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Ein Fußballwunder in NÖ

Rechtzeitig zur Fußball-EM und passend zum ORF-Migrations-Schwerpunkt im Frühjahr 2008 soll eine neue TV-Produktion an ein kleines Fußballwunder in Niederösterreich erinnern.

Unter dem Arbeitstitel „Der schwarze Löwe“ verfilmt Wolfgang Murnberger („Silentium“) derzeit die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte rund um drei schwarzafrikanische Asylwerber, die einen heruntergekommenen Dorf-Fußballklub in neue Sphären führen, dann jedoch abgeschoben werden sollen. Bis Ende August stehen Wolfgang Böck, Lukas Resetarits und die drei „Ballzauberer“ Hosh Kane, Sule Rimi und Robert Bertrand in Wien und Niederösterreich vor der Kamera.

Die ursprüngliche Geschichte hatte sich in Eichgraben zugetragen, wo der Asylwerber Emmanuel Antiga mit seinen Fußballkünsten große Euphorie entfachte, jedoch am 15. Jänner 2006 nach Nigeria abgeschoben wurde. Drehbuchautor Rupert Henning zeigte sich gegenüber der APA froh, dass sein Ko-Autor Uli Bree die hollywoodreife Geschichte in einem Zeitungsartikel gefunden hat. „Asyl ist ein wichtiges Thema, und Sport, gerade Fußball, ist emotional sehr besetzt.“ Die Gemeinde kämpfte gegen die verschärften Fremdengesetze und für ihren „Tiger“, wie Antiga genannt wurde – jedoch vergeblich.

„Ich habe die Geschichte aus der Zeitung gekannt“, erzählte Murnberger, der sofort zugesagt hatte. „Solche Geschichten, bei denen Asylanten, die schon lange in Österreich sind, von ihrem Dorf verteidigt werden, häufen sich“, hat er das Gefühl. Nicht ganz so optimistisch sieht das Lukas Resetarits, der den Platzwart der Gemeinde spielt. „Diese Einzelfälle in den Medien sind ja nur die Spitzen von Eisbergen“, ist er überzeugt. Und auch politisch sieht er das „Nachhecheln“ nach ausländerfeindlichen Wählern – „die potenziellen 20 Prozent“ – als negative Entwicklung der vergangenen Jahre. Darum habe er sich auch entschlossen, bei „diesem wichtigen Projekt“ mitzuwirken: „Man hofft auf die nächsten Generationen.“

Trotz des realen Hintergrunds ist die Geschichte fiktional angelegt, statt der vier „schwarzen Perlen von Eichgraben“ spielen drei in London gecastete Schauspieler die „Helden von Heidfeld“. Die Hauptfigur heißt im Film Lionel Akinola und wird von Hosh Kane verkörpert. Seit Ende Juli stehen Resetarits, Böck, Kane und Co. schon vor der Kamera, am Sportplatz Süßenbrunn in Wien-Donaustadt durften sie am Donnerstag ihre fußballerischen Fähigkeiten beweisen – und hatten sichtlich Spaß dabei. Regisseur Murnberger grinste im Gespräch mit der APA: „In der Schule war ich das Laufwunder, und eine Zeit lang hab ich bei der Ersten in Wiesen mittrainiert – zu einem Spiel hat’s aber nie gereicht.“

Wolfgang Böck war „mehr der Handballer“, wie er der APA verriet. Sein Tipp für die EURO 08? „Wie heißt’s so schön: Ein Spiel dauert 90 Minuten, und am Schluss gewinnt immer Deutschland.“ Den Österreichern traut er nicht besonders viel zu – ebenso wie Murnberger: „Ich weiß nur eine Mannschaft, die’s sicher nicht wird.“ Resetarits beschäftigt sich nach eigenen Angaben nicht mehr allzu viel mit Fußball, er würde sich jedoch „so was wie mit den Dänen 1992“ wünschen: “15 Kilo Übergewicht, Sonnenbrand vom Urlaub – und die haben gespielt! Wahnsinn!“ Welches Land ihn so überzeugen dürfte, sei ihm egal. Noch gleichgültiger Drehbuchautor Uli Bree: „Amerika vielleicht. Oder Nigeria – das würde gut passen.“

Apropos Nigeria: Der „Tiger“ Emmanuel Antiga verließ Österreich durch Spenden des Dorfes zwar traurig, aber als freier Mann. Die Gemeinde Eichgraben besorgte dem jungen Mann zudem einen Job in der österreichischen „Holy Trinity“-Schule in Nigeria. Dort ist er nun als Sportlehrer tätig. Der Film über ihn wird den Fall des jungen Afrikaners noch vor der Fußball-EM im Juni 2008 wohl noch populärer machen.

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