Leuchten nach Deleuze: Installation von Brigitte Kowanz im Belvedere
Die abendliche Sicht vom Oberen Belvedere auf die Wiener Innenstadt ist eine Attraktion von großem Reiz. Bei der gestrigen Eröffnung der Fortsetzung einer im Frühjahr mit Gudrun Kampl begonnenen Serie von “Interventionen” wurde im Marmorsaal des Schlosses der Blick der Besucher jedoch ziemlich abgelenkt. Drei eigens konzipierte Lichtobjekte von Brigitte Kowanz waren nicht nur leuchtender Mittelpunkt des historisch bedeutsamen Saales und kontrastierten interessant mit dem barocken Raum und seinen Lustern, sondern spiegelten sich auch in den Fenstern, hinter denen die Lichter der Stadt nur mehr erahnbar waren.
Die in Wien lebende Lichtkünstlerin setzte sich für ihre aus den Objekten “Ins Unendliche”, “Ad infinitum” und “Die unendliche Falte” bestehende Installation nicht nur mit den speziellen räumlichen Gegebenheiten, sondern auch mit dem Buch “Die Falte. Leibniz und der Barock” des französischen Philosophen Gilles Deleuze auseinander. Ein Zitat daraus (“Die ins Unendliche gehende Falte ist das Charakteristikum des Barock”) hat sie als Morsezeichen in von der Decke hängende Neonlichter eingebaut. Auf dem Boden stehen dagegen eine Installation aus verschlungenen Lichtschlangen in Rot und Weiß sowie ein gläserner Kristall. Durch ein Spiegelsystem wird beim Hineinsehen das sinnlich wahrnehmbar, was in Leuchtschrift in seinem Inneren geschrieben steht: “ad infinitum”.
“Intervention: Brigitte Kowanz”,
Oberes Belvedere,
22. November bis 30. März 2008,
tgl. 10 bis 18 Uhr