, die sofort Anzeige erstattete. Der Großvater wurde in seiner Wohnung vor den Augen seiner ahnungslosen Ehefrau festgenommen.
Diese erlitt vor lauter Aufregung einen Herzinfarkt, an dessen Folgen sie vor wenigen Wochen gestorben ist. Ich bin wie am Boden zerschlagen. Wir waren 51 Jahre glücklich verheiratet, sagte der Pensionist. Glauben Sie wirklich?, gab der Richter zu bedenken.