Zur Orientierung für Eltern vergibt der Wiener Stadtschulrat ab sofort ein “Begabungssiegel”, das nur Schulen erhalten, die bestimmte von einer Kommission auch kontrollierte Kriterien erfüllen.
Derzeit würden unterschiedliche Schulen mit dem “Lockvögelchen Begabungsförderung” werben, meinte Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (S) bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Dies sei auch gut so – allerdings wolle man nun mit dem Siegel Schulen hervorheben, “die das so tun, wie wir es uns vorstellen”. Dazu müssten ähnlich wie bei der Vergabe von Bio- oder Ökö-Gütesiegeln bestimmte Kriterien erfüllt werden.
Unter anderem muss es ein schulumfassendes Förderkonzept geben, das nicht nur eine Klasse oder einzelne Kinder umfasse, betonte die Leiterin des Kompetenzzentrums Begabungsförderung im Stadtschulrat, Christiane Wendelberger. Das Förderangebot müsse sich an alle Kinder richten und verschiedene Begabungen erfassen sowie individualisierte Förderung in homogenen wie heterogenen Kleingruppen anbieten. Brandsteidl zog dabei einen Vergleich zum Motorsport – “so wie die Entwicklung der Formel 1 dazu beiträgt, dass das normale Auto besser wird”.
Weitere Kriterien: Erziehungsberechtigte sind einzubeziehen und über die Fördermaßnahmen regelmäßig zu informieren, außerdem müssten zumindest neben den Ziffernnoten alternative Formen der Leistungsbeurteilung angewendet werden. Darüber hinaus müssen mindestens 25 Prozent der Lehrer der Schule über eine entsprechende Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Begabtenförderung verfügen. Dazu kommen eine Dokumentierung der durchgeführten Maßnahmen sowie eine Qualitätsüberprüfung durch schulinterne Rückmeldeverfahren bzw. eine mindestens dreijährliche externe Evaluation durch den Stadtschulrat.
Das Siegel soll laut Brandsteidl eher restriktiv vergeben werden: Sie rechnet zunächst mit nicht mehr als zehn Schulen, die ein solches erhalten. Aus Gründen der Qualitätssicherung wird es auch nicht unbegrenzt, sondern temporär auf maximal drei Jahre vergeben.
Die Wiener Grünen fordern in einer Aussendung Begabungsförderung als “selbstverständliche Praxis an allen Wiener Volksschulen”. Es müsse endlich “Schluss damit sein, sich immer wieder einzelne Volksschulen herauszupicken und ihnen den Stempel des Besonderen zu verleihen”, so Schulsprecherin Susanne Jerusalem.